Mag der Aufhänger für den Laien auch ziemlich hanebüchen klingen, das simple Grundkonzept sich alleine gegen eine Belagerung zur Wehr setzen zu müssen, ist ein wirksames, das war es schon in anderen Werken wie „Assault - Anschlag bei Nacht“. Und da sich Regisseur Kasper Barfoed und Autor F. Scott Frazier hauptsächlich auf die Psyche der Eingeschlossenen konzentrieren, einzig deren Perspektive betrachtend und der Suspense den Vorzug geben, anstatt der Actionszenen, kann man über das Ergebnis von „Numbers Station“ eigentlich nicht klagen. Manch einem mag er etwas zu routiniert ausgefallen sein, ich persönlich mag jedoch seine direkte, Kammerspiel-artige Umsetzung, die ohne großen zusätzlichen Schnickschnack auskommt, der wahrscheinlich eher pseudohaft das simple Geschehen aufgewertet hätte.
Im Raum steht ohnehin ein zum Grundszenario passender zusätzlicher Aufhänger, und das ist der Irrtum der Mathematikerin zu glauben der Agent wäre zu ihrem Schutz auf dem Stützpunkt engagiert. Emerson steht vor dem selben Dilemma, wie er es zu Beginn des Streifens stand. Erneut soll er wen Unschuldiges umbringen, damit der Stützpunkt aufgelöst werden kann. Die Codedierein weiß einfach zu viel. Ob Emerson die Tat aufgrund des Parallelereignisses seiner Vergangenheit lediglich vor sich hinschiebt, oder ob er tatsächlich erneut handfeste Gewissensbisse hat, weiß man aufgrund seiner Ausbildung nicht konkret, die Vermutung zu Letzterem steht jedoch relativ klar im Raum, so dass man nicht wirklich mit großen Überraschungen am Schluss rechnen muss. Zumindest sorgt gegen Ende ein Dialog mit wem ähnlicher Ausbildung für einen kleinen Einblick in die traurige „Nikita“-ähnliche Welt Emersons, letztendlich ist „Numbers Station“ jedoch recht oberflächlich gezeichnet und geht psychologisch, wie analytisch nicht genügend eigene Weg, um ihn aufgrund solcher Momente als tiefsinnig bezeichnen zu können.
Ob das Treffen mit dieser Art Arbeitskollegen ein Nachdreh zum besseren Verständnis für das Publikum war, weiß ich nicht. Es wäre jedoch gut möglich, werden doch auch innerhalb des Restfilmes immer wieder Szenen unnötig eingestreut, die noch einmal das verdeutlichen sollen, was längst klar war. Tonaufnahmen werden unnötige Bildrückblicke für den Zuschauer beschert, welche unsere Protagonisten nicht miterleben, Backflashs sollen an bereits erlebte Szenarien erinnern, obwohl das Storygerüst wie bereits erwähnt nicht sonderlich kompliziert ausgefallen ist, ständig wird dem Zuschauer eine Orientierung geboten, die nicht nur nicht nötig gewesen wäre, sondern dem Geschehen auch ein gutes Stück Authentizität kostet.
Rein von der Stimmung her hätte es dem Streifen zudem gut getan nicht zu zeigen, was bildlich während der Tonaufnahmen passiert ist. Das kurz vor dem Eintreffen unserer Helden Geschehene ebenfalls nur akustisch mitzuerleben, hätte der Situation einen Suspensemoment beschert, welcher die angespannte Atmosphäre noch eine Spur konsequenter hätte erscheinen lassen, so dass man sich näher mit den beiden Hauptfiguren hätte identifizieren können. Aber dieser Gedanke scheint heutzutage zu mutig für einen Film dieses Genres zu sein, dessen Hauptpublikum nach Produzentendenken scheinbar für solche Stilmittel zu einfach gestrickt ist. Wahrscheinlich darf man schon dankbar dafür sein in „Numbers Station“ nur die eine Seite mitzuerleben, ohne die Pläne der Gegenseite vor die Nase gesetzt zu bekommen.
Atmosphärisch genug ist das fertige Werk jedoch dennoch ausgefallen. Zudem ist es mit John Cusack gut besetzt, der angenehm routiniert erneut wen spielen muss, dessen Arbeit das Töten ist. Im selben Jahr von „Numbers Station“ agierte er wesentlich lahmer im mauen „Frozen Ground“, so dass man über das bisschen Mehrengagement, welches er hier an den Tag legt, bereits dankbar sein kann. Es reicht, damit der hier besprochene Film funktionieren kann, zumal Cusack über eine Ausstrahlung verfügt, die bereits reicht um eine Rolle zu stemmen, die charakterlich nun wirklich nicht sehr tief geht. Seine Spielpartnerin Malin Akerman wirkt eher wie das zu beschützende Anhängsel und hat nicht wirklich etwas Großartiges zu leisten. Das mag ein wenig schade sein, zeigte sie doch beispielsweise in „Nach 7 Tagen ausgeflittert“ was für gute Arbeit sie leisten kann, aber auch sie weiß im zurückhaltenden Modus zu überzeugen und wirkt zudem immerhin sympathisch auf den Zuschauer.
Dieser Faktor ist auch nicht zu unterschätzen, eben weil man von der Identifikation her an den Agenten gebunden ist, und so den inneren Konflikt Emersons mitempfinden darf. Dies zwar oberflächlich gehalten wie alles im Film, ein besseres Drehbuch hätte einen richtig tiefgründiges Geschehen aus dem Psychospiel der kompletten Situation gemacht, gerade wenn man nur zwei Figuren im Fokus hat, letztendlich reicht das in seiner Lightversion Vorgetragene aufgrund einer stimmigenen Umsetzung aber bereits aus, um einem Publikum mit wenigen Erwartungen den kleinen Thriller für zwischendurch zu bieten. OFDb
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