So richtig wusste man in der Mitte der 80er Jahre noch nicht wie man den talentierten Komiker John Candy in den Kinobereich einbinden könnte. Eine alleinige Hauptrolle traute man ihm nicht zu, meist durfte er Randfiguren verkörpern wie in „Alles hört auf mein Kommando“ oder in „Zum Teufel mit den Kohlen“. Wenn er dann mal eine Haupfigur mimen durfte, dann stets im Partnergewand, wie in „Ein Ticket für zwei“ mit Steve Martin an der Seite, oder wie in dem hier besprochenen, weit weniger bekannten „Zwei unter Volldampf“, in dem er Eugene Levy zur Seite gestellt bekommt, der hierzulande erst spät durch die Rolle des Vaters in der „American Pie“-Reihe berühmt werden sollte.
Beide machen nicht gerade den Eindruck die Idealbesetzung für eine Buddy-Actionkomödie zu sein, und tatsächlich wirken sie in den härteren Szenen wie die Waschlappen-Variante von „Lethal Weapon“. Allerdings kommt es „Zwei unter Volldampf“ zu Gute, dass trotz der Regie Mark L. Lesters, der eher für harte Stoffe wie „Die Klasse von 1984“ steht, der Komödienfaktor weit mehr in den Fokus rückte als der Bereich der Action, was die Mitarbeit von Harold Ramis am Drehbuch verdeutlicht, der in den 80er Jahren für so manchen Komödienerfolg zuständig war. Lesters Film konzentriert sich auf das Losersein seiner beiden Hauptfiguren und fährt damit, gerade mit Blick auf die Ausbildung zum Sicherheitsbeamten und der damit verbundenen trotteligen Gruppe Mitauszubildenden, im Fahrwasser der zur Entstehungszeit erfolgreich laufenden „Police Academy“-Welle mit.
Candys Figur wirkt ein wenig unausgegoren, womit ich auf die Einleitung dieses Artikels zurückkomme. In der ersten Szene ist er ein Feigling ohne Selbstbewusstsein, im Rest des Filmes ist er der zwielichtige, aber mit dem Herz am rechten Fleck agierende, Sprücheklopfer, der für einen erfolgreichen Einsatz alles geben würde, selbst wenn er dafür, wie die LKW-Szene im Stau verdeutlicht, mehr Leben riskiert als es zu retten gilt. Hin und wieder darf Candy etwas zotiger agieren, z.B. wenn er als dicke Tunte getarnt herumschwulen darf. Meist aber bleibt er der unnütz wirkende Angeber, der schlechte Umgang der Rolle Eugene Levys, wie die Rolle Meg Ryans an einer Stelle des Films zu früh anmerkt, lange bevor der Charakter Candys tatsächlich so wirkt wie er abgestempelt wird. Der gutmütige Trottel, die Paraderolle Candys, bleibt diesmal fast gänzlich zu Hause, was zur Abwechslung aber auch einmal okay ist.
Eugene Levy bleibt überraschend blass, obwohl er doch schon lange vor „American Pie“, z.B. in seiner kleinen Rolle in „Ein Geschenk des Himmels“, beweisen durfte wie lustig er sein kann. Tatsächlich mimt er hier nur den Ängstlichen, der vom Sprücheklopfer stets zu Heldentaten verführt werden muss, auch wenn diese, mit ehrlichem Blick auf das Ablenkungsmanöver der vielen chaotischen Füllszenen, recht rar gesät sind und selbst im Finale, wenn er über sich hinaus wächst, noch immer nicht ganz überzeugen wollen. Meg Ryan ist hier eigentlich nur unnötiger Anhang. Aufgrund ihrer wenigen Szenen und der vergessenen Vertiefung ihres Charakters versteht man nie so ganz, warum sie irgendwann anfängt den beiden Unglücksraben zu helfen. Und selbst wenn sie dies tut, erlangt ihre Rolle nie eine wirkliche Bedeutung. In „Die Reise ins Ich“ durfte sie kurz darauf bei ähnlicher Rollenposition weit mehr Einfluss auf eine Handlung nehmen als hier noch.
Wenn man nun noch bedenkt dass die Actionszenen in ihrer Extreme nicht wirklich mit der Leichtigkeit der Restszenen harmonieren und der billige, austauschbare 80er Jahre-Soundtrack endgültig die härteren Szenen nur routiniert umgesetzt erscheinen lässt, darf man sich schon wundern, dass „Armed and Dangerous“ (Originaltitel) eigentlich ein recht sympathischer, wenn auch austauschbarer und nicht lange im Gedächtnis heften bleibender, Film ist, der gerade in der ersten Hälfte mit manch schlichter, aber humorvollen Idee zu punkten weiß. Glücklicher Weise macht bereits die Einstiegsszene mit der Katze auf dem Baum recht deutlich was man vom Restfilm zu erwarten hat. Man sichtet dort einen lustigen Candy in einer Szene, aus der man in einer guten Komödie weit mehr geerntet hätte. Es reicht um simpel zu unterhalten, aber eben nicht für eine wahre Empfehlung. In schwächeren Szenen zuckt man mit den Achseln, in besseren grinst man vor sich hin, trotz aller Einfältigkeit und dem Fehlen wahrer zum Lachen einladender Pointensetzung.
Mark L. Lester inszeniert das unbeholfene Stück Action-Komödie recht solide, lässt die Klischees und Stereotype für sich selber wirken und lässt mittendrin die Sprüche klopfende Naturgewalt John Candy auf das Szenario los, in der Deutschfassung ein wenig gewöhnungsbedürftig synchronisiert, aber das passt ja recht gut zur ungewöhnlich ausgefallenen Rolle des kanadischen Komikers, der sonst eher die sympathische Art Loser-Typ mimen durfte. Zwar fragt man sich hinterher bei so viel dünner Luft warum „Zwei unter Volldampf“ trotz dem Fehlen großer Ideen und Gags und trotz seiner enorm klingenden Makel so unterhaltsam zu schauen war, aber das war er nun einmal, warum sollte ich es ihm nun abstreiten, nur weil theoretisch alles dagegen spricht? OFDb
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