Dass sich die Geschehnisse in „The Walking Dead“ mittlerweile immer weniger zentral mit der Zombiethematik beschäftigen, sondern stattdessen mehr denn je mit zwischenmenschlichen Konflikten, gefällt manch frühem Anhänger der Serie nicht und wird gerne als Missstand bezeichnet, den es zu beheben gäbe. Ich kann mich diesem Denken nicht anschließen, finde ich es doch beeindruckend, dass die Verantwortlichen der Serie den Mut besitzen das Szenario diesbezüglich konsequent weiterzudenken, in einer Welt, die nun seit Jahren zerstört ist. Selbstverständlich muss es wieder zu einzelnen Zivilisationen kommen, und geradezu typisch Mensch muss es in solch einer Zeit wieder zu Kriegen und Unterdrückungen kommen.
Ich kann das Bedauern vieler Fans insofern verstehen, als dass in der siebten Staffel die Welt oftmals den Eindruck macht, wieder ein sicherer Ort zu sein. Da wird zwischen den Orten gependelt, ohne Angst davor zu haben ob man überhaupt lebend ankommt. Ein Pfarrer kann schmollend mitten in der Einöde aus einem Fahrzeug steigen und alleine zu Fuß zurück nach Hause laufen. Und die langlebigen Helden der Serie sehen im Kampf gegen eine Horde Zombies keinerlei Probleme mehr, so alltäglich ist das Niedermetzeln der Toten geworden. Die Gefahr, die von den Zombies ausgeht, wird nicht mehr wahrgenommen. Ach, heute sind es nur acht, die es niederzustrecken gilt. Da fehlt der Respekt vor der Gefahr, eben jene Thematik, die Romeros „Zombie“ u.a. so hervorragend zu thematisieren wusste: der Fall nach der Überheblichkeit, das Verkennen der Gefahr aufgrund der Gewöhnung nach einigen Siegen. Hier kann man nur hoffen, dass eine der kommenden Staffeln diesbezüglich Aufräumarbeit leistet, so wie es die zweite Staffel damals mit all dem schöngemalten Übel der ersten Staffel tat.
Es ist diesmal nicht so wie dort, dass „The Walking Dead“ zu einer sehenswerten Serie gerettet werden muss. Denn trotz dieses Kritikpunktes und manch anderer Trivialitäten, welche die Serie in ihrer Seifenopern-Art und dem romantisierten Ehrenblick auf Kampf, Krieg und Opfergabe zu einer verträumten Version eines düsteren Stoffes macht, weiß auch die siebte Staffel von „The Walking Dead“ für einen Mainstreamstoff gut zu unterhalten. Mag es an vielen Stellen auch an Mut fehlen dem Geschehen glaubwürdige Konsequenzen zu bescheren, die der Stammzuschauer nur schwer verarbeiten würde (das ständige Verschonen diverser Hauptfiguren, trotz der anfänglichen Härte Negans), auf versimpelter Ebene verstören die Entscheidungen der Autoren in härteren Momenten aber noch immer. Und auch die nicht zu knapp ausgefallenen zwischenmenschlichen Szenen sind weiterhin emotional genug ausgefallen, um mit den Figuren mitfühlen zu können, anstatt im stumpfen Sumpf theoretischer Theatralik zu versinken.
Zugegeben, bedeutende Zombieszenen gibt es wenige, aber sie sind für die zu erzählende Geschichte in größerer Menge auch nicht vordergründig wichtig, und es ist gut, dass die Autoren sich dessen bewusst sind. Kommt es hin und wieder zu einem erzählenswerten Kampf gegen die Untoten, sind die Szenen zumindest beeindruckend ausgefallen, anstatt zu einer Standardprozedur zu werden, die auf Dauer langweilen könnte. Ansonsten liefert Staffel 7 eine aufwühlende Geschichte erzählt aus einer hoffnungslosen Perspektive und beeindruckt wieder einmal mit dem Mut zur detailreichen Langsamkeit seines Szenarios, so dass man sich am gelungenen Schluss der Staffel wundern darf, auf welch halbem Wege, wenn überhaupt, die zu erwartende Geschichte überhaupt erst stattgefunden hat, nach diversen Überraschungen nicht wissend, ob es überhaupt weiter geht wie vermutet.
Erneut lässt man sich Zeit für die Entwicklung von Nebenfiguren und jenen, die nun zwischendurch zu solchen werden, erneut gewährt man scheinbar zweitrangigen Figuren ganze Episoden, so dass Rick und seine Haupttruppe hin und wieder für ganze Folgen weggeblendet werden, und erneut wird unser Blick auf die Endzeitwelt und ihre Bewohner erweitert und um weitere interessante Figuren ergänzt. Mag die letzte Folge der vorangegangenen Staffel auch etwas geschwächelt haben und die Einstiegsfolge der hier besprochenen Staffel als Fortführung beagter letzter ebenso, ab Episode 2 gewinnt die Erzählung wieder an Kraft, besitzt zwar einige Schwächen mehr als Staffel 6, aber allein die Geschichte um den mir zu schwätzig ausgefallenen, sonst aber überzeugenden, Negan und seiner Armee ist ein Selbstläufer für sich, eben weil ein Imperium hinter allem steht, das nur schwer aufzubrechen sein wird. OFDb
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