Inhaltlich klingt das Ganze nach einer Back-Version von "Chucky - Die Mörderpuppe", nur dass der Killer diesmal als Lebkuchenmännchen anstatt als Spielzeugpuppe zurückkommt. Sogar die Flucht in einen kleineren Körper stimmt mit dem Vorbild überein. Aber wer Horror-Produzent Charles Band kennt, der weiß dass dieser nie etwas in der Qualität besagten Vorbildes abliefern würde, das hat er nicht einmal bei dem ein Jahr nach diesem erschienenen "Puppet Master", welcher die Idee um mörderische Puppen beim Good Guy damals ganz bewusst nachahmte. So oder so, die Idee die niedliche Backware als Killer auf eine Gruppe Leute loszulassen klingt ähnlich drollig wie es in "Jack Frost" mit einem mordenden Schneemann zu tun zu haben, oder in "Der Kühlschrank" mit einem mörderischen Kühlschrank. Das Ganze noch in den Händen Charles Bands gesehen machte Mut, zumindest für mich, gehöre ich doch zu der Ausnahme die seine Filme gern sichtet.
Doch auch wenn die Produktionsbedingungen wieder typisch Band sind und eine simple Monsterpuppe gegen eine handvoll mau bis schlecht spielender Mimen auf engem Raum kämpft, und die Laufzeit nur deshalb halbwegs auf Spielfilmlänge gepuscht wurde, weil der Abspann diesmal, sofern man die Vorstellung der Schauspieler in Wort und Bild dazu zählt, 10 Minuten läuft, wirklich anschauen wie ein typischer Band-Film will sich "The Gingerdead Man" nicht. Der Film, dessen Titel ein Wortspiel zur englischen Bezeichnung für Lebkuchenmann darstellt, den Gingerbread Man, atmet nicht den Charme vieler seiner anderen Produkte. Das Geschehen ist trotz des grundlegenden Aufhängers zu ernst angegangen, der Lebkuchenmann ist lediglich ein optisch nicht wirklich was hergebender, lauter Asi wie die "Triloquist"-Puppe, ohne den Restcharme zu besitzen, den zumindest noch die Babypuppe aus "Demonic Toys" trotz ihrer Grenzwertigkeit hinbekam. Ohne besagte Sympathie zum Fast Food Schnellprodukt aus Bands Horrorküche fallen nun auch die Ungereimtheiten des Streifens extremst negativ auf, sind sie doch zu dominant ausgefallen um sie gütigst übersehen zu können.
So gibt es beispielsweise anfangs keinen Grund, und später nur einen idiotischen, die Bäckerei nach der ersten Attacke (und auch in jeder Situation danach) nicht zu verlassen. Die Story orientiert sich daran, dass man es von Horrorfilmen gewohnt ist, dass diese sich an einem begrenzten Ort abspielen. Unsere Gruppe von Opfern des Lebkuchenmannes wurde jedoch nicht eingesperrt oder von der Außenwelt abgekapselt, außer telefonisch, und selbst wenn eine Frau später ärztliche Hilfe benötigt, so wird nie der Weg nach draußen in Betracht gezogen - bis zu jenem Zeitpunkt, in welchem sich die böse Bitch des Streifens zu diesem Schritt entscheidet und in eine tückisch aufgebaute Todesfalle des Bösewichts landet. Dies veranlasst den Helden der Geschichte sogleich zu vermuten, der Killer habe überall Fallen im Haus aufgebaut, warum auch immer. Aber mit Denken haben es die Protagonisten in diesem Streifen ohnehin nicht, stellt man doch z.B. geschätzte 15 Minuten nach einer Begegnung mit dem mörderischen Gebäck die Frage, ob er von dieser Welt ist, oder nicht doch schwarze Magie im Spiel sein könnte.
Derartiger Nonsens häuft sich, leider inmitten einer eher unsympathisch ausgefallenen Umsetzung, so dass aus dem Unsinn nicht der sprudelnd unfreiwillig komische Trash wird, den man alternativ zu einem absichtlich gelungenen Ergebnis noch erhoffen könnte. Zwar bleibt bei einem geduldigen Publikum immer noch Restinteresse für das Geschehen bestehen, so dass man nicht wirklich von einem missglückten Werk reden könnte, aber letztendlich will die Chemie nicht wirklich stimmen. Die Inszenierung hätte in ihrer Ernsthaftigkeit und dem zu krassen Asiton der eigentlich niedlichen Figur auf einen weniger bescheuerten Killerrückkehrer gepasst, aber nicht auf die schrullige Idee eines mordenden Lebkuchenmännchens. Da die Charaktere diesmal so gar nicht interessieren, fällt um so mehr ihr Leergeschwätz auf, welches eine tatsächliche Handlung ersetzen soll. Zu belustigen weiß gelegentlich der falsche Zeitpunkt solcher Aktionen, so z.B. der Flirt während der Suche nach dem Killer, der schnell vergessen ist beim süßlichen Wortwechsel, obwohl er jederzeit zuschlagen könnte.
Aber in einem Film, nach dessen Logik Mama nach etwa einer Stunde aus dem heiß laufenden Backofen lebendig gerettet werden kann (freilich ohne Dampf beim Öffnen von diesem entstehen zu lassen und auch ohne verbrutzelt auszusehen), wohingegen der Mörder in weniger als einer Minute in einem solchen stirbt, hängt man sich an solchen Kleinigkeiten nicht mehr auf. Der Wahnsinn regnet pausenlos auf den Zuschauer nieder, und der kann es aufgrund der eher drögen Umsetzung nicht genießen, in der Theorie zumindest halbwegs. Wirklich geglückt ist "The Gingerdead Man" eigentlich nur in jener Szene, in welcher der dürre Amateurcatcher Butcher-Baker den Lebkuchenmann bekämpft, indem er ihn futtert. Das ist aufgrund der dabei entstehenden Blutsudelei, des Ignorieren dessens und dem Ritual zu Lebkuchen Milch zu trinken derart grotesk ausgefallen, dass diese Situation zu gefallen weiß. Hier atmet der Streifen die Luft von Bands schrägen Welten, der Rest ist maue Horrorroutine, die jeder andere Vieldreher ebenso hinbekommen hätte. OFDb
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