23.11.2019

REPO MEN (2010)

Zwei Jahre nach dem Gothic-Musical "Repo - The Genetic Opera" greift wer anders die morbide Idee um Rückholer in Zahlungsverzug geratener Fremdorgannutzer auf, um diesmal eine Science Fiction-Satire abzuliefern, die in nicht all zu ferner Zukunft spielt und die Gesellschaft von heute kritisch hinterfragen soll. In der hier aufgezeigten Zukunftsmentalität, insbesondere die beiden zentralen Repos betreffend, zeigen sich einige Parallelen zu Kubriks Vision aus "Uhrwerk Orange". Gerade in der Frühphase von "Repo Men" atmen beide Film oft die gleiche Luft. Für die Hauptrolle konnte man Jude Law verpflichten, der 13 Jahre zuvor bereits erfolgreich die Hauptrolle in dem Kino-Hit "Gattaca" verkörperte und somit für gesellschaftskritische Blicke auf eine perverse, aber nicht unwahrscheinliche Zukunft, bereits Erfahrung mit an Bord bringen konnte. Zur Seite setzte man ihm Forest Whitaker, zunächst als Kumpel und dann als Rivalen, eine Rolle in welcher der oft zu brav besetzte Mime endlich wieder zeigen konnte, was alles in ihm steckt.

Während die erste Phase der Geschichte zunächst den Eindruck des immer wieder variierten Plots aus "Fahrenheit 451" und Co macht, überrascht der Film nach anfänglicher Bestätigung mit unerwarteten Wendungen, die, so wie dargeboten, individuell anmuten, auch wenn sie es nicht wirklich sind. Die Art der Umsetzung, der Stil, die Tonart des Ganzen, sind es, die das Geschehen so frisch und positiv schauen lassen. Laute Töne mischen sich mit geistreich unauffälligen, Poesie und Brutalitäten gehen Hand in Hand, Sinnlichkeit und gesellschaftliche Perversitäten dominieren gleicher Maßen den Film, all diese Gegensätze gehen so harmonisch und bezaubernd miteinander einher, so als würde man sich in einem asiatischen Werk dieser Art befinden. An "Repo Men" ist alles durchdacht, mal wahrhaft geistreicher Natur, dann wieder nur Bauerntricks des Mainstream-Kinos ausspielend, am Ende aber ein Ergebnis über dem Standard abliefernd. Miguel Sapochniks Zukunftsvision ist Science Fiction-Kino wie es sein soll: kurzweilig, geistreich, pointiert und fantasiereich. Man kümmert sich neben der wichtigen Handlungsaufhänger zudem um gut gezeichnete Charaktere und sehenswerte Bildkompositionen. Da wird auch gerne mal bei Größen wie "Metropolis", "Blade Runner" und "Brazil" abgeguckt, aber dieser Mix aus Ideenübernahmen und eigenen, sowohl inhaltlich, wie inszenatorisch, weiß zu gefallen und bildet ein überzeugendes eigenes Flair, welches "Repo Men" zu einem eigenen modernen Klassiker seines Genres macht.

Wie es sich für einen gut gemachten Kinofilm gehört, warten innerhalb eines ohnehin schon gelungenen Werkes die Höhepunkte im letzten Drittel. Optisch wäre da der schwarz gekleidete Auftritt innerhalb des weiß gekleideten Labors zu nennen, oder die Ausweideszene, die nicht nur vom Look her ein Augenschmaus ist, sondern auch ein morbides Szenario in einen romantischen Moment verwandelt. Aber auch der sehenswert choreographierte Kampf vor der rosa Tür, der die bisherige ohnehin schon für einen FSK 16-Film recht hohe Brutalität noch einmal hoch schaukeln lässt, ist ein Augenschmaus für sich. Auch in seiner Cleverness weiß dieses letzte Drittel zu gefallen, bietet es doch nicht nur großartige Wendungen, sondern auch einen gewitzten Umgang mit der Glaubwürdigkeit des Plots, den man ohne zu spoilern nicht all zu sehr vertiefen kann. Nur so viel sei verraten: die bisherige Bodenständigkeit eines durch Satire überspitzen Stoffes, wird aus einem bestimmten Grund ab dort mit Füßen getreten. Begreift man dieses absichtliche Spiel mit Filmklischees und damit einhergehend mit der Glaubwürdigkeit innerhalb der filmeigenen Gesetzmäßigkeiten, bereitet eine Zweitsichtung dieses wundervollen Filmes gar noch mehr Freude als die erste. Ohnehin fällt "Repo Men" intelligenter aus, als er zunächst scheint. Das sieht man allein daran, dass fast jegliches persönliches Schicksal und die Verarbeitung der jeweiligen Person dessen an der ignoranten Gesellschaft der Zukunft gebunden sind und damit als Selbstverschuldung gar nicht erst erkannt werden.  Von meiner Seite aus ist "Repo Men" aus diesen Gründen und vielen anderen definitiv zu empfehlen, und ich kann es kaum glauben, dass es so lange gedauert hat, bis ich ihn für mich entdeckt habe.  OFDb

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