Zur Thematik der Necrophilie gibt es mittlerweile eine erstaunliche Anzahl an Filmbeiträgen, nicht nur verteilt auf das Horror-Genre. Buttgereits Tabu-brechendes Original "Nekromantik" diente dem hier besprochenen Film als Vorbild, nicht nur aufgrund seiner Amateurfilm-Herkunft, auch orientiert am psychologischen Umgang und an der doch recht stark übereinstimmenden Handlung. Was wirklich Neues hat Tom Heidenberg mit seiner ersten Regiearbeit nicht abgeliefert, die direkten Bilder, die sein Werk liefert, sind allerdings wirklich schwer verdaulich, kein Wunder, ist sein Streifen doch ein Undergroundfilm für ein sehr spezielles Publikum, dem nichts mehr so leicht den Magen umdreht. Sich freizügig zeigende, mutige Darsteller sorgen für ein möglichst realistisches Agieren im sexuellen Bereich, zwei Arten von Leichen, die eine frisch, die andere vermodert, lassen die Art der Provokationen auf verschiedenen Ebenen zu.
Leider geht es kaum um mehr, als um Provokation. "Necrophile Passion" ist ein reißerischer Film, der beim Sexualakt auch stets Blut eine wichtige Rolle spielen lässt und ständig um Schauwerte bemüht ist, freilich auch nackter Natur. Zwar versucht man der Rolle der für einen Amateurschauspieler gar nicht schlecht agierenden Hauptfigur einen tragischen, analytischen Hintergrund zu bescheren, doch fehlt es den Verantwortlichen des Streifens an wahrer Empathie. Was sie hierzu abliefern ist keinesfalls tiefgründig, berührend und nachvollziehbar. Stattdessen wirkt die Psychologie zu gewollt, zu bedeutungsschwanger, einfach zu sehr nach Hausfrauen-Psychologie, eben das was heraus kommt, wenn man sich ohne Einfühlen in die Thematik fragt was einen zu solch einem Verlangen ziehen mag, bzw. woher die Veranlagung für eine derartige Grenzüberschreitung herkommen mag.
Auch wenn dies in seiner Dramaturgie nicht glaubwürdig erscheint, für einen reißerischen Undergroundfilm geht auch das in Ordnung, verleiht es dem sauber abgefilmten Werk doch wenigstens etwas Mehrwert, so dass man nicht einfach nur Sexualprovokationen und Blut vorgesetzt bekommt. Dass sich "Necrophile Passion" auch in den selbstquälenden Szenen des Protagonisten nicht dröge guckt, obwohl dieser oft nur herumsitzt und einer fremden Stimme in seinem Inneren lauscht, liegt neben dem brauchbaren Schauspiel Günther Brandls an der passenden Musikuntermalung, die nicht so plump ausgefallen ist, wie im Amateurfilmbereich üblich. Einen wahren empathischen Touch fehlt auch ihr, das Ergebnis der stilleren Lieder ist noch immer einen Hauch zu dahingedudelt, aber der Stil geht in die richtige Richtung. Die Vor- und Abspannmusik ist im Vergleich gelungener ausgefallen, insgesamt weiß aber ohnehin der komplette aus vier Liedern bestehende Soundtrack das Gezeigte treffend zu untermalen.
"Necrophile Passion" mag nichts Besonderes im Meer deutschsprachiger Amateurfilme sein, eben auch weil es bereits "Nekromantik" gibt, erfreulicher Weise ist er aber nicht so dahingeschludert ausgefallen wie manch andere Hobby-Beiträge, Bild und Ton wissen zu gefallen, und durch das Fehlen langweiligem, ewig anzuschauenden Gemetzels, wie für den Undergroundbereich eigentlich üblich, macht das erfreuliche, nur 50 Minuten lang laufende Ergebnis für Freunde abartiger Grenzerfahrungen auch relativ Spaß. Ein ernstzunehmender Beitrag dieser verstörenden Thematik ist er in seiner zu reißerischen und psychologisch oberflächlichen Art jedoch nicht. Dafür guckt sich das Ergebnis dann doch zu bemüht. Dass er sich trotz ernster, staubtrockener Umsetzung jedoch selbst nicht bis zur letzten Konsequenz all zu ernst nimmt, beweist der Streifen mit seiner augenzwinkernden, schwarzhumorigen Schlusspointe, die endgültig beweist, dass psychologische Glaubwürdigkeit nicht zu den Talenten der hier Verantwortlichen zählt. Unabhängig davon hat mit der Schluss jedoch gefallen. OFDb
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