30.12.2019

IM STAHLNETZ DES DR. MABUSE (1961)

Nach drei Mabuse-Filmen Langs geht die Figur des Superverbrechers nun unter anderer Regie als direkter Konkurrent der erfolgreichen Wallace-Reihe in Serie, vom Unterhaltungswert her so leicht angelegt, wie der Vorgänger "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse". Unter der Regie Reinls, der auch den Nachfolger "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" ein Jahr später inszenieren sollte, ist das Ganze nicht derart überzeugend umgesetzt wie der erste reine Trivialfilm um das Verbrechergenie. Über hypnotische Fähigkeiten braucht der wandlungsfähige Mabuse mittlerweile nicht mehr verfügen. Mit "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" beginnt die Spielerei um irre Erfindungen, die der Verbrecher zum Erlangen seiner Herrschaft nun von Film zu Film variiert einsetzt. Den Beginn macht eine synthetische Droge, die Menschen willenlos macht und quasi fremd-programmiert. Das macht zwar keinen Unterschied zur Hypnosekunst des Originals, aber um Sinn und Verstand geht es hier ohnehin nicht mehr, ist das Buch doch gespickt mit Unsinnigkeiten und Widersprüchen, ganz besonders im Verhalten Mabuses, dessen Identität wieder einmal erraten werden darf.

Dass er nicht mehr über die hochgradige Intelligenz des Täters der ersten beiden Filme "Dr. Mabuse, der Spieler" und "Das Testament des Dr. Mabuse" verfügt, braucht nicht zu verwundern, steckt hinter der Tarnidentität doch nicht ein ins Leben zurück gekehrter Dr. Mabuse, sondern jener Mann, der sich in "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" dessen Namen und Verbrechen entliehen hat und lediglich tot geglaubt war. Dass "The FBI vs. Dr. Mabuse" (Alternativtitel) auf ähnliche Weise endet wie der Vorgänger, gereicht ihm zum Vorteil, eben weil nun die eigentliche 60er Jahre-Reihe losgeht, und da spielt die Brauner-Produktion am Schluss mit offenen Karten, mittels einer Aufnahme einer Menschenmasse, um zu suggerieren, dass Mabuse, sofern er noch lebt, jeder von ihnen sein kann. Es ist dieser verspielte Ton, der auch die schwächere Variante des Stoffs noch immer unterhaltsam werden lässt. Zudem hat man die Idee aus "Das Testament des Dr. Mabuse" zurück entdeckt, dass der Verbrecher nicht offen mit seinen Kumpanen arbeitet, sondern wieder als Phantomchef fungiert, dessen Identität auch seinen Untergebenen nicht bekannt ist. Derartige Bezüge zu Langs Ideen wissen zu gefallen.

Lex Barker ist in Sachen Charisma nicht Peter van Eick, darunter leidet die obligatorische Liebesgeschichte. Aber zumindest weiß die Hauptrollen-Besetzung mit Gert Fröbe zu versöhnen, der diesmal nicht als Kommissar Krass, sondern stattdessen als Kommissar Lohmann unterwegs ist, jener Polizist, der in Langs zweitem Film den Fall löste. In eben dieser Rolle sollte Fröbe auch ein Jahr später in der Neuverfilmung "Das Testament des Dr. Mabuse" zurück kehren, also im selben Jahr, in welchem Reinl seine Fortsetzung zum hier besprochenen Teil nachreichte. "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" heißt auch Werner Peters aus dem Vorgänger wieder willkommen, in einer anderen Rolle besetzt, aber freilich zwielichtig wie eh und je charakterisiert. Dieser und andere Trümpfe lassen aus "Phantom Fiend" (Alternativtitel) ein unterhaltsames Vergnügen werden, dem es nicht an Tempo mangelt. Im Vergleich zum Vorgänger kommt der Film jedoch unausgegorener und unsinniger daher, und ihn mit einem der ersten beiden Lang-Mabuses zu vergleichen wäre lediglich unfair, will Reinl doch nichts weiter abliefern als unterhaltsames Trivial-Kino.  OFDb

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