01.01.2020

DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE (1962)

Dachte ich zunächst Klinglers "Das Testament des Dr. Mabuse" sei lediglich eine Neuverfilmung von Fritz Langs 1933 inszenierter, gleichnamiger Fortsetzung von "Dr. Mabuse, der Spieler", so entpuppt sich der Streifen als Fortsetzung des im selben Jahr veröffentlichten "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse". Der Film ist Quasi Remake und Fortsetzung in einem, eine herrlich skurrile Idee inmitten einer Filmreihe, die mit ihrem völlig kunstbefreitem Eintritt in die Trivialfilmwelt der 60er Jahre ohnehin auf immer groteskere Ideen abonniert war. Der hier besprochene "Das Testament des Dr. Mabuse" guckt sich dementsprechend kompatibler mit den anderen Werken dieser Reihe besagten Jahrzehnts, als es das Original tut, leidet aufgrund des Personenunterschieds der beiden Mabuse-Identitäten, von der eine stets im Schatten des wahren Genies stand, allerdings auch unter Ungereimtheiten. Der Mabuse seit "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" war alles andere als ein Genie, es war ein Dilettant, der sich die Ideen des verstorbenen Verbrecher-Genies zu Nutze machte. Nun ist er doch hoch intelligent, und auch auf die Idee der überragenden hypnotischen Fähigkeiten des Mannes wird wieder gebaut.

Da hier ohne wirklichen Anspruch gearbeitet wird, leidet Klinglers Werk nicht unter der unausgegorenen Herangehensweise. Ganz im Gegenteil weiß seine verspielte Art mit der Fortführung des Trivialen, sowie der Wiedererzählung einer intelligenteren Geschichte, zu gefallen, schaut sich der Streifen aufgrund letztgenanntem Antriebs doch pfiffiger als seine Vorgänger seit "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse". Letztendlich sind jedoch die aus dem Originalfilm entliehenen pfiffigen Ideen weit reißerischer eingefangen als dort. Was Lang subtil einzuweben wusste, muss hier in flottem Tempo und geradeaus ausgesprochen eingefangen werden. So werden nicht nur angedeutete Fakten der 33er-Version hier klar heraus formuliert, auch im Ungewissen schwebende Möglichkeiten, die den Zuschauer von einst lediglich vermuten ließen, werden nun zu eindeutigen Fakten. Nicht nur diese direktere Art unterscheidet den Streifen von Langs "Das Testament des Dr. Mabuse", Klinglers Werk bietet eigene Ideen, gerade zu Anfang und kommt, gerade gegen Ende, weit sadistischer daher, was aber hervorragend ins reißerische Bild der Neuverfilmung passt.

Gert Fröbe ist hier zum dritten und letzten Mal in einem Mabuse-Film besetzt. Holte man sich im Vorgänger wen anders für die Ermittlungen, macht sein Einsatz im wahrscheinlich zeitgleich entstandenem Film (wohl der Grund warum er im Vorgänger nicht mitspielt) mehr Sinn, da er doch seinerzeit in "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" als hervorragend passender Ersatz für den im Vorgänger spielenden Otto Wernicke besetzt wurde, der ihm im Aussehen und der ruppigen Art stark ähnelte. Nun darf die ähnliche Besetzung einen direkten Vergleich stand halten, und da wissen beide Darsteller gleichermaßen zu gefallen, auch wenn Fröbe weit entspannter inmitten einer pulpigen Version eines einst anspruchsvollen Stoffes spielen darf, was beispielsweise die Elektroschock-Szene zeigt. Professionelles Spiel wurde nur bis zu einem gewissen Grad gebraucht, auch hier zeigt sich der Trivialfilm-Charakter eines Werkes, der sich aber auch der Pluspunkte einer entspannteren Herangehensweise bewusst ist. Mabuse tatsächlich dabei zuzusehen, wie er den Arzt manipuliert, ist das beste Beispiel für ein gelungenes Szenario, das davon lebt, dass es eben nicht subtil erzählt ist und mehr zeigen darf als der Film, den er kopiert. Freilich kommt Klinglers "Das Testament des Mabuses" qualitativ nicht an das Original heran, aber er ist ein sympathisch ernst dargebotenes Narrenstück, das sich seiner Natur bewusst ist und meist dank der Nachahmung trotzdem noch einmal im direkten Vergleich anspruchsvoller daher kommt, als seine beiden Vorgänger. Einzig unangenehm ist mir hier nur das Verheizen von Harald Juhnke aufgefallen, mit dem ein erneuter Versuch angegangen wurde, den Eddi Arent-Humorpart der Wallace-Reihe auf die Mabuse-Reihe zu übertragen. Ansonsten sind die Anbiederungsversuche an die Konkurrenz hier weit weniger zu bemerken, als in den beiden Mabuse-Filmen zuvor.  OFDb

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