Nachdem bislang jeder triviale Teil der 60er Jahre Mabuse-Reihe bei lockerer Herangehensweise zu unterhalten wusste, bekommt sie mit "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse" erstmals einen Tiefpunkt beschert, keinen dessen Inhalt und Herangehensweise völlig uninteressant ausgefallen wäre, aber mit deutlicheren Schwächen versehen als zuvor - auch in der Inszenierung. Paul Mays maues Ergebnis kann man nicht einzig auf die offensichtlich vorhandene Geldknappheit zurück führen, die dem Film kaum tatsächliche Schauwerte bietet. Er setzt der mageren Chose zudem mit einer oft trägen Umsetzung noch eins drauf. Dialoge wirken wie aufgesagt, Walter Rilla mimt und spricht seinen Mabuse im Halbschlaf, ohne ihm dämonische Blicke zu gönnen, oft sitzen die Protagonisten lahm herum und redet trocken über Ereignisse und (viel zu schnell gewonnene) Erkenntnisse, die man auch auf flottere Art hätte einbringen können. Die jungen, weiblichen Figuren und der damit verbundene obligatorische romantische Part, sind nicht von Bedeutung für die Geschichte und dementsprechend auch austauschbar besetzt. Die Musik und der Plot mögen einen Teil der harten Welle suggerieren, "Dr. Mabuse vs. Scotland Yard" (Alternativtitel) kommt jedoch trotz gelegentlicher Schießereien zu brav für diese daher, oftmals sogar arg bieder anmutend, gerne dann wenn sich der Streifen äußerst locker gibt.
Um die Identität Mabuses wird diesmal kein Geheimnis gemacht, was ich für eine sinnvolle Entscheidung im x-ten Teil halte, von dem man damals sicher dachte, dass ihm noch etliche folgen würden. Leider agiert Mabuse jedoch ebenso offen vor seinen Untergebenen, sprich er ist nicht nur dem Zuschauer bekannt, er ist auch nicht mehr der anonyme, zu fürchtende Arbeitgeber. Oft wirkt er glatt wie ein Kumpel und fragt sogar in einer Szene einen Mitarbeiter nach einer Idee des weiteren Vorgehens. Nun gut, wir haben es ohnehin mit einem neuen Mabuse zu tun, der Irrenarzt aus dem Vorgänger "Das Testament des Dr. Mabuse" geht nun als dritter Kandidat heran die Herrschaft des Verbrechens zu errichten. Wie kurze Aufnahmen mit Wolfgang Preiss zeigen, ist er besessen vom toten Geist des zweiten Mabuse, dessen Kraft somit über seinen Tod hinaus reicht. Das beschert dem Film zusätzlich zur im Zentrum stehenden Erfindung einen übernatürlichen Touch. Scheinbar ist seine Macht vom Jenseits aus, die durch das Finale keine alternative Deutungsmöglichkeit erlaubt, nicht sonderlich stark, sonst würde der neue Mabuse wohl kaum eine Hypnosemaschine benötigen. Bislang konnte Mabuse die Leute noch höchst persönlich durch Gedankenkraft steuern, zumindest in den meisten Teil seit Langs Erstling von 1922.
Um Sinn und Unsinn braucht man gewohnter Maßen aber ohnehin nicht lamentieren. "Die scharlachrote Dschunke" (Alternativtitel) soll schlichtweg unterhaltsames Trivialkino sein, und mit weit herunter geschraubten Erwartungen geht das hier zu steril dargebotene Affentheater gerade noch in Ordnung. Schade ist es um die verheizte Besetzung, die mit Peter van Eyck, Klaus Kinski und Werner Peters (diesmal in einer Kommissarenrolle) besonders reizvoll ausgefallen ist. Der Drang sich erneut an der erfolgreicheren Wallace-Reihe zu bedienen fällt diesmal durch die Besetzung Kinskis auf, durch die Verlagerung der meisten Geschehnisse nach England und durch den erneuten Versuch Humor in die Reihe zu integrieren. Nachdem Eddi Arent-ähnliche Persönlichkeiten in den Vorgängern versagten, versuchte man es diesmal mit einer pseudo-sympathischen Mutter des ermittelnden Agenten. "Scotland Yard vs. Dr. Mabuse" (Alternativtitel) ist die Blaupause einer Blaupause und damit nur noch ganz treuen Fans der Reihe zu empfehlen. Zumindest kommt der Film nach einer etwas arg trägen ersten halben Stunde genug in Fahrt, um doch noch auf besonders schlichte Art unterhalten zu können. OFDb
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