04.01.2020

DIE TODESSTRAHLEN DES DR. MABUSE (1964)

Abgesehen von den im Zentrum stehenden Todesstrahlen, die jedoch nie zum Einsatz kommen, ist der letzte Teil der 60er Jahre Mabuse-Reihe eigentlich lediglich ein reiner Kriminalfilm auf Agenten-Basis, dessen Science Fiction-Zutat weder wirklich von Bedeutung ist, noch Mabuse selbst, der schlichtweg der Anführer einer Verbrecherbande ist. Er wird zum austauschbaren Bösewicht, weswegen die unbedeutende Täteraufdeckung am Schluss einem auch lediglich ein Achselzucken beschert, obwohl es das Drehbuch schafft einen halbwegs interessiert grübeln zu lassen, welche der dargebotenen Personen denn diesmal hinter dem anonymen Schatten steckt, der seinen Untergebenen Befehle erteilt. Das Ergebnis kommt leider noch enttäuschender daher, als im Vorgänger, wenn auch gerade noch ebenfalls schlichtes Mittelmaß bietend, zumindest für Filminteressierte, die keine hohen Erwartungen an den Tag legen.

Man schien nicht recht zu wissen, was man mit dem Mabusestoff anfangen soll. Ständig wurden von Film zu Film Schwerpunkte gewechselt, neue (meist aus der Wallace-Reihe entliehene) Ideen eingearbeitet, usw., so dass man nun bei der x-ten Variante einem Agentenfilm beiwohnt, in welchem der zum dritten Mal besetzte Peter van Eyck wie ein lahmer Bond-Verschnitt wirkt, dem alle Frauen zu Füßen liegen. Das wird relativ humoristisch eingefangen, spätestens dann wenn sich der gute Mann auch mal unter dem Vorwand von Kopfschmerzen dem Beischlaf verweigert, aber das unerreichte Vorbild schimmert trotzdem stets überdeutlich durch. Deswegen darf es auch unübersehbar amourös zur Sache gehen, freilich ohne tatsächlich Schlüpfriges zu zeigen, zwischen frech und bieder pendelnd, in einem Film, in welchem dies eigentlich die falsche Zutat ist. Jene Frau, die besonders sexbedürftig ist, wird zudem als neue zentrale Variante der Humorquelle genutzt, welche sie lediglich zur Dumpfbacke degradiert, so dass die Komik nicht wirklich zündet, sondern eher zum Fremdschämen animiert, so wie von oben herab das Frauenbild der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

Freilich braucht man nicht überzogen streng mit solch einem leichtfüßigen, gewollten Trivialprodukt ins Gericht gehen, aber da dem Streifen jegliche tatsächliche Pluspunkte fehlen, stoßen die bitteren Fehler und Versäumnisse um so extremer auf. Während in "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse" viel geschwafelt und großteils auf Schauwerte verzichtet wurde, scheint man den Fehler hier bereinigen zu wollen. Deswegen werden uns viele Unterwasserszenen geboten, die dick aufgetragen im Vorspann angekündigt werden. Aber das sind schon recht plump abgefilmte Sequenzen, die den Streifen nicht wirklich bereichern, zumal Unterwasser-Action auch in besseren Werken auf mich immer arg lahmarschig wirkt. Trumpfen tut "The Secret of Dr. Mabuse" (Alternativtitel), welcher der erste seit "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" ist, der wieder in Kooperation mit Italien und Frankreich entstanden ist, eigentlich lediglich mit seiner sympathischen Besetzung und der unschuldigen Darbietung, die fast schon mitteilen möchte, dass es hier nichts Ernstzunehmendes zu sichten gibt. Manche Figuren werden halbwegs reizvoll interpretiert, manche Witzchen zünden, wie z.B. das offene Geheimnis, dass Anders ein Geheimagent ist, am Ende hat man aber nicht wirklich das Gefühl einer tatsächlichen Geschichte beigewohnt zu haben.

Dass man sich in der x-ten und tatsächlichen Schlussszene zudem an einer wesentlichen Idee der Auflösungssequenz von "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" bedient hat, zeigt endgültig wie wenig Mühe man sich gegeben hat etwas Erzählenswertes, geschweige denn Einfallsreiches, abzuliefern. Preiss erfuhr anbei erst über eine Plakatwerbung von jenem Projekt, das mit seinem Namen warb, ohne dass er je bei den Dreharbeiten dabei gewesen wäre. Nach "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" war schließlich Schluss mit der Reihe, bislang wurde kein weiterer offizieller Mabuse-Film mehr gedreht. Einzig die Franzosen deuteten in dem 90er Jahre-Projekt "Dr. M" an, dass der mysteriöse Bösewicht ihres Filmes Mabuse wäre, jedoch ohne dass der Name im Film außerhalb des Abspanns fällt. Meiner Meinung nach zählt dieser unterschätzte und fast vergessene Kriminafilm zu den Mabuse-Verfilmungen dazu, auch wenn es scheinbar keine Legitimation gab den Namen verwenden zu dürfen. Hoffentlich kommt irgendwann irgendwer mal wieder auf die Idee, sich an einen Mabuse-Film zu wagen. Die Figur ist hoch interessanter Natur, gerade wenn man sie so phantom-artig wie in Langs "Das Testament des Dr. Mabuse" einsetzt. Und allein der Name des Doktors hat auf mich stets eine unglaubliche Wirkung ausgelöst, weht doch meinem Empfinden nach irgendetwas unterschwellig Unheilvolles in dem Wort Mabuse mit.  OFDb

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