26.01.2020

SPIDER-MAN 2 (2004)

Die Figuren sind vorgestellt und vertieft, das Gefühlsdilemma Peters gestreut und am wirken, nun kann Teil 2 auf all dem bauen, was "Spider-Man" vorbereitet und gesät hat. Da bleibt mehr Zeit für den Gegner, der ausführlicher beleuchtet wird, zwar nicht besser besetzt ist als der olle Kobold im Vorgänger, aber die interessantere Figur verkörpert. Dass mir der Dramen-, Komik- und Abenteuerbereich der Geschichten um Spider-Man mehr zusagt als die Kämpfe gegen Superschurken, wurde in meinem Text zum Erstling sicherlich deutlich. Deswegen freut es mich auch so sehr, dass in einem Film, in welchem der Superschurke mehr in den Vordergrund rückt, der Gegner kein reiner Fiesling ist, sondern eine Figur mit dramatischem Hintergrund. Er ist nicht nur eine leidende Figur, sein an Schizophrenie erinnerndes Verhalten, bei dem man nie weiß wie viel Einfluss von den künstlichen Intelligenzen ausgeht und wie weit eine selbstständige psychische Erkrankung mitspielt, ausgelöst durch das Selbstverschulden des Todes der geliebten Ehefrau, macht die Figur ebenfalls zu einem interessanten Gegner.

Parallel zu dieser Geschichte mag Peters Entscheidung nicht mehr Spider-Man sein zu wollen etwas aufgesetzt wirken, (und sein Grund zurückzukehren, nach einer billig manipulierenden Ansprache seiner Tante, wirkt ebenso wenig überzeugend), der Comicstil, in welchen Sam Raimi das Geschehen wieder einmal badet, fängt dieses Klischee jedoch gut ein, ist doch auch die Fortsetzung leichtfüßig und augenzwinkernd erzählt, sich auch nicht zu schade für manche Albernheiten in seinem erhöhten Humoranteil, und so leidet die Stimmung und Qualität des Streifens nicht an solchen Pseudo-Dramaturgien. Zudem punktet die Fortsetzung mit den selben Stärken des Vorgängers, funktioniert die restliche Dramaturgie doch um so besser, sei es die verzweifelte Liebe zu Mary Jane, das Schuldgefühl am Tode Bens, oder Harrys Rachegelüste an Spider-Man, den er für den Mörder seines Vaters hält. Inmitten dieser wundervollen Gefühls-Auf und -Abs zwischen Abenteuer, Traurigkeit und Fröhlichkeit, gesellen sich kompatibel düstere Momente mit ein, die einen daran erinnern, dass der Regisseur einst mit "Tanz der Teufel" und manch anderem Werk, aus der Ecke des Horrorfilms kommt. Fast unauffällig sind solche Momente integriert, beispielsweise wenn wer Unbekanntes auf ein unheimliches Geräusch reagiert, welches sich als Doktor Oktopus entpuppen wird, aber sie sind da, meist um das Grauen um den Bösewicht als Gegenpol zu seiner tragischen Figur stärker zu gewichten.

Somit wurde auch in "Spider-Man 2" alles richtig gemacht, damit er sich gemeinsam mit Teil 1 funktionierend wie eine große Geschichte guckt, so dass Freunde des Vorgängers nichts an der Fortsetzung zu beklagen haben dürften. Eine Ausnahme bietet lediglich manche Ungereimtheit zeitlicher Natur, was aber auch eventuell an der deutschen Synchronisation liegen kann. Laut dieser jammert Mary Jane ihr langjähriger Freund würde nie ihr Stück besuchen, obwohl die beiden erst seit zwei Jahren befreundet sind (zuvor ignorierte sie ihn). Und dass Mary Jane in diesen zwei Jahren gleich ein derartiger Theaterstar geworden ist, der Peter von großen Plakaten aus anguckt, ist auch nicht gerade glaubwürdig. Glücklicher Weise betreffen derartige Fehler lediglich nur Randgebiete der Geschichte, während alles andere durchdacht genug ist, um innerhalb eines kurzweiligen Unterhaltungsfilmes glaubwürdig für gute Laune zu sorgen. Manch einem mag das Ende sauer aufstoßen, meiner Meinung nach atmet diese Schlusssequenz jedoch genau jene Kinomagie, für welche das Popkorn-Kino existiert, vergleichbar mit dem wundervollen Schluss des ersten "Fluch der Karibik", dem "König der Welt"-Moment aus "Titanic" oder dem finalen Off-Kommentar aus "Matrix". "Spider-Man 2" ist eine runde Sache, gerade auch in Zusammenarbeit mit Teil 1, und es wäre, gerade auch aufgrund der Schlusssituation, schön gewesen Teil 3 hätte daran ebenso kompatibel angeknüpft. Leider ist dies nicht passiert.  OFDb

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