07.06.2020

CY-WARRIOR (1989)

Noch zwei Jahre vor "Terminator 2" kam man in Italien auf die Idee einen Beitrag zur Cyborg-Welle abzuliefern, in welchem ein Kind Freund und Begleiter des Maschinenmenschen wird. Wusste James Cameron dies gekonnt und frei von kindlicher Nerverei einzubauen, so wird uns hier ein Junge präsentiert, wie er kaum zu ertragen ist. Die super-brave, schleimige, blonde Grinsebacke hätte auf die Packung der Kinderschokolade gehört, anstatt in einen Film für Erwachsene. Aber ob "Cy-Warrior" ein solcher überhaupt ist, ist ohnehin diskussions-würdig. Seine FSK 18 erhält er durch diverse Actionszenen, in welchen meist Menschen auf den Androiden schießen und dabei stattdessen Passanten treffen. Auch die Motivation der sich nicht an die Regeln ihrer Auftraggeber haltenden Andro-Jäger ist höchst fragwürdiger Natur und hätte nichts in einem Kinderfilm zu suchen. Die komplette Restmentalität des Streifens schaut sich jedoch wie für die Kleinen gemacht. Inhaltlich, von seiner Aussage her und bezüglich der friedfertigen Mentalität der im Zentrum stehenden Maschine ist "Cyborg, il guerriero d'acciaio" (Originaltitel) durchaus mit "D.A.R.Y.L. - Der Außergewöhnliche" und "Nummer 5 lebt" zu vergleichen. Die übertriebene Fröhlichkeit und Freundlichkeit des so gar nicht authentisch agierenden Geschwisterpaares, sowie des schleimig dreinblickenden Streberfrisur-Cyborgs muten wie eine Satire innerhalb dieses harten Sub-Genres an, vergleichbar mit dem Kinofilm zur "Brady Family", sind aber ernst gemeint.

Dem schließt sich ein Drehbuch an, das derart naiv ausgefallen ist, dass man es beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen kann. Der Cyborg wird direkt, ohne Umschweife und anfänglicher Skepsis, als Freund der Familie, als Maschine schnell erkannt, akzeptiert. Es wird mit ihm geflirtet und gespielt, oft muss er als die Softie-Version der Roboterwelt (noch softer als der "Vindicator") den Babysitter und guten Zuhörer für sie spielen, nie wird eine mögliche Gefahr in ihm gesehen, oder hinterfragt wem er gehört, wofür er entworfen wurde, wie eine derart hochentwickelte Technik überhaupt möglich ist und funktioniert, sowie ob die ehemaligen Besitzer dieses wertvolle Produkt zurück haben wollen. Die Familie lebt abgekapselt von der eigentlichen Welt, zusammen mit ihrem Freund, dem Cyborg, in einer Seifenblase, in der nur Frieden und Miteinander herrschen. Dementsprechend aufgeschreckt werden sie von den Gewalttaten der Jäger, die weder einen sinnvollen Plan besitzen die Maschine aufzustöbern, noch, wenn dies geschehen ist, einen wie sie ihn aufhalten wollen. Auch diese Menschen leben in einer eigenen Seifenblase, eine in der Gewalttaten in aller Öffentlichkeit ohne nachrückende Probleme vorgenommen werden können und Befehle aus Freude an Gewalt ignoriert werden können. Konsequenzen erwartet man gar nicht erst. Wer nun glaubt der "New Terminator" (Alternativtitel) würde diese Aggressionen erwidern, wie für die vielen Cyborg-Filme im Fahrwasser von "RoboCop" und "Terminator" üblich, der muss bis kurz vor Schluss warten, kann der Cy-Warrior doch nur weg rennen und sich verstecken, bevor er sich zu wehren weiß.

Freunde harter Action-Kost werden somit nicht bedient. Und dass "Cy-Warrior - Special Combat Unit" (Alternativtitel) auch bei keinem Alternativ-Publikum (außer vielleicht dem extremen Trash-Fan) funktionieren kann, beweist seine besonders dümmliche und einfältige Geschichte, die sich bereits in der Art der Befreiung des Cyborgs als undurchdacht und lediglich kosten-reduziert, und damit innerhalb der Geschichte als komplett unglaubwürdig und lächerlich, outet. Freilich muss man dementsprechend auch nichts von den durchschaubaren Spezialeffekten erwarten, die im Gegensatz zu manch noch billigerem Werk, in welchem man niemals Maschinenteile eines Cyborgs sieht, aber zumindest ansatzweise das Innenleben des als Mensch getarnten Roboters aufzeigen. Zudem kann der olle Streifen mit C-Prominenz "trumpfen", ist doch Henry Silva als aggressiver Anführer der Jäger völlig über-agierend mit an Bord, und Frank Zagarino spielt den Cyborg, was er drei Jahre später im simplen, aber unterhaltsamen "Shadowchaser" wesentlich besser hinbekommen hat. Für Regisseur Giannetto De Rossi war "Cy Warrior" (Alternativtitel) der Debüt-Film. Es sollten diesem Werk jedoch nur zwei weitere Streifen folgen, bevor er diese kurze Karriere beendete. Mit Blick auf den Folgefilm "Killer Crokodile 2" und dem hier besprochenen, weich-gespülten Science Fiction-Actioner ist es wohl auch besser so. War themen-ähnlicher Mist wie "R.O.T.O.R. - Die Killer-Maschine", "American Cyborg" und "Vindicator" zumindest noch amüsanter Schund, so nervt "Cy-Warrior" mit seinen lustig klingenden Fehlern lediglich. Man kann ihn sich also getrost sparen.  OFDb

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