24.06.2020

SIE NANNTEN IHN MÜCKE (1978)

Da er in einer Retrofilm-Gruppe, in welcher ich auf Facebook Mitglied bin, hoch gejubelt wurde, wollte ich "Sie nannten ihn Mücke" mal eine neue Chance geben. Zuletzt sah ich ihn im späten Jugendalter und fand ihn nicht so dolle, mein Filmgeschmack hatte sich seit dem aber stark geändert, und Bud Spencer-Filme mag ich in der Regel sowieso, die Idee war also nicht verkehrt. Zwar bestand das Titellied nicht den Test des sympathisch klassischen Ohrwurm-Charakters, den ich von Werken dieser Art erwarte, die erste Szene ließ dennoch ein schönes Happening vermuten. Wie herrlich überdreht das Szenario mit einem zerstörten Schiff aufgrund eines U-Boot-Teleskops ist, gerade mit Blick hindurch auf den genervten Mücke, ist ein komödiantisches Highlight des Streifens. Doch es führt innerhalb des Filmes ein einsames Dasein, denn ein toller Film ist "Bulldozer" (Alternativtitel), dem vier Jahre später unter gleicher Regie die noch ärgerlichere Sport-Komödie "Der Bomber" bei gleicher Hauptbesetzung folgen sollte, wahrlich nicht geworden. Meist nervt er mehr, als dass er unterhält. So hätte das Armdrück-Duell eigentlich gute Chancen gehabt zu einer typisch gelungenen Bud Spencer-Szene zu werden. Doch anstatt die Situationskomik herrlich brachial zu nutzen, schlägt lediglich der Ton der Anhängerschaft des Gegners laut durch. Penetrant gebrüllte, unwitzige Kommentare häufen sich und hören so schnell nicht auf. Erste Ernüchterung macht sich breit.

Weder die Differenzen auf dem Militärgelände mit einem nur mittelmäßig besetzten Gegner Spencers holen auf, was beim Armdrücken vergeigt wurde, noch Mückes Miteinander mit der Gegenseite, der er schließlich hilft. Mau besetzte Klugscheißer, die Spencer zu viel Raum zum entfalten nehmen und mit ihren Streichen, die den Helden überreden sollen ihr Trainer zu werden, sind weder mit ihren Methoden überzeugend, noch lach-fördernd eingebracht, sondern lediglich laut, geschwätzig und nervig. Spencer hält zwar gekonnt wortkarg mit passend lässiger bis genervter Mimik dagegen, aber das reicht einfach nicht aus um das Szenario zu retten. Warum auch immer (nachvollziehbar ist da nichts), lässt er sich dennoch überreden Trainer zu werden, doch der Sportaspekt wird nicht weniger laut und plump geschwätzig angegangen als der Rest. Selbst die Prügelszenen des Gesamtstreifens wissen nicht wirklich zu überzeugen. Zu viele Mitakteure auf Spencers Seite prügeln gegen die Feinde mit, zu oft nutzt der Held Fremdmaterial um auszuteilen, ein Part den sonst der ihm üblicher Weise zur Seite stehenden Terence Hill übernahm. Zudem sind witzige Ideen innerhalb dieser Massenprügeleien so gut wie nicht auszumachen, dabei bewiesen gerade viele Vergleichs-Produkte wie viel aus diesem an sich simpel klingenden Rezept herauszuholen ist. Michele Lupo hat meiner Meinung nach ohnehin nur mit "Eine Faust geht nach Westen" einen brauchbaren Spencer-Film abgeliefert, wobei diese Sichtung auch etliche Jahre zurück liegt. Seine anderen drei Werke mit dem liebevollen und schlagfertigen Bärtigen sind ebenso mager ausgefallen wie "Sie nannten ihn Mücke", eher sogar schlechter als dieser.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Den hab ich auch nicht so wirklich gelungen in Erinnerung. Die Solosachen von Bud Spencer sind generell nicht so besonders. Da hat Terrence mehr Durchschlagskraft (witzigerweise! ;-)).

    AntwortenLöschen