Sehr beliebt ist "Nachtschicht" nicht bei den Freunden üblicher Stephen King-Filme, ist die einzige Langfilm-Regiearbeit von Ralph S. Singleton doch nicht gerade so massentauglich ausgefallen, wie die üblichen cineastischen Versionen, die auf Werken des berühmten Horror-Schriftstellers basieren. Singletons Film ist schmutzig und grotesk ausgefallen, schwer zu greifen in einer Welt, die fast nur aus Fieslingen zu bestehen scheint und in der es keinen Lichtblick auf Besserung gibt. Doch gerade aus dieser Konsequenz heraus und dem bitter-düster comic-artigen Touch dieser sich unwirklich anfühlenden, bizarren Schweiß- und Müllwelt besteht der Reiz eines Werkes, das keine Kompromisse macht. Entweder man mag und versteht den Ton des Streifens, oder eben nicht. Das Monster ist Nebensache, lange Zeit geht es um die zwischenmenschlichen Probleme dieses Mikrokosmos. Der böse Chef, dümmlich asoziale Mitarbeiter und Konkurrenten, selbst die Love Interest des mit David Andrews so passend besetzten Helden, besitzt einen asozialen, schmuddeligen Touch, hinein geboren in die schlichte und dumpfe Arbeiterwelt, ohne große Erwartungen und Ambitionen naiv ein Glück suchend das es dort nicht gibt. Interessant ist gerade der mit dem durchschnittlichem Namen John geprägte Charakter, der weit mehr auf dem Kasten hat als jeder andere in dem Kaff, freiwillig in diese Welt eintaucht um persönliches zu verarbeiten, jedoch Teil einer Geschichte wird, in welcher er nicht aufgrund der Umstände und Herausforderungen zu sich selbst zurück besinnen muss, geschweige denn seinen Ur-Typ, den Gelehrten in sich, ausgraben muss um sich zu retten.
"Graveyard Shift" (Originaltitel) ist nicht die typische Art US-Film moralischer Stereotype und Handlungsmuster. Klar sind Gut und Böse hier deutlich getrennt, aber es geht um keine Charakterentwicklung, um keine Lehre, die man dem Publikum servieren will. "Nachtschicht" ist ein Film für ein mündiges Publikum, das sich selbst zurecht findet und mit dem arrangiert was ihm geliefert wird, dabei jedoch kein versteckt intellektuelles Kino sichtet, sondern eine verspielt-düstere Welt kennen lernt, in welcher die Figuren tun was sie tun müssen. Während man innerhalb dieser Struktur lange Zeit den Eindruck erweckt bekommt, es im eigentlichen Horrorbereich mit der klassischen Thematik um Killerratten zu tun zu bekommen, ist dies nur die halbe Wahrheit, ist das weit größer ausgefallene Monstrum dieses Streifens doch nur zum Teil Ratte. Es ist zudem Fledermaus, in den kurz zu erhaschenden Aufnahmen nett anzuschauen, aber auch definitiv nur etwas für Retro-Freunde, die es auch dann handgemacht mögen, wenn das düster Böse eines Filmes auch den Bereich der Lächerlichkeit streift. "Nachtschicht" ist kein Trash, selbst in seinem Finale nicht, in welchem die Kreatur sehr verspätet ins Zentrum der Geschehnisse rückt, dafür ist die Geschichte zu konsequent angegangen und zu düster schmuddelig inszeniert. Aber wirklich ernst nehmen kann man die Kreatur dennoch nicht. Aber das ist der Vorteil der Groteske, nach außen humorlos angegangen, aber bizarr und augenzwinkernd erzählt, trifft er in dieser gnadenlosen, etwas surreal anfühlenden, Welt genau den Ton, der einen eine solche Kreatur als Aggressor akzeptieren und annehmen lässt. Ist sie besiegt, fühlt sich der Ort, in dem alles spielt, bei weitem nicht sympathischer an. Von einem Happy End, auch aufgrund der Verluste auf dem Weg dort hin, kann nicht wirklich gesprochen werden. OFDb
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