18.07.2020

DER SANFTE MIT DEN SCHNELLEN BEINEN (1978)

Pierre Richard mag mein liebster französischer Komiker sein, aber auch in seiner Filmographie finden sich einige mittelmäßige bis missglückte Werke. Eines davon ist der etwas arg mager ausgefallene "Der Sanfte mit den schnellen Beinen", der wahrlich keine erzählenswerte Geschichte zu bieten hat. Nachdem die Ausgangslage geklärt ist, flüchtet man gemeinsam quer durch die nähere Umgebung und erlebt dabei eher episodenhaft anstatt zusammenhängend so manches Chaos. Das fühlt sich etwas zu leer und gewollt an, um zu gefallen, wird aber zumindest halbwegs durch die passende Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Pierre Richard und Victor Lanoux aufgefangen. Sie geben ein wunderbar unterschiedliches Paar ab, besitzen Sympathie und bekommen jeweils einen humorvollen Charakter beschert, was aber nicht viel bringt, wenn das Drehbuch so einfallslos ausfällt, wie hier geschehen. Die deutsche Synchronisation ist, wie so oft bei Werken aus dieser Zeit, darin bemüht den Humorgehalt ein wenig zu puschen, aber nur selten findet dies in diesem Falle förderlich statt. Verdrehte Wortvarianten, die in anderen Komödien oftmals zu zünden wissen, kommen verkrampft und unwitzig daher, selbiges gilt für einen Großteil der Sprüche, um die man arg bemüht ist.

Dran bleiben lohnt sich für geduldige Zuschauer jedoch trotzdem, denn etwa ab dem Übergang von der zweiten Hälfte zum letzten Drittel wird es deutlich interessanter. Ab dem Diebstahl eines Rolls Royce werden die Geschehnisse etwas zusammenhängender erzählt und die unglücklichen Verwicklungen fallen dadurch interessanter und witziger aus. Es kommt zu gelungenen Running Gags, und in zwei längeren Szenen, die während einer Straßen-Revolte spielen, beweist die Regie zudem eine gekonnte Übersicht mitten im Chaos und die Produktion Konsequenz in Sachen Kosten und Ausstattung. Gerade die zweite Szene während der Schlacht zwischen Linksautonomen und Polizei kommt detailreich daher und mit unterschiedlichem Witz versehen, der in jegliche Richtung ausschlägt, frei davon ein tatsächliches politisches Statement abzugeben. "La carapate" (Originaltitel) fängt sich in dieser Phase, so dass er weit unterhaltsamer und lustiger schließt als er begann. Das bessere gemeinsame Werk haben Pierre Richard und Regisseur Gérard Oury zwei Jahre später jedoch mit "Der Regenschirmmörder" abgeliefert. Im Gesamten ist "Out of it" (Alternativtitel) zu sperrig und angestrengt erzählt, als dass er wirklich zünden würde. Und das ist schade um manch nette Idee und besagte gut funktionierende Chemie zwischen beiden Hauptdarstellern. Zu den Tiefpunkten der Richard-Komödien gehört diese Arbeit des "Die Abenteuer des Rabbi Jacob"-Regisseur Oury jedoch nicht.  OFDb

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