Der sich sonst so gern in den Vordergrund spielende Rowan Atkinson hält sich in "Mord im Pfarrhaus" überraschend zurück. Er ist ohnehin der werbewirksame Publikumsmagnet, der gegen aller Erwartungen nicht zum Mittelpunkt der Komödie wird. Wichtiger sind zwei andere Figuren, die Ehefrau des Pfarrers und die alte Dame, die zur neuen Haushälterin wird. Auf das Konto dieser liebenswürdigen Oma gehen die im Titel angekündigten Morde, daraus macht der Film kein Geheimnis. Er besitzt keinen Krimi-Plot und er zieht aus der Offensichtlichkeit des Täters einen Großteil seines Humors. Schwarz ist dieser nur bedingt, spielt er zwar schelmisch mit dem Ableben der Figuren und dem morbiden Treiben der Haushälterin, ihre Beweggründe bleiben jedoch stets nachvollziehbar und ehrenhaft, lediglich ihre Methoden sind rabiat zu nennen und völlig übertrieben ausgefallen. Da sich die Geschichte somit nicht in gewagtere Gebiete hinaus wagt, bleibt "Keeping Mum" (Originaltitel) an sich doch recht zahme Familienunterhaltung, spätestens dann erkennbar, wenn der wahre Hintergrund der Anwesenheit der alten Dame in besagter Familie offenbart wird.
Aber schon zuvor atmet der Genre-Beitrag von Regisseur Niall Johnson, der mit "The Ghost of Greville Lodge" auch einmal ernster unterwegs war, recht brave Familienluft, wird die Mörderin doch zum guten Engel der Familie, der alles gerade rückt, was diese bekümmert. Da "Mord im Pfarrhaus" gar nicht erst vortäuscht düsterer sein zu möchten, geht das sogar in Ordnung, zumal das britische Werk kurzweilig und charmant genug erzählt ist, um als angenehmer Durchschnitt zu unterhalten. Wer nichts all zu Düsteres erwartet, der bekommt immerhin eine ordentliche Leistung aller Beteiligten vor der Kamera serviert, lediglich das Drehbuch zaubert an sich nichts individuelles aus der reizvollen Grundlage. Atkinsons Wandel vom in sich Gekehrten zurück ins wirkliche Leben wird überzeugend dargestellt und weiß um so mehr zu wirken, da einem die Gefühlswelt der vernachlässigten Frau tatsächlich zu Herzen geht. Ein comic-artig agierender Patrick Swayze ergänzt die ganze Chose herzerfrischend am Rande, so dass es an der etwas unbekannten Komödie bei geringer Erwartungshaltung nicht wirklich etwas zu meckern gibt. Sie ist sicherlich schnell vergessen und wird nur in seltensten Fällen zu einem Lieblingsfilm werden. Nett unterhalten habe ich mich mit diesem simplen Produkt jedoch allemal gefühlt. OFDb
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