11.07.2021

DIE FALLE (1968)

Mit beunruhigend klingender, unmelodischer, psychedelischer Musik untermalt wird uns ein Szenario präsentiert, das sich ständig diverser Stereotype bedient, um sie in einer entrückten Geschichte mit individuellen Faktoren zu Spielbällen für den Zuschauer zu machen. Der wird mit Halbinformationen, Täuschungen und unerwarteten Wendungen in die Irre geführt, während er die wichtigsten Figuren des Streifens dabei beobachten darf, wie sie alle ihr eigenes Süppchen kochen und Pläne schmieden, in die man nie komplett eingeweiht wird. Zunächst scheinende Ungereimtheiten werden meist im Laufe des Films geklärt, allen voran das morbide Treiben des Gatten im Hotel, bei dem man sich zunächst wundern darf, dass nie die Polizei mit ins Spiel kommt, geschweige denn eine Prostituierte je vermisst wird, andere Faktoren des manchmal surreal anmutenden Thrillers laufen ins Leere oder bilden eine Erklärungsnot. Das verzeiht man jedoch all zu gerne, nicht nur weil es hier um unnötige Nebensächlichkeiten geht, sondern auch weil sie wichtige Bestandteile für die geschaffene, entrückte Atmosphäre sind, welche "Die Falle" zu dem kleinen Leckerbissen machen, der er geworden ist, fern des klassischen Giallo, unter dem er nur all zu gerne vermarktet wird. 

Regisseur Giulio Questi hat nicht viele Filme gedreht, inszenierte seine Werke aber in etlichen Genres. Ob es der Horrorfilm "Arcana" ist, der Western "Töte Django" oder das Erotik-Drama "Die Italienerin und die Liebe", nirgendwo blieb er zu Hause, und mit dem hier besprochenen "Psycho-Terror" (Alternativtitel) beweist er zudem wie eigenständig er selbst innerhalb eines bestimmten Genres die Fäden zieht, ohne sich an Konventionen zu halten. Vielmehr spielt er mit den Gesetzen des damals modernen Kriminalfilmes und schafft damit eher eine Thriller-Satire, als einen typischen Thriller seiner Zeit. Gerade das augenzwinkernde Finale macht dies deutlich, aber auch die Auflösung bezüglich des morbiden Hobbys, oder der den Science Fiction-Bereich streifende Aspekt neuer Technologien und Züchtungen im Bereich der Hühnerhaltung. All diese bizarr anmutenden Zutaten, die geradezu selbstverständlich ernsthaft in den zu Grunde liegenden Standard eingeflochten werden, bilden die verschmitzte Glasur eines Streifens, der dem Zuschauer und seinen Figuren lediglich einen Streich spielen will, ganz ohne je Momente der Komödie zu entfachen. 

Dass "La morte ha fatto l'uovo" (Originaltitel) trotzdem nie zu der Größe heranreift, die er in seiner gewagten und individuellen Form verdient hätte, liegt an der etwas zu unaufgeregten Art, mit welcher der Regisseur die Fäden spinnt, die zum Ziel führen sollen. Letztendlich ist alles auf den Schluss ausgelegt, auf dem Weg dorthin nicht uninteressant ausgefallen, aber doch eine winzige Spur zu gewöhnlich angegangen, was sich auch im gekonnt routinierten, aber eben nicht großartigen Spiel der Darsteller widerspiegelt. Das ich damit sehr streng mit "Death Laid an Egg" (Alternativtitel) umgehe, ist mir bewusst, sollte also keinen Interessierten andersartiger Stoffe davon abhalten einzuschalten. "Plucked" (Alternativtitel) ist wahrlich etwas anderes im Meer der harten, italienischen Kriminalfilme.  OFDb

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