07.07.2021

KEINE HALBEN SACHEN (2000)

Die Handlung mag verworren und interessant gehalten sein und sich zum Ende hin faszinierend entknoten, letztendlich ist sie aber fast schon egal, so spielfreudig wie hier auf regelrechte Comicart Mafia- und Gangsterklischees durch den Kakao gezogen werden. Jeder ist sichtbar mit Freude an der Sache dabei, mal in skurril dargebotener Form, wie Kevin Pollak in der Rolle des Mafiosis, klassisch charismatisch schurkisch, wie Bruce Willis, der seinen Part mit links, aber keineswegs lustlos, erfüllt, oder in herrlich alberner Gesichtsakrobatik wie Matthew Perry, der hier urkomisch wie nie wieder spielt (zumindest bei all dem was ich bislang mit ihm gesichtet habe), nicht einmal in der ebenfalls geglückten Fortsetzung "Keine halben Sachen 2". Temporeich inszeniert Jonathan Lynn die Irrungen und Wirrungen des verstrickten Plots, der stets genug Raum für seine Darsteller lässt, so dass dem hemmungslosen Herumgealber, fern eines Gag-Feuerwerks von "Die nackte Kanone" oder "Police Academy", nichts im Wege steht. 

Zwischendurch schiebt man immer wieder besonders bescheuerte Ideen ein, wie der Umgang der Tulpe mit einer umher schwirrenden Fliege (was in der tatsächlichen deutschen Vertonung weit witziger herüber kommt als in der alternativen deutschen Trailer-Fassung), oder das wunderbar wortwörtliche Einhalten des Befehls "nicht bewegen" vom Mafiachef bei einem seiner Untergebenen. Auch wie Oz versucht unter Panik eine Zahnbehandlung zu vollführen zählt zu den humoristischen Highlights, zumal Lynn versteht, dass man die Komik steigert, indem man das arme Schwein im Behandlungsstuhl dem Zuschauer erst nach einiger Zeit präsentiert. "The Whole Nine Yards" (Originaltitel) ist ein gute Laune-Film, dem man für seine etwas gehaltlose Schwäche nicht bös sein kann. Er ist in seiner fast schon nichtigen Art gut so wie er ausgefallen ist, hat das Herz am rechten Fleck, tut trotz schwarzem Humor und etlicher Leichen keinem wirklich weh, bietet allerhand Schauwerte und nutzt gekonnt die Weichherzigkeit eines Auftragskillers im Kontrast zu seiner Unberechenbarkeit. Tatsächlich schafft es das Drehbuch, trotz zu erwartendem Happy Ends, dass man nicht weiß ob Tulpe zu trauen ist oder nicht und damit einhergehend wie Oz aus der aussichtslos scheinenden Misere heraus kommt. 

Wie herrlich fehl am Platz in einer hochkochenden Situation plötzlich ein verpeilter, überforderter Gesetzeshüter in der Rolle eines Auftragskillers mitten im Geschehen auftaucht, beweist, wie viele andere Szenarien, wie gekonnt man sich hier mit dem Genre der Komödie auskennt. Auch die verschiedenen Reaktionen auf die plumpe Art von Oz' Ehefrau und ihrer leider zu kurz kommenden Mutter sind humoristische Momente der besonderen Art, simpel und fast schon subtil am Rande eingebaut.  OFDb

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