Dass die im Titel auffällig platzierten Taten der Hauptfigur Nebensache werden, spiegelt jedoch genau die Reflexion der Erzählung wieder. Ein Mann (und damit der Film) sinniert über sein Leben und macht uns damit deutlich wie unbedeutend angeblich große Taten sind und wie bedeutend und geradezu tiefgreifend die scheinbaren Nebensächlichkeiten im Leben sind. Dass das Erlebnis um den Bigfoot im Jetzt anstatt im Vergangenen stattfindet, lässt diese Wahrheit umso intensiver wirken, zumal das bizarr klingende Abenteuer bodenständig als Naturerlebnis und unangenehmer Auftrag eingefangen wird, anstatt als Fantasy-lastiger Aufhänger. Der Mann hinter den Taten ist kein heroischer Typ, der stolz auf das zurückblickt, wofür die wenigen Eingeweihten ihm danken. Seine Motivation ist eine ganz andere, nicht immer deutliche, sein Fazit nüchterner Natur, das was ihn hauptsächlich prägte ganz andere Erlebnisse. Und wir begleiten ihn im Film anhand von Rückblicken und aktuellen Ereignissen dabei, so dass Schicht für Schicht herausgearbeitet wird warum der Mann ist wie er ist, und wer er überhaupt ist.
Das ist mit Ausnahme winziger Lustigkeiten, wie der Hakenkreuz-Armbanduhr, äußerst einfühlsam und traurig erzählt, teilweise vom Retroaspekt ausgelöst, jedoch immer von der Empathie zur Figur lebend, die immer am wichtigsten bleibt. Deswegen ist der Filmtitel auf den zweiten Blick keine Täuschung, denn er hebt in Wirklichkeit den Mann hervor, nicht die beiden Taten, die er ebenfalls beinhaltet. Dass man die wesentlich geringer ausgefallenen Auftritte der wichtigsten Nebenfiguren ebenfalls sensibel und reflektiert beleuchtet, macht das Ergebnis um so angenehmer. "The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot" weiß ganz genau was er erzählen will und widersetzt sich deshalb auch aus guten Gründen den Regeln typischer Erzählformate. Zwar lullt er, geradezu klassisch, gekonnt Kino-technisch in die Gefühlswelt des Protagonisten ein, aber die Reihenfolge dessen was er erzählt wird anders gesetzt, ebenso wie die unterschiedliche, völlig anders als erwartet geratene, Gewichtung der einzelnen Fragmente, wie ich bereits erwähnte. Das stößt jedoch nicht wie eine intellektuelle Provokation vor den Kopf, sondern bestätigt sanft, dass Krzykowski seine Geschichte und das Innenleben seiner Figur wichtiger ist als die Konventionen, die den Zuschauer üblicher Weise brav an der Hand führen.
Am Ende dieses Wohlfühlfilms, welcher Respekt vor dem Alter, dem Alltag und den großen zwischenmenschlichen Gefühlen vermittelt (selbst jenen die sich im Leben kaum entfalten können) darf man überrascht sein, wie ereignislos dieses wundervolle cineastische Erlebnis letztendlich ausgefallen ist - freilich nur bezogen auf die lauten Töne, unter der Oberfläche könnte es kaum reichhaltiger hergehen. OFDb
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