Im Museum erwacht eine Mumie zum Leben und wandert durch München,
während der untote Wächter der Statue Osiris in einem Park vor sich hin
sinniert, pausenlos gestört durch Touristen, welche den Weg zum
Hofbrauhaus erfahren wollen...
Wenn man sich auch für die unbekannten Werke des Medium Films interessiert, stößt man immer wieder auf recht merkwürdige Projekte, die man erst glauben bzw. einordnen kann, wenn man sie auch wirklich gesehen hat. Seien es die Werke eines Schlingensief, der deutsche Kung Fu-Streifen „Kampfansage“, oder sei es die groteske Idee eines Stummfilms über eine Mumie die durch München schlendert.
Was nach einer ordentlichen Portion Schund-Horror klingt, entpuppt sich als improvisiertes Stück Kunst, welches irgendwo zwischen anspruchsvoll und Mülltonne pendelt, eins aber auf jeden Fall ist: anstrengend. Hier darf niemand Unterhaltungskino erwarten, und Mainstream sieht sowieso anders aus. Das bedeutet auf der positiven Seite, dass der Zuschauermagnet des albernen Altherren-Humor Bayerns nicht verwendet wird, auf der negativen Seite aber auch, dass der Film so sehr bemüht ist Kunst zu sein, dass er nicht einmal versucht mit den Mysterien des Orients oder gar mit dem Genre Gruselfilm zu spielen.
Da macht „I Know The Way To The Hofbrauhaus“ auch gar kein Geheimnis daraus, tritt er die Erwartungen eines solchen Zuschauers doch bereits mit Füßen, wenn er seine Stummfilmumsetzung in bunten Farben präsentiert. Stummfilm, Mumie, wer hätte da nicht mit schwarz/weiß gerechnet? Lediglich die Mumie selbst darf in Bandagen eingewickelt klassisch umher stapfen, das einzige Zugeständnis zum Medium Gruselfilm. Aber was der Untote will wird eigentlich nicht so ganz klar in einer Geschichte, die für sich allein steht und weder mit Klischees noch mit Mythen spielen will.
Letztendlich umweht den Film ein kleines Geheimnis. Was hat es mit dem Wächter der Statue auf sich? Ist er nicht in den ersten 20 Minuten gestorben? Wandelt er parallel zur Mumie untot auf Erden/durch Bayern? Ist er deshalb so verwirrt? Und was hat es mit der merkwürdigen Dame auf sich, die rein von ihrer Schminke her auch nicht gerade wie das blühende Leben aussieht? Wer viel Geduld besitzt, bekommt seine Antworten, teilweise zwischen den Zeilen, gegen Ende aber doch recht deutlich, falls dann noch jemand vor dem Fernseher sitzt (freilich der Kanal Bayern 3).
Denn um es auf den Punkt zu bringen: „I Know The Way To The Hofbrauhaus“ mag in der Theorie interessant und lustig klingen, er ist es aber nie. Der Film ist zum einschlafen langweilig, kann bei mir einen gewissen Respekt in Sachen Innovation ernten, was mir persönlich jedoch nicht viel bringt, so unterhaltungsfeindlich er sich schaut. In den ersten 20 Minuten muss man als Musikuntermalung ein orientalisches Gejaller ertragen, das einen fast zum Ausschalten verleitet. Schön dass zumindest danach der Soundtrack wesentlich besser wird, allein weil er kulturell interessant bleibt zwischen Popkultur, bayrischer Kultur, klassischer Filmmusik, Opernmusik und gegen Ende leider wieder dem orientalischen Gejaule. Der Mix zeugt immerhin von Stil und Abwechslungsreichtum.
80 Minuten einem Minimum an Geschichte folgen innerhalb eines Stummfilms, dem der große Pluspunkt fehlt, den diese Art Film meist zu bieten hat, eine interessante Optik, das ist schon etwas viel zugemutet. Für interessantere Bilder ist der Streifen viel zu sehr Theater, ein Bereich aus dem wohl die meisten Schauspieler des Werkes stammen, und das Publikum eines solchen ist dann wohl auch jenes, welches am ehesten Gefallen an diesem Projekt finden kann, vorausgesetzt es ist kunstinteressiert und kann sich alles schön reden.
Ich weiß nicht was ich mir wünschen soll. Wünsche ich mir, dass mir das Werk doch bitte gefallen solle oder dass es hätte interessanter umgesetzt werden sollen? Ich bilde mir Letzteres ein, glaube ich doch als Zuschauer, der gerne jenseits des Mainstreams wandelt, dass ich einen improvisierten Kunstfilm diesem Themas und dieser Machart sicherlich interessant finden würde, wenn er auch tatsächlich gut umgesetzt wäre. Ich bilde mir ein mich nicht als Kunstbanause zu sehen, sondern als jemand, der von Herbert Achternbusch enttäuscht wurde, dem Regisseur dieses ungewöhnlichen Filmes. OFDb
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