Auf einem Klassentreffen sackt Ballkönigin Peggy Sue zusammen und
erwacht in ihrer eigenen Jugend. Da ihr Ehemann sie in der Zukunft
bitter enttäuschen wird, versucht sie ihm diesmal von Anfang an zu
widerstehen. Ein schwieriges Unterfangen...
Es war nur ein Jahr nach „Zurück in die Zukunft“, da landete erneut ein Mensch in der Vergangenheit Amerikas zu Zeiten des Rock‘n Roll und biederer Lebensansichten. Mit 5 Jahren Unterschied (Marty landete im Jahr 1955, während Peggy Sue 1960 erlebt) tapsen beide ungläubig durch eine längst vergangene Zeit und wundern sich über veraltete Ansichten und Errungenschaften. Wieder wird wer Schlaues über die Entdeckungen der Zukunft staunen, wieder wird jemand aufgrund seiner Reise für verwirrt erklärt, wieder wird jemand zur Partnerschaft gedrängt inklusive Nebenbuhler, und wieder versucht der Betroffene zurück in seine Zeit zu gelangen.
Und doch könnten beide Filme unterschiedlicher nicht sein, unterscheiden sie sich doch bereits im Kern der Geschichte: Marty landet in einer ihm völlig fremden Welt, Peggy Sue erwacht in ihrer eigenen Vergangenheit. Somit ist Marty nicht nur so alt wie er ist, wohingegen Peggy als jüngeres Ich erwacht, auch der emotionale Schwerpunkt des Streifens wird dadurch anders gesetzt. Wo „Zurück in die Zukunft“ auf Witz setzt, setzt Francis Ford Coppolas Werk eher auf Nostalgie, so dass die Fantasy-Romanze oft tragikomische Wege einschlägt.
Interessanter Weise erleben wir die tragischsten Augenblicke nicht im Leiden der Peggy Sue, sondern durch ihren zukünftigen Ehemann Charlie, dessen junges Ich für all das bezahlen muss, was er noch gar nicht verbrochen hat. Dieser Kniff hat Verwandtschaft zur wichtigsten Männerrolle in „30 über Nacht“, in welchem tragische Momente über eine vernachlässigte Jugendfreundschaft entstehen, unter welcher der Mann ebenfalls mehr zu leiden hat als die eigentliche Hauptperson.
Es gibt noch einen entscheidenden Unterschied zu „Zurück in die Zukunft“. Während Marty durch die Zeit reist, weil er aus versehen eine Zeitmaschine bedient, landet Peggy Sue auf nicht wissenschaftlich erklärbaren Weg im Jahr 1960. Es wird darüber spekuliert wie Zeitreise möglich ist. Es wird versucht zurückzukehren. Aber selbst das geschieht nicht auf logischer Ebene. Auch in diesem kleinen Sub-Plot steht die Phantasie im Vordergrund, durch seines Satireansatzes beim Versuch heimzukehren jedoch nicht auf mystische Art. Das Landen in Peggys Vergangenheit ist schlichtweg Fantasy, so wie der Wechsel in einen anderen Körper in den unzähligen Bodyswitch-Komödien. Robert Zemeckis Film um die Abenteuer von Marty McFly war hingegen Science Fiction.
„Peggy Sue hat geheiratet“ schwelgt in der Erinnerung an Zeiten, in denen scheinbar noch alles eine Spur ruhiger war, gelebt in einem Alter, in dem alles noch so neu ist. Dass dies in Peggy Sues speziellen Fall nicht so ist, ist die Hauptquelle aus welcher der meist stille Humor entnommen wird. Die lebenserfahrene Ehefrau und zweifache Mutter ist längst kein naiver Teenager mehr und nicht nur durch ihre Herkunft aus der Zukunft schlauer als ihre Mitmenschen. Sie hat emotionale Hochs und Tiefs schon erleben dürfen, kann sie wie ein Erwachsener bereits rationaler einordnen und findet sich wieder inmitten naiver Teens, die ihre Gefühle noch nicht sortiert bekommen und für die jedes Hoch und Tief zu emotionalem Überreagieren führt.
Somit haben wir das Zusammentreffen von Kultur und zwei Generationen. Da beide jedoch rein technisch gesehen die selbe sind steht Peggy Sue dennoch ihren eigenen Schulfreunden näher als ihrem Elternhaus. Da Peggy sich für tot hält und nun beim zweiten Versuch alles anders machen will, stolziert sie jedoch nicht als Erwachsene durch das Jahr 1960, sondern lässt sich zurückfallen in die Rolle der Teenagerin. Sie geht auf Partys, sie schläft mit einem in ihren Augen Minderjährigen (welch provozierendes Thema am Rande, eine echte Konkurrenz zu den Liebesgelüsten der eigenen Mutter in “Zurück in die Zukunft“) und fällt ihren Freunden dementsprechend nur durch ihre Freizügigkeit und ihrer wirren Art als etwas merkwürdig auf.
Was mir hingegen auffällt ist das Grasen nah am Mainstream. Ständig setzt der Film auf die Tränendrüse, sei es bei lebenden Verwandten, die in der Zukunft tot sind, beim Herzschmerz des verletzten Charlie oder in der Verzweiflung Peggys immer noch den Mann zu lieben, der ihr in der Zukunft weh tun wird. Und obwohl die Geschichte recht simpler Natur ist und die Schauspieler meist nicht wirklich professionell vorgehen schafft es Coppola, dass man diesen Kitsch mit offenen Armen empfängt, sicherlich auch weil es Nostalgie-Kitsch a la „Stand By Me“ und Co ist. Sich von vergangenen Zeiten einlullen zu lassen funktioniert irgendwie immer eine Spur besser als Kitsch in der Gegenwart zu ertragen. So geht es zumindest mir.
Auch wenn Peggy Sue nicht glaubhaft jünger wirkt, während ihre jugendlichen Mitspieler in der Zukunft nicht glaubwürdig gealtert wirken, so weiß der Film, der näher am Massengeschmack angelegt ist als sein verwandter Blockbuster aus dem Jahre 1985, doch zu bezaubern. Hits vergangener Tage sausen einem durch die Ohren, witzige Momente lockern die Tragik auf und einer Identifikationsfigur mit Heimvorteil zu folgen gibt dem Zuschauer ohnehin das gewisse Etwas beim Miterleben. Erstaunlich dass man sich an ihr orientiert, obwohl man sich die Romanze betreffend von ihr löst, da man Charlie derart leiden sieht.
Was der Film einem an Erlebten und Emotion schenkt, macht wieder wett was er handwerklich oder über angewandte Klischees falsch macht. Und somit ist „Peggy Sue hat geheiratet“ Edelkitsch geworden, der definitiv zu wirken weiß. Die Negativpunkte dürfen trotzdem ein wenig verwundern, sind doch mit Francis Ford Coppola, Nicolas Cage, Jim Carrey und in der Hauptrolle Kathleen Turner alles talentierte Leute ihres Fachs beteiligt gewesen. Mag deren etwas unglaubwürdiges Werkeln gar Absicht sein, damit der Film surrealer wirkt? OFDb
Auch wenn Peggy Sue nicht glaubhaft jünger wirkt, während ihre jugendlichen Mitspieler in der Zukunft nicht glaubwürdig gealtert wirken, so weiß der Film, der näher am Massengeschmack angelegt ist als sein verwandter Blockbuster aus dem Jahre 1985, doch zu bezaubern. Hits vergangener Tage sausen einem durch die Ohren, witzige Momente lockern die Tragik auf und einer Identifikationsfigur mit Heimvorteil zu folgen gibt dem Zuschauer ohnehin das gewisse Etwas beim Miterleben. Erstaunlich dass man sich an ihr orientiert, obwohl man sich die Romanze betreffend von ihr löst, da man Charlie derart leiden sieht.
Was der Film einem an Erlebten und Emotion schenkt, macht wieder wett was er handwerklich oder über angewandte Klischees falsch macht. Und somit ist „Peggy Sue hat geheiratet“ Edelkitsch geworden, der definitiv zu wirken weiß. Die Negativpunkte dürfen trotzdem ein wenig verwundern, sind doch mit Francis Ford Coppola, Nicolas Cage, Jim Carrey und in der Hauptrolle Kathleen Turner alles talentierte Leute ihres Fachs beteiligt gewesen. Mag deren etwas unglaubwürdiges Werkeln gar Absicht sein, damit der Film surrealer wirkt? OFDb
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