Bei einem Studenten-Jux geht etwas schief und ein Mädchen stirbt.
Während der Todesfall vertuscht werden konnte, kommt einer aus der
Jugendclique wegen Autodiebstahls in den Knast. Als er Jahre später
wieder frei kommt, kontaktiert er die anderen, die nun mitten im Leben
stehen, da angeblich die Gefahr bestünde, dass die Leiche in ihrem Grab
demnächst entdeckt werden könnte. Ob dies wahr ist, oder der Knacki
Rache nehmen möchte ist unklar...
Ich weiß noch immer, woran mich dieser Titel erinnert...
Ich weiß noch immer, woran mich dieser Titel erinnert...
Ist die Panik des in den Knast gegangenen Ex-Jugendlichen echt, oder will er nur Rache? Das wissen wir nicht! Zumindest in der Theorie, denn der Erzählstil macht die Auflösung eigentlich sehr schnell deutlich. Was einst war wird über Rückblicke erzählt. Was im Jetzt passiert wird handwerklich okay, wenn auch etwas spannungsarm erzählt. Der ehemalige Knacki nimmt spielerisch alles sehr gelassen, ohne die Bösartigkeit eines DeNiro aus "Kap der Angst" durchfunkeln zu lassen. Den ganzen Tag verbringt er mit seinen ehemaligen Kumpels, bringt sie von einem ereignisreichen Ort jenem Abends zum nächsten, und die ganze Zeit wirkt nichts bedrohlich.
Wenn nun in einem Rückblick erzählt wird, dass sich zwei Studenten ständig gegenseitig Streiche spielten (wovon einer der Rächer war), so beginnt der Zuschauer sich dies als möglichen Schluss vorzustellen: ein Streich, die Leiche, gab es die überhaupt jemals? Da dies nun eine einiger Optionen ist, achtet man auf die nächsten Rückblicke etwas genauer. Der zukünftige Knacki fühlt den Puls, der zukünftige Knacki legt die Leiche in den Kofferraum, Daten und Angaben der Leiche waren gelogen (Herkunft also unbekannt) und so weiter und so fort. Je mehr im Film nichts weiter passiert außer Vergangenheitsbewältigung in Form von Erinnerungen und einer Reise zu alten Plätzen, und je länger die Story einen Spannungsbogen vermissen lässt, um so überraschungsärmer kommt die Vermutung hoch, dass am Ende doch alles nur ein Streich sein soll.
Noch 20 Minuten bis Filmende, und der Film lässt immer noch nicht erkennen, was er erzählen will, sollte die Streichvermutung nicht stimmen. Nur noch 15 Minuten bis Filmende... Nichts! 10 Minuten vor Schluss beginnt die Einleitung des Finales, kurz darauf die vermutete Auflösung mit einem relativ überraschenden Zusatzbonus, und der Film ist vorbei.
Das war handwerklich okay, die Besetzungwar auch passabe. Aber was soll man im Endeffekt von einem Film halten, der die ganze Geschichte über nur auf diese Schlussidee hinarbeitet? Der 90er Jahre-Thriller "Das zweite Gesicht" arbeitete z.B. auch nur ellenlang auf ein Schluss-Szenario hin, aber da wurden in der Zwischenzeit ein paar nette Szenen eingestreut. So etwas gibt es hier nicht. Es ist sicherlich nicht uninteressant über die Rückblicke zu erfahren was einst geschah, aber man erkennt, dass es eine mögliche Rachegeschichte im Jetzt nicht vorwärts bringt.
Dass der "Rächer" nie gefährlich wirkt und damit auch nie Spannung aufkommt ist nicht die Schuld seines Darstellers. Er spielt von allen Beteiligten eigentlich am besten. Es sind das müde Drehbuch und die zu routinierte Regie, die hier eine nette Story verwässert haben. Der Beginn ist deutlich bei "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" abgekupfert, aber der Rest folgt eher den Spuren eines Dramas. In den letzten 10 Minuten kann man vom Spannungsgehalt her eventuell kurz von Thriller sprechen, aber selbst dann wird der Streifen ganz schnell wieder zum Drama. Dieser Drama-Bereich ist auch eigentlich gut erzählt, aber selbst er muss mit diesem vorhersehbaren Ende leben. Und da der ganze Film auf dieses angeblich überraschende Ende aufbaut, ist das Hauptziel dieses Möchtegern-Thrillers nicht erreicht.
„Ich weiß, wo sie vergraben ist" ist ein halbwegs nettes Drama im Gewand eines Thrillers, das durch Vorhersehbarkeit ins Leere läuft, aber bei wenig Erwartungen dennoch zu unterhalten weiß. Einer seiner Alternativtitel ist übrigens lustiger Weise „Ich weiß noch immer, wo sie begraben ist“. OFDb
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