Der Polizist Grimes erwacht im Krankenhaus aus dem Koma und muss
feststellen, dass die Gesellschaft wie er sie kannte nicht mehr
existiert. Die Menschheit ist fast gänzlich ausgestorben, und
menschenfressende Zombies wandeln über den Erdboden. In Atlanta schließt
er sich einer kleinen Gruppe Überlebender an...
Mal wieder Zombies... Wenn man nicht gerade auf Vampirromantik steht, hat die Serienwelt dem Horrorfreund nicht gerade interessantes zu bieten. Da wird man freilich neugierig, wenn ein TV-Sender plötzlich mit einer Serie über Zombies lockt, jene Menschenfresser, deren Beliebtheit im Kino und auf DVD seit fast einem Jahrzehnt einfach nicht abreißen will. So stört es auch kaum, dass der Pilotfilm der eigentlichen Thematik nichts neues hinzuzufügen hat, sondern angenehm ruhig erzählt Elemente aus Vorbilder plündert. Ein bemitleidenswerter, halber Zombie a la „Return Of The Living Dead“ hier, das Erwachen in einer veränderten Welt a la „28 Days Later“ da (der die Idee wiederum vom zombiefreien „Day Of The Triffids“ stibitzte), eine optisch aufklärende Kamerafahrt nach oben, sowie eine Flucht im Lastwagen wie man es aus dem Remake „Dawn Of The Dead“ kennt, usw.
Da das ganze recht gut erzählt ist, für ein TV-Produkt überraschend hart (selbst wenn man andere 18er-Produkte wie „Dexter“ kennt) und da einem ein wundervolles Zombies-Make Up anlächelt, ist das alles auch zunächst so weit okay. Immerhin befinden wir uns erst im Pilotfilm, der einen Einstieg finden muss. Und in Zeiten actiongeladener Kinoereignisse tut es sichtlich gut zu beobachten, dass die Verantwortlichen von „The Walking Dead“ das Entdecken einer veränderten Welt langsam angegangen sind. Obwohl man das Szenario bis zum Erbrechen kennt, will man mit Polizist Grimes die neue Realität kennen lernen. Man setzt auf stimmige Atmosphäre durch viel Stille, morbide Bilder der Großstadt-Straßen, teilweise gar auf gruselige Momente, wie jener, wenn Grimes durch einen dunklen Raum schreitet, den er einzig durch immer wieder erlöschende Streichhölzer beleuchtet.
Bekannte lässt man hinter sich, die veränderte Welt ist glaubwürdig und recht fehlerarm in Szene gesetzt, und selbst die neuen körperlichen Herausforderungen, an die Grimes sich erst gewöhnen muss, werden sinnvoll eingebracht, beispielsweise wenn ihm schummrig wird, nachdem er einen Zombie mit einem Baseballschläger „tötet“. „The Walking Dead“ erscheint in dieser langen Phase konsequent. Doch schon eine der letzten Szenen im Pilotfilm geben winzige Alarmzeichen, wenn herübergeschaltet wird zur Gruppe Überlebender oben in den Wäldern, und ein Soap-Szenario vorbereitet wird, das nicht zwingend hätte sein müssen. Im Gegenzug ist der eigentliche Schluss des Piloten gut gewählt, schließt er doch selbst dann gekonnt, wenn die erste Folge nie fortgesetzt worden wäre.
So wurde man mit Bekanntem nett, wenn auch nicht außergewöhnlich, gefüttert und geht neugierig an die nächste(n) Folge(n) heran. Um es vorwegzunehmen: „The Walking Dead“ wird nicht langweilig. Wir schafften es in vereinter Runde immerhin die kompletten 6 Folgen hintereinander durchzugucken, und doch ist die gesamte erste Staffel viel zu gewöhnlich umgesetzt. Der Trumpf der Stille des Piloten ist ab Folge 2 konsequenter Weise nicht mehr vorhanden. Hier müssen nun Personen und Situationen vertieft werden, und da wird schnell klar, dass weiterhin das bereits Bekannte über dem kompletten Projekt weht.
So ziemlich alle Charaktere bleiben zu schablonenhaft, sympathisch wird einem niemand (was in einer Welt letzter Überlebender auch nicht zwingend sein müsste), und nicht jede Anwesenheit von jedem Typ Mensch ist glaubwürdig in einer solch gnadenlosen Welt. Das Picknick-artige Treiben oben im Wald ohne Sicherheitsvorkehrungen erweist sich als ebenso unsinnig, passt aber zum psychologischen Gesamtbild der Serie sich im Horrorbereich zwar auf jeglichen noch so kleinen Sinn zu stützen (nur wenig erscheint widersprüchlich), im dramatischen Bereich dafür um so mehr Unsinn zu bauen, allein schon deshalb, weil man versucht uns weiß zu machen, eine zivilisierte Gesellschaft mit ihren Wohlstandsproblemen könne auch in einer solch extremen Ausnahme noch aufrecht erhalten werden.
Selbsternannte Regelsetzer entmündigen Mitmenschen, wofür sie von den Autoren freilich den Freischein erhalten, weil sie einst Polizisten waren. Das ganze wird jedoch nicht als Provokation gesät, sondern wird an keiner Stelle kritisiert. Gewalttaten untereinander werden nach dem klassischen Schwarzweiß-Schema Gut und Böse aufgeteilt. Da interessiert es nicht, wenn es wer Gutes mit Brutalitäten sichtlich übertreibt und der gute Zweck durch zu viel Fragwürdigkeit ausgeblendet wird. Billigste Soap-Momente wie die vom Ehemann verprügelte Frau stehen neben solch guten Momenten einem fragwürdigen Menschen beizubringen, dass man seinen Bruder im Stich gelassen hat.
Was vorrangig an diesem ganzen Soap-Aspekt ärgert, ist die Tatsache, dass sich die Autoren nicht darüber bewusst waren, dass in einer solchen Welt die Menschen sich untereinander nicht mehr so verhalten, wie sie es im geregelten Alltag taten. Aber genau so werden die Menschen präsentiert. Sie geraten sich wegen Alltäglichkeiten in die Wolle, die eigentlich vom Wohlstand genährt wären. Sie sitzen auf eine Art in fröhlicher Runde beisammen, die im Hinblick auf all das was hinter ihnen liegt, nicht schlicht befreiend wirkt, sondern aufgesetzt. Und über all dem schwebt eine Art natürliche Gesetzmäßigkeit an gesellschaftlichen Regeln, die in ihrer Fragwürdigkeit weder ausdiskutiert wird, noch, was der erste Schritt bereits verhindert und für eine solche Story sehr fruchtsam gewesen wäre, dass man verschiedene Modelle des Rechtsempfindens ausprobiert oder zumindest gegeneinander auswägt.
Musste der Pilot noch das Überleben eines Einzelnen zeigen, verkommt die erste Staffel „The Walking Dead“ je weiter sie voranschreitet immer mehr zum geistlos geschwätzigen Soap-Drama, dessen Figuren einem durch ihre Leere zu egal sind, um sich auch nur mit eines ihrer Problemchen tatsächlich auseinandersetzen zu wollen. Einzige Ausnahme bildet die Suche nach einem Mann, der sich seine Hand absägen musste, um sich aus Handschellen zu befreien. Doch selbst die offen endende Suche nach dieser Person schließt in einem besonders peinlichen, da in einer Untergangswelt unglaubwürdigen Szenario, wenn die Idee um ein verstecktes Altenheim an sich auch nicht ohne Reiz ist.
Ich kenne die Comicvorlage nicht, auf welcher „The Walking Dead“ basiert, weiß also nicht wie es da um den Soap-Gehalt steht. Aber sicherlich wird auch die Printmedie nicht gerade inhaltlich große Neuerungen präsentieren, was sich allein dadurch zeigt, dass die Comicreihe gerade einmal ein Jahr nach „28 Days Later“ startete und den Beginn seiner Geschichte arg nah am besagten Vorbild orientiert.
Das große Ärgernis an „The Walking Dead“ ist einfach, dass er nichts zu erzählen hat, was man nicht bereits kannte, und seine Geschichte lediglich lang streckt, bevor man sich gegen Ende arg sprunghaft dann doch noch entschieden hat einen wissenschaftlichen Aspekt mit einzubauen. Erste Hintergründe müssen immerhin beleuchtet werden, was auch durchaus richtig ist. Und dennoch: da hat eine Serie so unendlich viel mehr Erzählzeit als ein Spielfilm, und man nutzt es nicht um mit dieser neuen Möglichkeit bisher kaum genutztes Terrain zu vertiefen oder ungenutztes zu beschreiten. Immer wieder beweisen Zombiefilme, dass es neu zu entdeckende Bereiche innerhalb der immer gleich erzählten Geschichte gibt. „The Walking Dead“ springt nur brav auf den Zombie-Hype auf und erzählt nichts Neues. Ein Blick auf den Trailer zur bisher noch nicht fertig gedrehten 2. Staffel lässt bereits erahnen, dass sich daran auch zukünftig nichts ändern wird.
Schade ist das nüchterne Ergebnis schon, denn die Spezialeffekte und das Make Up sind erste Sahne. Es geht blutig zur Sache ohne aufgesetzt zu wirken und man beachtete selbst den im Zombie-Genre nicht zwingend nötigen Bereich der Suspense. Letztendlich möchte man aber gerade im Format einer Mini-TV-Serie etwas mehr geboten bekommen, als ein optisch perfekt inszeniertes Szenario. Inhaltlich bleibt „The Walking Dead“ seelenlos und dramaturgisch blutleer. OFDb
Ich kenne die Comicvorlage nicht, auf welcher „The Walking Dead“ basiert, weiß also nicht wie es da um den Soap-Gehalt steht. Aber sicherlich wird auch die Printmedie nicht gerade inhaltlich große Neuerungen präsentieren, was sich allein dadurch zeigt, dass die Comicreihe gerade einmal ein Jahr nach „28 Days Later“ startete und den Beginn seiner Geschichte arg nah am besagten Vorbild orientiert.
Das große Ärgernis an „The Walking Dead“ ist einfach, dass er nichts zu erzählen hat, was man nicht bereits kannte, und seine Geschichte lediglich lang streckt, bevor man sich gegen Ende arg sprunghaft dann doch noch entschieden hat einen wissenschaftlichen Aspekt mit einzubauen. Erste Hintergründe müssen immerhin beleuchtet werden, was auch durchaus richtig ist. Und dennoch: da hat eine Serie so unendlich viel mehr Erzählzeit als ein Spielfilm, und man nutzt es nicht um mit dieser neuen Möglichkeit bisher kaum genutztes Terrain zu vertiefen oder ungenutztes zu beschreiten. Immer wieder beweisen Zombiefilme, dass es neu zu entdeckende Bereiche innerhalb der immer gleich erzählten Geschichte gibt. „The Walking Dead“ springt nur brav auf den Zombie-Hype auf und erzählt nichts Neues. Ein Blick auf den Trailer zur bisher noch nicht fertig gedrehten 2. Staffel lässt bereits erahnen, dass sich daran auch zukünftig nichts ändern wird.
Schade ist das nüchterne Ergebnis schon, denn die Spezialeffekte und das Make Up sind erste Sahne. Es geht blutig zur Sache ohne aufgesetzt zu wirken und man beachtete selbst den im Zombie-Genre nicht zwingend nötigen Bereich der Suspense. Letztendlich möchte man aber gerade im Format einer Mini-TV-Serie etwas mehr geboten bekommen, als ein optisch perfekt inszeniertes Szenario. Inhaltlich bleibt „The Walking Dead“ seelenlos und dramaturgisch blutleer. OFDb
Nachtrag:
Mittlerweile habe ich die Serie weiter verfolgt und meine Kritikpunkte zu Staffel 1 werden innerhalb der zweiten Staffel abgebaut. Scheinbar hat man die Fehler von Staffel 1 erkannt. So benötigt Staffel 2 zwar einige Zeit um zu beweisen, dass sie einen Kurswechsel in Richtung gesellschaftliche Glaubwürdigkeit einschlägt, aber sie tut es und wird somit in Staffel 2 und 3 zu einer richtig guten Serie.
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