Teenager Terkel legt sich ungewollt mit den Schul-Rowdies seiner
Klasse an. Da stimmt es nicht gerade ermutigend dass ein Klassenausflug
in die Wälder bevor steht...
Ein Kinderleben...
Bela B., der Drummer der Band Die Ärzte, hat sich einer schweren Aufgabe angenommen. Er allein ist Synchronsprecher der deutschen Version des dänischen Trickfilms „Terkel i knibe“ (Originaltitel), sprich er allein leiht jeder dort auftauchenden Figur seine Stimme. Im Original tat dies ein Komiker. Warum also in unserem Land gerade ein Musiker gewählt wurde, ist mir rätselhaft, zumal der Film ein wenig auf Hip Hop-Mentalität getrimmt ist und Bela eigentlich für Punk und Deutschrock bekannt ist. Aber warum auch immer Bela B. besetzt wurde: er macht seine Sache gut.
Bela spielt mit unterschiedlichsten Stimmen, lässt gerade schwierig zu treffende Figuren wie Titelgeber Terkel passend erklingen, manchmal glaubt man gar kaum, dass da nun gerade Bela sprechen soll. Einzig die moderierende Rahmenfigur fand ich eher unsympathisch gesprochen. Das mag aber auch an der oben angesprochenen Hip Hop-Orientierung liegen, mit der ich eher wenig anfangen kann, und genau in dieser badet besagte Figur.
Genau diese Hip Hop-Mentalität ist auch das schwächste Glied im Streifen. Ist doch diese satirische Jugendstudie, wie Bela B. den Film passend im Interview beschreibt, inhaltlich und charakterlich eigentlich recht gut erzählt, und so schadet lediglich besagtes Glied „Terkel in Trouble“ und das immerhin stark genug um ihn zum Mittelmaß zu degradieren. Die Story selbst ist Nebensache. Die kleinen Beobachtungen am Rande, die das eigentliche Zentrum des Films bilden, sind die eigentliche, tragende Stärke, so dass der Film zumindest zur angenehmen Form von Mittelmaß wird.
Das sollte man anfangs gar nicht meinen, sind es doch gerade die ersten geschätzten fünf Minuten, die den Film nicht gerade in einem guten Licht erscheinen lassen. Und wenn dann auch noch der leider unpassende Gesang losgeht, darf man den jeweiligen Tiefpunkt des Streifens erleben.
Aber wenn man all dies einmal gekonnt ignoriert, darf man dem typischen Früh-Teenagerleiden beiwohnen in einer Rezeptur, die wohl jeder zumindest vereinzelt situativ kennt, da selbst erlebt hat, gebadet in einer Extreme, die hoffentlich so gut wie keiner meiner lieben Leser je durchmachen musste. Denn die Schreiberlinge dieses Filmes waren gnadenlos und wollten rein inhaltlich auch keinen reinen Kinderfilm drehen. Und so gibt es auch Tote und Brutalitäten, glücklicher Weise nicht zum Zentrum gemacht wie bei „Happy Tree Friends“ und „Meet The Feebles“. Solche Werke sind ebenfalls nett zu gucken, aber so etwas Oberflächliches will „Terkel in Trouble“ gar nicht sein. Diese eher banale Unterhaltung der Brutalität soll nicht im Vordergrund stehen, sondern sich den sozialen Beobachtungen unterordnen, bzw. diese in ein extremeres Licht rücken. Die Psychologie, die Soziologie und die Satire stehen im Zentrum. Und wenn schwarze Elemente rar eingebracht werden, wissen betroffene Momente entsprechend zu schocken.
Wenn das fette, gehänselte Mädchen aus dem Fenster springt und stirbt, glaubt man zunächst noch an einen Tagtraum des Helden, so unfassbar ist dieser Moment in den fertigen Film integriert. Gnadenlos wird sich über den Tod des fetten Mädchens lustig gemacht, nicht ohne die innere Zerrissenheit Terkels zu thematisieren, der einen starken Einfluss auf den Suizid des Mädchens hatte. Auf der anderen Seite wird sich aber zum Finale hin doch wieder, so wie Kinder nun einmal sind, über das fette, tote Mädchen lustig gemacht. Hier bleibt der Streifen gnadenlos realistisch.
Wenn in einer Szene die Brutalität heutiger Horrorfilme parodiert wird und die einhergehende Tatsache, dass Jugendliche sich solche Filme schon viel zu früh organisieren, belässt man es ebenfalls nicht bei Andeutungen. Da darf im Fernsehen dann der Körper eines Opfers in der Mitte von einem Eishockeymaske tragenden Kettensägenschwinger durchgesägt werden, ohne am Ende eine höhere FSK als die 12 befürchten zu müssen. Es ist Satire, es ist Zeichentrick, da gibt man sich gnädig.
Beispiele wie diese machen deutlich, dass das Grundkonzept von „Terkel in Trouble“ eigentlich kein Kinderfilm ist und auch nur bedingt ein Werk für Jugendliche sein soll. Und dies beziehe ich nun nicht auf die Brutalität, sondern schlichtweg auf den Satiregehalt, die Jugendstudie hinter dem Geschehen. Eigentlich ist diese dänische Computeranimation ein Film für Erwachsene UND Jugendliche. Letzte werden nicht ausgeschlossen, letztendlich sind die Beobachtungen aber zu treffend, um sie lediglich an jene zu verschwenden, die ein ähnliches Alter wie Terkel haben. Um so unerklärlicher ist die Tatsache, dass der Film inszenatorisch häufig auf Hip getrimmt ist, einem Stil, der sich leider den Jüngeren anbiedert.
Diese hätten sicherlich auch ohne Hip Hop-Orientierung Gefallen an dem nett animierten Streifen gehabt, einem Streifen der es schafft seine Witzigkeit fast immer aus den Situationen und Umständen zu ernten. Selten wird ein Witz einzig des Lachers wegen eingebaut. Deswegen wirkt die Grundstimmung des Films auch so erfreulich pessimistisch. Erst muss Terkel durch die üblichen Jugendprobleme durch, dann werden seine Probleme eine Spur extremer, was alle um ihn herum jedoch wiederum als die typischen Jugendprobleme deuten. Welch nette Idee!
Bei so viel Konsequenz ist es ernüchternd feststellen zu müssen, dass der Film in einem Stil gekleidet ist, der manch einen Zuschauer ausschließt. Denn Hip Hop ist nun alles andere als massenkompatible Musik. Als Musikrichtung allein zur Untermalung hätte ich damit, bezogen auf den sonst so jugendlich treffenden Hintergrund, wunderbar leben können. Aber erwachsene Figuren ebenso in dieser Mentalität baden zu lassen, ohne es genügend satirisch zu unterstützen, macht schon viel am sonst so positiven Ergebnis kaputt. Außerdem kann man auch ruhig einmal erwähnen, dass die in den Film eingebrachten Musikstücke lediglich dem Selbstzweck dienen. Sie werden nie wirklich eins mit dem Film und dienen nicht der Vertiefung oder der Weiterentwicklung der Geschichte. Und das macht sie eher zu Unterbrechungen anstatt zur Stil-fördernden Unterstützung der Sozialsatire. Schade! OFDb
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