Jonathan Harker kommt auf Schloss Dracula, um die Bibliothek des
Grafen zu sortieren. Er entpuppt sich jedoch als Vampirjäger und tötet
eine von Draculas Gefährtinnen. Nachdem Harker beseitigt ist, sinnt der
Blutsauger auf Rache und nimmt sich Harkers Verlobte vor. Dadurch wird
Vampirjäger Van Helsing auf den Grafen aufmerksam...
Kampf den Vampiren...
Wer im Tonfilm-Bereich eine gelungene Verfilmung der „Dracula“-Thematik sucht, kommt um Terence Fishers Version nicht herum, meiner Erfahrung nach die beste Verfilmung bislang neben dem Stummfilm „Nosferatu“. Zwar setzt Fisher viel auf äußeren Effekt, vernachlässigt aber deshalb nicht andere Elemente, die zu einem positiven Ergebnis führen.
Durch den Start der damaligen „Frankenstein“-Reihe mit „Frankensteins Fluch“ war das Team Fisher-Cushing-Lee bereits aufeinander eingespielt. Im Jahr der gemeinsamen Fortsetzung „Frankensteins Rache“ entstand auch „Dracula“, und der weiß den Zuschauer auch flink in seinen Bann zu reißen, stimmt atmosphärisch doch von Anfang an so viel. Die Musik reißt einen mit, das Schloss Draculas ist eine Augenweide, die Kulissen sind in jenem gotischen Stil gehalten, für den die Werke der Hammer-Studios heute so berühmt sind, und die Geschichte stimmt flink ins Geschehen ein, überrascht aber auch mit einem anderen Schwerpunkt als Murnaus Stummfilm oder Tod Brownings „Dracula“.
Fishers „Dracula“ besitzt so viele Trümpfe und einer ist sicherlich Christopher Lee in der Titelrolle, der im Vorspann erst nach dem Titel genannt wird. Ersterwähnter ist der Held Peter Cushing, der Van Helsing mimen darf, ein weiterer Trumpf des Filmes, so individuell diese Figur von Cushing verkörpert wird und weit mehr ist, als der stocksteife, forschende Wissenschaftler aus Brownings Version.
Dracula selbst jedoch stiehlt Van Helsing die Show. Christopher Lee spielt ihn bitter böse, zeigt uns für kurze Augenblicke den Gentleman, um sich flink in die Bestie zu verwandeln, die nichts menschliches mehr in sich trägt. Fortan stolziert er als Gentleman-Hülle umher, getarnt unter Menschen, aber nie erst im Äußersten dazu bereit sein wahres Gesicht zu zeigen.
Fishers „Dracula“ hält nicht hin wie der gewöhnliche Horrorfilm seiner Zeit, er hat immer was zu erzählen, umgeht auch keine Rückschritte der Helden, wenn z.B. die Harker-Verlobte den Tod findet, und das Finale erst über die Ehefrau des Vaters der Verlobten eingeleitet wird.Während die Story flott voranschreitet, arbeitet Fisher auf der anderen Seite geduldig an dem Prozess von Vertrauen und Misstrauen zwischen dem Vater der Verstorbenen und dem Vampirjäger Van Helsing, dessen unkonventionelle Hilfe er benötigt. Ist die Zusammenarbeit zwischen beiden ermöglicht, geht der Prozess über auf den Bereich der Abhärtung und Gewöhnung, kann Van Helsing den guten Mann theoretisch doch nicht auf alles seelisch vorbereiten und besitzt der Vater doch noch manch ethische Hürde, die es für den Kampf gegen die Blutsauger zu überwinden gibt.
„Dracula“ ist stimmig, flott, und er bietet dem Horrorfilm-Fan das, was meist ausgeblendet wurde. In Großaufnahme wird der Oberkörper eines Vampirs gepfählt. In langen Einstellungen darf der Blutsauger sein Gebiss als Bedrohung zur Schau stellen, und beißt er zu, ist nicht nur sein Opfer blutig, sondern auch das Ungeheuer, dem selbst der menschliche Anstand fehlt die Spuren seiner Mahlzeit zügig aus dem Gesicht zu wischen. Auch der obligatorische Tod des Grafen ist eine Augenweide, zum einen durch seine drastischen Bilder, zum anderen durch die hervorragende Tricktechnik für diese Zeit.
Fisher weiß welcher Schauwert sich lohnt und welcher nicht. Kreuze brennen sich in die Haut der Monstren, Lächerlichkeiten wie Brownings fliegende Gummi-Fledermäuse umgeht er komplett, schafft neue Vampirgesetze, in welchen die Blutsauger ihre Figur nicht mehr wandeln können und weiß auch ganz genau warum er dies tut: auf diesem Weg hat es der Regisseur geschafft jegliche unfreiwillige Komik beiseite zu räumen. „Dracula“ ist trotz seines Alters von über 50 Jahren zu keinem Zeitpunkt peinlich oder nur aus augenzudrückender nostalgischer Sicht zu ertragen, ein Zustand der aufgrund seines Alters nicht unwahrscheinlich gewesen wäre.
„Dracula“ weiß heute wie damals zu begeistern und zeigt Filmen von heute, dass es nicht extremster Modernisierungen bedarf, um sein Pferd zum Ziel zu geleiten. Fisher setzt viel mehr auf ein zügiges Voranschreiten der Geschichte und sorgt dafür, dass diese nie einen Hänger, geschweige denn eine längere Durststrecke, oder eine Wiederholung der Ereignisse erfährt. Hierfür muss er zwar des öfteren das Hauptaugenmerk der Figuren wechseln, womit schließlich auch die Figur des Dracula im Vergleich etwas weniger Auftritte beschert bekommt, aber das ist ein Preis den man für solch einen gelungenen Film gerne bezahlt. OFDb
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