In London wird ein Theaterstück über Jack The Ripper aufgeführt. Währenddessen mordet auf den Straßen ein Nachahmungstäter...
Laientheater in einem Film über Theater...
Brian Edgar Wallace schrieb Vorlage und Drehbuch, Martin Böttcher lieferte die Musik und Regisseur Zbonek drehte zuvor „Der Henker von London“, ebenfalls ein Krimi nach Brian Edgar Wallace. Die Filme seines Vaters Edgar Wallace waren stets unterhaltsamer, im Vergleich zu „Das Ungeheuer von London City“ auch professioneller umgesetzt. Nebelschwaden, die nicht so recht wollen wie die Regie, beschleunigte Bilder, die an die „Klamottenkiste“ erinnern, und der wichtigste Fakt, welcher der Geschichte sein Potential raubt ist die laienhafte Schauspielerei.
Die Produkte der damals betitelten harten Welle waren sicherlich alles keine großen Werke, wenn es um das schauspielerische Können ging, und doch sind der Großteil der damaligen Produktionen nett anzuschauen, halt einfach ein Stück Trivialunterhaltung für zwischendurch. Die Darstellerleistung in „Das Ungeheuer von London City“ ist erbärmlich, Laientheater, was durch sein Spiel innerhalb der Geschichte mit Theater und Realität noch primitiver wirkt als ohnehin schon, unterscheiden sich beide Erzählebenen doch nur bedingt voneinander. Will Zbonek Theater zeigen, lässt er alles noch eine Spur plumper wirken, ein fataler Fehler, wenn man sich die mangelnde Qualität des Restfilms ansieht.
Ohnehin macht das absichtliche Reduzieren zur Trennung Theater und Realität wenig Sinn, soll das Stück über Jack The Ripper doch für professionelles Theater stehen und nicht für Laienschund für die Masse. Vielleicht erklärt sich diese Entscheidung in der teilweise witzig gewollten Umsetzung, doch „Das Ungeheuer von London City“ soll keine Komödie sein, er soll wie ein typischer 60er Jahre Wallace sein, und die wurden halt immer mit etwas Humor aufgelockert. Das unangenehmste Schauspiel neben besagter Theaterszenen findet dann auch immer in den humorvollen Momenten statt, da man hier arg klamaukig vorging und die mangelnde Qualität nun komplett zum Vorschein kommt.
Doch auch in den besseren Szenen weiß das Werk nicht wirklich zu überzeugen. Was gemeint ist erfährt der erfahrene Zuschauer meist über den Vergleich anderer Filme seiner Zeit. Als Beispiel sei nur einmal die Dienerrolle des unter Verdacht stehenden Schauspielers genannt, die nur auf den Film gesehen eine unklare Wirkung hinterlässt, über die vielen Dienerrollen anderer Vater und Sohn Wallace-Filme dann aber seinen Sinn erhält. Die Mörderauflösung überrascht nicht, zur Wahl standen ohnehin nur wenig Figuren, und einer der interessantesten Verdächtigen wird 20 Minuten zuvor leider bereits als nicht mehr verdächtig entlarvt. Schade!
Nichtsdestotrotz kann der Film mit geringer Erwartungen immerhin dem hartgesottenen Fan des Grusel-Krimis unterhalten. Die Story ist trashig aber nett, die Musik stimmig, manchmal aber auch unfreiwillig komisch, wenn die vibrierende Orgel zu stark zum Einsatz kommt. Die Locations sind manchmal gut gewählt, Innenaufnahmen sehen jedoch zu stark nach Kulisse aus, besser als in den Theaterstückmomenten, aber gerade wegen dieser auch wieder zu offensichtlich Bühne. Die Morde werden wie für seine Zeit typisch zurückhaltend gezeigt. Einmal darf man eine blutige Hand sichten, ansonsten verbirgt irgendetwas die Sicht. Immerhin finden die Morde stets vor Augen des Zuschauers statt, das ist ja auch schon mal etwas. Zurückhaltend und doch für seine Zeit provozierend, gibt es auch etwas nackte Haut zu sichten. Die harte Welle sollte halt Kino für die ganz Großen werden.
Das in Deutschland seit je her aktuelle Thema der Zensur bekommt einiges an Screentime. Dabei ist schwer herauszusehen, welchen Standpunkt Zbonek vertritt. Das ist auch eigentlich nicht wichtig, letztendlich zeigt man uns verschiedene Positionen zu dem Thema, und aufgrund seiner trivialen Umsetzung wäre es auch verkehrt, in ein solch wichtiges Gebiet bei einem Film wie diesem zuviel hinein zu interpretieren. Letztendlich wird das Thema zu reißerisch angegangen, als dass hier eine echte Aussage getätigt werden wollte. Dennoch ist es interessant zu sichten, dass in solch früher Massenware dieses Thema Gehör findet. „Das Ungeheuer von London City“ ist billig und auf die Schnelle umgesetzt. Wer dieser Meinung bereits bei den klassischen 60er Jahre Wallace-Filmen vertrat, wird das hier Gezeigte als ungenießbar empfinden. Große Stars weiß der Streifen nicht zu präsentieren, aber man kennt das ein oder andere Gesicht, dem man schauspielerisch mehr zugetraut hat. Wahrscheinlich zu recht. Dieser Kriminalfilm hinterlässt den Eindruck, dass die Schuld eher dem Regisseur zuzuordnen ist. OFDb
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