27.11.2012

MÜNCHHAUSEN IN AFRIKA (1958)

Peter, ein Nachfahre des berühmten Baron Münchhausen, ist ein Tunichtgut, der trotz vieler Talente, wie dem Musizieren z.B., nie eine Sache richtig zu Ende bringt und nie Verantwortung übernimmt. Nachdem ihm als Aushilfslehrer gekündigt wird, landet er versehentlich in einer Fernsehsendung als Afrikaexperte. Eine Bekannte von ihm sieht die Sendung und bittet ihn mit nach Afrika zu kommen, damit auch nichts passieren kann. Eigentlich hat Peter Angst vor der Wildnis, aber als er hört dass sein heimlicher Schwarm Josefine auch mitfliegt, willigt er ein. Unter wilden Tieren und Eingeborenen kommt es zu allerlei Abenteuern. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass Peter unwissendlich zwei Gauner, die sich als Großwildjäger ausgeben, als Begleiter engagiert...

Der Titelgeber war ein Münchhausen... 
 
Wer sich hin und wieder an Filme mit Peter Alexander wagt, kennt das Problem. Man weiß nie was einen erwartet. Den großen, guten Film gibt es nie mit ihm, hat man Glück erwischt man einen, der angenehm und locker 90 Minuten zu unterhalten weiß (z.B. „Kriminaltango“). Hat man Pech erwischt man höchst peinliche Filmmomente, die man lieber nie gesichtet haben wollte („Charleys Tante“). Im Falle von „Münchhausen in Afrika“ verhält es sich ähnlich wie in „Die Abenteuer des Grafen Bobby“, dass sich beide Möglichkeiten mixen, wobei die unangenehme Seite dominiert.

Da nutzt es auch recht wenig, dass Peter Alexander selbst ein talentierter Entertainer ist, der nicht nur singen und tanzen kann, sondern auch schauspielerische Qualitäten aufblitzen lässt. Da er diese aber, wie gerade der hier besprochene Film zeigt, nur all zu gern für Peinlichkeiten nutzt, rutscht solch ein Pluspunkt viel zu häufig in den Negativbereich.

Eigentlich ist in allem der Wurm drin. Die Geschichte ist kaum eine, hat mit Münchhausen so viel zu tun wie „Inglourious Basterds“ mit „Der Untergang“, die Musik ist selbst für Peter Alexander-Verhältnisse arg fröhlich und damit eher nervig, und der Gesangsanteil ist diesmal auch enorm hoch.

Aufnahmen wilder Tiere gibt es zuhauf, und für einen ollen 50er Jahre Klamauk-Streifen wurde auch recht anständig getrickst, wenn die Tiere Menschen die Hölle heiß machen. Eine Scheu vor Tieren lässt Alexander dabei nicht aufkommen, was spätestens der Ritt auf einem Nashorn zeigt.

Geblödelt wird viel, und ab und an gibt es auch gelungene Witzchen und Sprüche, beispielsweise wenn Peter Münchhausen von einem Mann gebeten wird, sich doch bitte hinten in der Schlange anzustellen, und der damit kontert, dass da bereits wer steht. Das sollte man glatt mal im wirklichen Leben ausprobieren.

Was die Rolle Peters betrifft, das ist eigentlich die Rolle, die er immer spielt, und in der man ihn auch immer wieder sehen möchte, da man ihm dadurch vieles verzeihen kann. Peter spielt den charmanten Taugenichts, der auf egomanische und dreiste Art sein Glück sucht und sich dabeitollpatschig anstellt. Also denkt man sich, was soll’s, es ist doch nur unser Peter. Da kann ein Film nur sehr selten komplett schlecht und nervig werden. Irgendwie schafft es Peter Alexander das Übel mit seinem Charakter, und sei es nur der Künstlercharakter, halbwegs wieder aufzufangen.
 
Im Gegensatz zu „Kriminaltango“ wissen diesmal nicht einmal die Ganoven sonderlich zu überzeugen. Sie wirken zwar wie Schelme, aber eine besondere Persönlichkeit lernt man durch sie nicht kennen. Dabei wird einer von ihnen von Gunther Phillipp gespielt, der eigentlich auch nicht zu den untalentierten Schauspielern seiner Zeit zählt.

Wen es wundert, dass sein Name im recht nett animierten Vorspann vor dem einer Frau steht, dem sei gesagt, dass die obligatorische Lovestory diesmal sehr an den Rand gedrängt wird. Peters große Liebe bekommt relativ wenig Screentime beschert und ist für die Geschichte auch kaum von Bedeutung. Da lieben sich beide heimlich, kriegen sich auch am Schluss, aber selbst das wäre für ein Happy End nicht nötig gewesen, denn das erwartet dem arbeitslosen Peter mit einem Job, der auf ihm zugeschnitten ist.

Ob im Zuge der Spaßgesellschaft, die ja nun in jedem Alexander-Film propagiert wird, die kurze Nebenhandlung eines TV-Senders betreffend als eingebaute Gesellschaftskritik oder doch eher als Nebeneffekt der fröhlichen, nicht nachdenklichen Erzählweise solcher Gute Laune-Produktionen verstanden werden kann, überlass ich jedem Leser selbst. Ich tendiere zu letzterem. In dieser Szene entscheidet sich ein Fernsehsender den Lügner und Hirnlos-Entertainer einem hoch angesehenen Wissenschaftler und Afrika-Experten vorzuziehen, zur Gestaltung eines Kulturprogramms über den besagten Kontinent.

„Münchhausen in Afrika“ lässt sich mit etwas Geduld gucken. Seine zweite Hälfte schaut sich etwas flotter als die erste, aber insgesamt ist es schon ein unangenehmer Vertreter der Peter Alexander-Filme, der nur den wenigen Komplettisten von Alexanders Lebenswerk ans Herz zu legen ist. Wer die gute Laune-Musik dieses Entertainers mag, wird wesentlich weniger genervt reagieren als ich. Wer sich für die Münchhausen-Thematik interessiert braucht überhaupt nicht reinschalten. Dessen Name im Titel ist zwar keine Lüge, aber eine etwas unverschämte Ausrede.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Der Film spiegelt die intakten Verhältnisse der 50iger Jahre wider: Wenn man Kannibalen sehen wollte, flog man mit einer Propellermaschine nach Afrika. Schon zu Beginn übezeugt der Film, als die Mädchenklasse eine Vielzahl von Instrumenten improvisiert. Peter Alexander überzeugt als "Experte für Negermusik" mit seinen Trommelwirbeln. Sein Ritt auf dem Nashorn ist legendär. Der schwarze Koch bemerkt zutreffend: "Großer Medizinmann" und gibt sein Wissen über Trommelwirbel weiter. Wunderbare Klischees, die sich bis heute gehalten haben. Für den heutigen Betrachter gibt der Film Einblick in eine Welt, die untergegangen ist. Mittlerweile sind die Speerträger aus dem Film alle zu uns gekommen und verblüffen uns mit ihrem Analphabetismus.

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    1. Vor allem die Verdrängung
      der Nazi-Verbrechen war in den 50er Jahren intakt.
      Und Peter Alexander war tatsächlich der Experte in Sachen Geschmacklosigkeit,
      nur noch übertroffen vom lachenden Vagabunden!
      Die Speerträger sind heute größtenteils tot und müssen zum Glück nicht die bitterböse Realsatire(?) des vorherigen Kommentators lesen.

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