Ein naturwissenschaftliches Genie wird von einem Auto erfasst und
getötet. Einer seiner Kollegen bangt um den wertvollen Geist und erhält
das Gehirn am Leben. Er baut einen roboterartigen Körper und setzt es
hinein. Die Operation gelingt tatsächlich, aber das Genie fühlt sich
nicht wohl in seiner Metallhaut. Zudem sieht er es nicht ein
Versuchskaninchen und Vorzeigeobjekt seines Forscherkollegen zu werden.
Mit seinen leuchtenden Augen findet der Roboter einen Weg seine
Gegenüber zu hypnotisieren und somit unter Kontrolle zu bringen. Der
Wissenschaftler verliert ohne menschlichen Körper immer mehr den Bezug
zu ethischer Denkweise und ist bald nicht mehr er selbst. Lediglich der
Kontakt zu seinem eigenen Sohn holt ihn des öfteren auf den Boden der
Tatsachen zurück...
Hilfe, mein Vater ist ein Roboter...
Die 50er waren das erste Jahrzehnt herrlicher Science-fiction-Trash-Fließbandproduktionen. Schrott im Kino wurde zu einem öffentlichen Interesse. Nachdem Jahre lang der Comicmarkt in diesem Bereich boomte, wurden solch abstruse Geschichten nun auch für das Kino auf abendfüllender Länge umgesetzt. Seine Comicverwandtschaft kann gerade „Der Koloss von New York“ nicht verschweigen.
So wie die passenden Comics des 20. Jahrhunderts, so ist auch „The Colossus Of New York“ (Originaltitel) trotz der recht bösartig klingenden Thematik familiengerecht ausgefallen. Ganz im Gegensatz zu seinem Filmkollegen „RoboCop“ kontaktiert er seinen Sohn, lässt sich von diesem sogar Papa nennen. Anfänglich von ihm Mr. Giant genannt, wird er gefragt ob er ein guter oder ein böser Gigant ist. Der Koloss antwortet, er versuche gut zu sein, was nicht immer leicht wäre. Daraufhin dreht er den Spieß um, und fragt, ob der Bub (der leicht an Heintje erinnert) ein lieber oder ein böser Knabe wäre. Dieses Beispiel verdeutlicht recht gut auf welch braven Pfaden der Film schlendert.
Etwas zu geschwätzig, aber doch nie nervig oder langweilig, plätschert das fertige Werk vor sich hin. Echte Höhepunkte gibt es ebenso wenig wie echte Tiefpunkte. Die Geschichte selbst ist ab einem gewissen Punkt vorhersehbar. Inhaltlich orientiert man sich gewollt stark an „Frankenstein“, selbst der Koloss selbst, mit seiner hohen Stirn, erinnert nicht zufällig an diesen berühmten Zombie.
Naivität wird dank der Entstehungszeit groß geschrieben. Die Tricks sind trotz der Beteiligung eines großen Filmstudios lediglich akzeptabel zu nennen. Das Design des Koloss ist schlicht aber wirkungsvoll (obwohl er ruhig noch etwas größer hätte sein können), die Laserszenen gab es in „Kampf der Welten“ bereits besser getrickst zu bestaunen. Wie so häufig in Schundfilmen dieser Zeit, so wird auch hier manches Filmmaterial gleich doppelt verwendet.
Der Schluss, den ich hier nicht verraten werde, ist etwas sehr plump ausgefallen. Bei all dem suiziden, deprimierten Denken des Kolosses und der Abscheu gegen sich selbst, fragt man sich, warum das Superhirn den finalen Schritt nicht selbst vollzogen hat, und das zudem noch wesentlich früher. Vielleicht habe ich in der von mir gesehenen englischen Fassung auch mal wieder nicht alles kapiert, wer weiß.
Untypisch für seine Zeit ist die Musikuntermalung, sie wird schlicht am Klavier gespielt. In „Die Firma“ ging man diesen Weg Jahrzehnte später auch, dort war die Musik aber auch wesentlich besser und passender den Szenen angepasst. Gerade zu Beginn stimmt das Geklimper in „Der Koloss von New York“ nicht immer mit dem was man sieht überein. Im weiteren Verlauf gibt es aber Szenen, in denen deutlich der Vorteil schlichter Klaviermusik erkennbar ist. Das Ergebnis auf diesem Weg zu musizieren ist wesentlich weniger reißerisch als die typische Musik vergleichbarer Werke aus dieser Filmschaffenszeit.
„The Colossus Of New York“ ist ein kleiner Film für Freunde des Genres zu Zeiten der 50er Jahre geworden, andere gucken ihn höchstens zur Belustigung. Diese Reaktion ist sicherlich berechtigt, jedoch bietet dieser Durchschnittsfilm mehr als bloße unfreiwillige Komik. OFDb
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