Der etwas einsame Chris findet an Halloween zufällig eine Einladung
zu einer Mörderparty auf der Straße. Er backt flink ein Kürbisbrot,
bastelt sich aus alten Kartons ein Ritterkostüm und plant somit seinen
Abend um, der ansonsten aus dem Gucken von ein paar Horrorfilmchen
bestanden hätte. Im abgelegensten und unangenehmsten Winkel der Stadt
angekommen, muss der arme Kerl feststellen, dass der Begriff Mörderparty
wörtlich gemeint war, denn nun findet er sich schon gefangen wieder
inmitten einer Gruppe psychisch gestörter Künstler, die für ihre Werke
über Leichen gehen möchten...
Kunst ist das nicht...
„Murder Party“ war laut DVD-Aufdruck der Publikumsliebling beim Slamdance 2007, und das passt schon im Hinblick auf beliebte Werke wie „Dead Snow“ und Co, denen es seit dem Erfolg von „Braindead“ nur noch um den schnellen, blutigen Ekelgag geht und nicht mehr um Komik in stimmiger Gruselatmosphäre a la „Return Of The Living Dead“, „House“ und „Tanz der Teufel 2“. Nun ist „Murder Party“ nicht ganz so geistlos ausgefallen wie eben erwähnter „Dead Snow“, aber letztendlich sind beide Werke dennoch zu vergleichen, so dünn wie der Nährboden ist, aus denen nun morbider Extremhumor gedeihen soll.
Zu Beginn auch recht sympathisch stellt sich die erste Ernüchterung dann ein, wenn man auf die zukünftigen Mörder stößt, die alle auf ihre Art gestört und etwas arg gewollt auf lustig getrimmt sind (Overacting also durchaus erwünscht), denen aber jede Spur von Mystik fehlt. O.k., das war von Herstellersicht auch gar nicht gewollt, also muss man sich ein wenig umstellen, um einer anderen Art Partyfilm eine Chance zu geben. Dennoch enttäuscht das kurz darauf folgende Ableben eines der Künstler, stirbt dieser doch durch ein Versehen und lässt einen bereits ahnen, dass es der Rest-Gruppe intellektueller Schaffender doch bald ähnlich ergehen könnte.
Ganz so plump geht Regisseur Jeremy Saulnier, der auch für das Drehbuch verantwortlich war, sein Spielfilm-Debut dann doch nicht an. Der Tod pausiert nun eine Zeit lang, aber er steht immer wartebereit im Raum. Nun dürfen wir die Gruppe Künstler erst einmal etwas besser kennen lernen, allen voran ihren gefürchteten Anführer, der auch gleich allerhand Drogen mit zur Party gebracht hat, so dass nun erst einmal diese konsumiert werden, damit Personen und Situationen noch einen grad mehr kaputter werden dürfen. Chris pausiert geknebelt und außer Gefecht gesetzt ebenso wie der Tod, darf lediglich kurz einen Fluchtversuch unternehmen, der auf lustige Art endet, um sich schließlich gar in Ketten gelegt auf dem Stuhl wiederzufinden, auf dem er zuvor schlichter gefesselt war. Eine Flucht ist nun unmöglich geworden, also mal abwarten was passiert.
Spätestens wenn der Anführer ohne weitere Begründung davon redet, dass Chris erst um Mitternacht getötet werden soll, merkt man dass nun Hinhalten auf dem Drehplan stand. Saulnier ging davon aus seine Komik würde als Lückenfüller reichen. Doch so sympathisch diese auch teilweise sein mag, sie nutzt nichts, wenn die Geschichte sich nicht weiter entwickelt. Diese ruht sich jedoch lediglich damit aus uns zu zeigen wie pseudo-intellektuell die Kunstszene heutiger Tage ist und wie fragwürdig das seit je her interessante Thema ist was eigentlich nun unter Kunst fällt und was nicht. Spätestens der interessierte Cineast kennt sich mit dieser Problemstellung durchaus aus.
Da wir von Chris recht wenig mitbekommen, fehlt es dem Film nun an einer Sympathiefigur, die unter einer Gruppe gestörter Künstler freilich nicht zu finden ist. Immerhin eine Art „Die wilden Siebziger“-Kifferkreis, im hier vorliegenden Fall ein Wahrheitsserum-Kreis, weiß die Monotonie kurzfristig zu unterbrechen, wird es doch hier endlich mal wieder halbwegs lustig und darf Chris sich doch ebenfalls einbringen in einer Situation, in der peinliches Leergeschwätz als Selbstläufer einfach nur funktionieren kann.
Dass der Anführer hierbei mogelt bringt erste Erkenntnisse über seine Unehrlichkeit, und die soll, orientiert am Beruf der hier anwesenden Personen, noch ein Stückchen weiter gehen. Denn Werke gewinnen laut Volkswissen nun einmal an Wert wenn ihre Künstler tot sind, und so steht nicht nur Chris auf dem Schlachtplan, sondern auch seine Killer, und somit kommt es zu einem dem anspruchslosem Publikum immer gern gesehenen geistlosen Gemetzel, in welchem weder Kettensäge noch andere Hilfsmittel fehlen dürfen, und in welchem Chris auf unsinnigste Weise Hilfe von einem seiner Peiniger bekommt, um nun flüchten zu dürfen. So unsinnig das ist, Chris ist die einzige Identifikationsfigur, immerhin hat man dies erkannt um nicht vollends in die Scheiße zu hauen.
Doch um als diese zu funktionieren fehlt ihr das Herzblut. Da reicht es nicht viel zu theoretisch und auf blutige Komik schielend mit Übertreibungen zu arbeiten. Dass alles sehr comicartig gemeint ist, müsste der Letzte endgültig dann bemerken, wenn ein zuvor in Flammen aufgegangener Künstler, verschmolzen mit seinem Kostüm, noch lange Zeit den irren Rächer spielen darf, bevor auch er ins Jenseits befördert wird.
Klar, Zuschauer gibt es für diese Art Film immer, aber diese lieblose Aneinanderreihung von Extremhumor ist längst beim alternativen Mainstream angekommen, jenem Publikum, dem die Psychologie und der Stil eines Filmes egal ist. Wer nach der reinen Unterhaltung lechzt, wird „Murder Party“ endlos geil finden, der darf dann aber auch Werken wie „Doghouse“, „Evil Aliens“ und „Dead Snow“ die Hand reichen. Dem an Neuheiten oder zumindest am Stil einer eigenen Handschrift interessierten Cineasten kann „Murder Party“ und all die Filme dieser gerade so angesagten von Peter Jackson erfundenen Splatstick-Welle nur ein müdes Lächeln aufs Gesicht zaubern. Im Gegensatz zu den Werken von Jake West folgt man dem hier besprochenen Film zumindest nicht komplett gelangweilt. Saulniers Werk animiert immerhin nicht zum abschalten. OFDb
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