Angel
ist der erfolgreichste und engagierteste Polizist, den England wohl zu
bieten hat. Doch seine hohe Verhaftungsquote und die vielen
Auszeichnungen lassen den Rest der Londoner Polizei schlecht aussehen.
Also wird Angel gegen seinen Willen in das kleine Dörfchen Sandford
versetzt, schmackhaft gemacht mit einer Beförderung. Kaum dort
angekommen scheint Angel einer Mordserie auf der Spur zu sein, wird von
den Dorfkollegen jedoch nicht ernst genommen, da Sandford ein sehr
friedlicher Ort ist. Lediglich bei seinem dümmlichen und infantilen
Freund und Kollegen Butterman findet er Gehör...
Nach dem sehr gelungenen „Shaun Of The Dead“ habe ich bei Sichtung des Nachfolgers „Hot Fuzz“ mit etwas anderem gerechnet. Trotz geglückter Witze war mein erster Eindruck zunächst mittelmäßiger Natur. Und heute kann ich dies kaum noch nachvollziehen. Seit der zweiten Sichtung weiß ich, was für ein Diamant diese Parodie auf Actionfilme ist, und dass dieser Film der geglückten Zombiefilm-Parodie mit gleichen Darstellern von gleicher Regie in nichts nachsteht.
Die Charaktere sind wieder einmal hervorragend ausgearbeitet, so fein, dass man sie erst einmal eine Zeit lang kennen lernen muss, um die Tiefe der Figurenzeichnung komplett zu entdecken. Die Figuren sind interessant und lustig, ein kunterbunter Haufen verschiedenster individueller Charaktere, was besonders deshalb erstaunt, weil sie alle dafür da sind mit typischen Klischeefiguren abzurechnen.
Dass die Köpfe hinter dem Projekt aus dem Horrorgebiet stammen, wenn auch aus der Humorecke („Shaun Of The Dead“, „Danger! 50.000 Zombies“), merkt man „Hot Fuzz“ an, auch wenn er mit dem Genre an sich nichts zu tun hat. Zum einen wären da die sehr harten Morde zu nennen, die nicht an Blut sparen und von einem mystischen Täter begangen wurden, zum anderen bietet die überraschende Auflösung einen gewissen Grusel-Touch. Die Mörderauflösung, die hier nicht verraten wird und bereits zum Ende des zweiten Drittels aufgedeckt wird, wirft den kompletten Film um, so dass es in der letzten halben Stunde mit einer völlig anderen Erzählweise weiter geht als zuvor.
Beim ersten Gucken empfand ich es so, dass beide Erzählformen nicht so toll zusammen passen. Heute sehe ich das nicht mehr so, da der erste, längere Part die stille, eher theoretische Vorbereitung auf den kleineren rasanten Zweitpart ist. In beiden wird die Cop-Action parodiert, und beide Teile widmen sich verschiedenen Schwerpunkten. Während die etwas lustigere zweite Variante sich fast nur am besagten Genre orientiert, nutzt Regisseur Edgar Wright die erste Variante, um möglichst ein breites Feld an Parodiemöglichkeiten abzugrasen. „Hot Fuzz“ ist so intelligent wie sein Vorgänger, und es wäre hier wie dort dumm gewesen, sich bei all den Möglichkeiten nur an einer Filmgattung zu klammern, um modernes Kino zu verarschen und ihm gleichzeitig seinen Respekt auszusprechen.
Dies ist ein wichtiger Bereich, den manche Komödie, wie „Der Schuh des Manitu“ vernachlässigen. Man muss das Original nicht nur gut studiert haben, man muss es auch respektieren, zumindest um eine richtig gelungene Vorzeige-Parodie abzuliefern. Als Ausnahme dieser Regel kenne ich nur „High School High“, in dem ein Drama-Subgenre parodiert wird, das man eigentlich nicht ernst nehmen kann.
Im direkten Vergleich finde ich, wie bereits erwähnt, die Geschichte nach der Mörderauflösung witziger. Das ist schon etwas verwunderlich, immerhin wendet sich dieser Teil mehr der lauten Komik zu. Im Prinzip ist es gerade die stillere Komik, die eine Komödie zu etwas besonderem macht, ja manchmal dem ganzen chaotischen Treiben sogar ein besonderes Niveau beschert. Das ist auch hier der Fall, auch im besagten letzten Drittel, aber der laute Humor, der Actionfilme a la „Bad Boys“ auf den Arm nimmt, ist in „Hot Fuzz“ eine wahre Wucht. Da wird geballert bis der Arzt kommt, und es wird noch nicht einmal langweilig oder unwitzig.
Denn theoretisch gesehen klingt ein actionüberfrachtetes Finale zunächst einmal mal nicht so toll. Doch mit dem wuchtigen Finale beweist Edgar Wright lediglich, dass man nichts verallgemeinern kann. Letzten Endes liegt alles immer an der Umsetzung, am Hintergrundwissen und an einem Gespür für das angegangene Projekt. Wo andere nur kopieren, imitieren und nachplappern, da setzt die Crew aus „Hot Fuzz“ eigene Beobachtungen, Gedanken und Analysen um. Ein solches Drehbuch lässt sich nicht auf die Schnelle schreiben, und man muss ein gewisses Verständnis besitzen, um solch schöpferische Kraft überhaupt freisetzen zu können.
Es gibt kleine Schmunzler, es gibt laute Witze, es gibt die großen Lacher, es gibt Running Gags (inkl. eines filmübergreifenden, den Cornetto-Witz) und es gibt den intelligenten Humor, der ganz unauffällig um die Ecke linst. Hier passt alles zusammen, aber trotz groben Humor-Unfugs muss man als Zuschauer sein Gehirn eingeschaltet lassen. Hier sehe ich meinen Fehler beim ersten Sichten. Ich wollte mich wohl zu sehr berieseln lassen, und ließ so allerhand Witze unbeachtet an mir vorbeigleiten. Man muss das Genre kennen und gut beobachten können, um „Hot Fuzz“ in vollen Zügen genießen zu können. Aber selbst Genre-Unkundige bekommen genug zu lachen, um die überdurchschnittliche Qualität des Streifens erkennen zu können.
Einziges Manko, das ich anzubringen habe, ist die Tatsache, dass die sehr lustigen Nebenrollen zu klein angelegt sind. Man rückte die beiden Hauptrollen derart in den Vordergrund, dass die anderen Figuren ein wenig vernachlässigt wurden. Ebenso wie in „Funny Farm“ mit Chevy Case wimmelt es hier nur so vor schrägen Dorfbewohnern. Die unscheinbarsten sind dabei oft die witzigsten, z.B. der Polizeikollege mit dem Schnurrbart. Zwar verfehlt keine der toll gecasteten Figuren ihren Witz, verheizt wird hier niemand, aber so manchen Charakter hätte ich gerne noch eine Spur besser kennen gelernt. Wahrscheinlich hätte dies aber den Rahmen endgültig gesprengt, der Film läuft so schon fast zwei Stunden.
Die Geschichte kommt schnell in Fahrt. Das Vorleben in der Großstadt wird sehr schnell abgehakt. Als lobenswertes Vorzeigewerk entpuppt sich „Hot Fuzz“ bei der Wahl, dass eine Trennung mit Angels Lebenspartnerin angesprochen wird, es innerhalb des Werkes aber zu keiner weiteren Liebelei oder einer Versöhnung mit der Ex kommt. Hier wird der Actionfilm und der Krimibereich parodiert, und dafür muss man nicht, wie so viele andere Komödien, noch eine Liebesgeschichte zwanghaft hineinquetschen.
Im direkten Vergleich zu „Shaun Of The Dead“ ist „Hot Fuzz“ ein klein wenig schwächer. Aber da sprechen wir schon von einem sehr pingeligen Vergleich, denn völlig für sich gesehen ist „Hot Fuzz“ eine Parodie die man nicht mal eben auf die Schnelle umgesetzt bekommt. Hinter dem Projekt steckt jede Menge Herzblut. Je öfter man den Streifen sichtet, um so mehr gibt es zu entdecken. Zudem ist es schön zu sehen, dass jede noch so kleine Rolle hervorragend besetzt wurde. Als Freund der gehobenen Popkorn-Unterhaltung kommt man an Wrights Film nicht herum. OFDb
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