Teenagerin Julie möchte von gewissen anderen Mädchen aus der Schule
akzeptiert werden. Um bei ihrer Clique Mitglied zu werden, muss sie
Tests bestehen. Der letzte besteht darin eine Nacht in einem Mausoleum
zu verbringen. Nachts steigen die Mädchen ihr nach, um sie zu
erschrecken. Gar nicht nötig: ein verstorbener Zauberer verbreitet
Grusel auf seine ganz eigene Art...
Tote bewegen sich aus den Gräbern. Unweigerlich denkt man sofort an Zombies, was auch zur Entstehungszeit dieses amerikanischen Streifens passen würde. Aber „Sie greifen nach den Lebenden“ gehört diesem Subgenre nicht an. Es ist ein Horrorfilm aus dem Bereich der Magie, in welchem ein verstorbener Zauberer Leichen lediglich als Werkzeug, eher noch als Puppen benutzt.
Doch bis es soweit ist wartet man über 2/3 des Films. Das wäre nicht weiter wild, wenn zuvor auf andere Art die Post abgehen würde. Tut es aber nicht. Da sind die bösen Girlies, welche die Hauptrolle zanken wollen. Da ist das naive Mädchen, das die meiste Zeit im Mausoleum umherwandern darf, in einer Situation, die an das erste Opfer der frisch auferstandenen Toten in „Die Nacht der reitenden Leichen“ erinnert. Da haben wir den Freund des Mädchens, der die meiste Zeit auf seinem Motorrad als Retter durch die Nacht gurken darf, freilich ohne dass dabei etwas Aufregendes passieren würde.
Am interessantesten ist da noch der Rahmenplot um die hinterbliebene Tochter des Zauberers, die sich nach einem Gespräch mit einem fragwürdigen Wissenschaftler ein unglaubliches Tonband anhört, woraufhin sie die Geschehnisse im Mausoleum erahnt, um zur Rettung zu eilen.
Fast könnte man das Mausoleum selbst noch zu den wichtigsten Figuren zählen, weiß es doch von allen Beteiligten am meisten zu wirken, ob von außen oder von innen. Ein wenig erinnert der Ort freilich an den vier Jahre zuvor entstandenen „Das Böse“. Irgendwie vermisste man fast die fliegenden Kugeln, wenn man die langen Gänge sichten durfte, die unsere Heldin umherschreitet.
Doch egal welchen der eben erwähnten Situationen je nach Figur gerade stattfinden, eines bleibt aus: der Horror. Den findet man am ehesten noch in der Geschichte der Tochter des Magiers. O.k., ganz richtig ist diese Aussage nun nicht. Schon nach etwa 40 Minuten beginnt die Auferstehung des Zauberers. Denn seine kleine Kuschelecke der ewigen Ruhe beginnt Risse zu bekommen. Dies ist jedoch ein so langwieriger Prozess, dass es bis zum besagten Zeitpunkt dauert, bis er aktiv das gruseln lehren darf.
Ohne eine wirklich interessante Geschichte zu erzählen, weiß diese lange Phase des Hinhaltens dennoch irgendwie zu unterhalten, zwar am Rande der Belanglosigkeit und ewig Gefahr laufend doch noch zu langweilen, aber es passiert nie. Die Teendarsteller sind untalentiert und überzeichnet, die erwachsenen Rollen zu uninteressant, gerade die von „Batman“ Adam West. Trotzdem, rein atmosphärisch, trotz fehlender Spannung, weiß gerade der 80er Jahre-Stil und sein grobkörniges Bild zu gefallen, unterstützt von stimmigen Aufnahmen diverser Drehorte: der Friedhof, ein kleiner Tunnel und natürlich das Alternativtitelgebende Mausoleum.
Dennoch, geht der Spuk gegen Ende los, tut er dies auch keine Minute zu früh. Die Wartezeit war viel zu lang, und nun darf endlich die Post abgehen. Nun gibt es eher schlechte Spezialeffekte zu sichten, die aufgrund der Geschichte jedoch gar nicht besser sein müssen. Dem Magier tanzen Energiestrahlen aus den Augen (da er zu Lebzeiten seinen Opfern Lebensenergie entnommen hat). Bewegungslose Tote, die teils sympathisch und teils zu gummiartig wirken, werden ferngelenkt aus ihren Ruhestätten befreit. Per Gedankenkraft schleift der Zauberer sie über den Boden, so wie steife Puppen. Hier bewegen sich keine Beine, wie bei Alien-ferngelenkten Toten aus „Invisible Invaders“ oder „Plan 9 From Outer Space“. Die eigene Idee von Mc Loughlins Film liegt darin, dass die Toten bewegungslos bleiben.
Das ist von McLoughlin auch recht stimmungsvoll, wenn auch wie erwähnt spannungsarm, umgesetzt. Irgendwen scheint er damit beeindruckt zu haben, denn sein nächster Film sollte „Freitag der 13. 6“ werden. „Sie greifen nach den Lebenden“ war sein Erstlingswerk, weshalb man auch großzügig über einige Schwachpunkte hinwegsehen kann. Über alle jedoch nicht. Wie auch immer, McLoughlin widmete sich nach diesen zwei Filmen über Wiedererweckte nur noch einmal der Rückkehr von Verstorbenen, und das war dann in der Stephen King-Verfilmung „Manchmal kommen sie wieder“.
Ich erwähnte zu Beginn, dass dies kein Zombiefilm sei, was sich an den vom Zauberer erweckten Toten zeigt. Nun kann sich natürlich wer die Frage stellen: und was ist mit dem Zauberer? Der war schließlich auch tot und ist erwacht. Dieser Teil des Plots ist meiner Meinung nach jedoch Auslegungssache, da auch der tote Zauberer nur von der Energie wiedererweckt geworden scheint. Auch er bleibt regungslos, lediglich die Energiestöße aus seinen Augen verrichten Arbeit. Ich würde also auch ihn betreffend nicht von einem lebenden Toten sprechen. So wirkt „Sie greifen nach den Lebenden“ ein wenig wie der 1988er „Pulse“ in den Locations von „Das Böse“ und im Körper eines Menschen statt eines Elektrokabels.
„One Dark Night“ (Original- und Alternativtitel) mag recht interessant für Horrorfreunde der 80er Jahre-Werke sein, aber nicht übermäßig. Endloses Hinhalten, ein schlechter Cast und eine Story die man aus anderen (zugegebenermaßen späteren) Filmen bereits kennt („Happy Hell Night“, „Return Of The Living Dead 2“, „Heathers“) trüben das Ergebnis jedoch stark.
Die Atmosphäre des Films erreicht wirklich nur treue Anhänger dieses Genres dieser Zeit. Denn bis auf einige geglückte Aufnahmen des Mausoleums von außen, weiß rein inszenatorisch nichts erwähnenswertes herauszuragen. Es gibt keine kleinen Geniestreiche zu sichten, nicht einmal in der Musik, die passabel Stimmung verbreitet, aber eben nicht im vollen Potential. Die Horrorgeschichte des Films ist einfach mal etwas anderes. Aber der Anteil des Gesamtfilms ist davon sehr gering. OFDb
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