20.03.2013

NIGHT OF THE LIVING DEAD (2006)

Mit George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ wurde ein Subgenre des Horrorfilms geboren, das noch immer beliebt und in aller Munde ist. Als Romero seine Fortsetzungen zu dem Streifen drehte, wollte der recht klassische Schwarzweiß-Film nicht wirklich zu den Nachfolgern passen. Deswegen war es 1990 eine gute Idee eine Neuverfilmung zu drehen. Spezialeffekt-Guru Tom Savini setzte sich auf den Regiestuhl und drehte Romeros Film, unter dessen Produktion, in Farbe, mit härteren Goreszenen und mit einer moderneren Heldin. Ansonsten klammerte sich Savini jedoch recht eng an das große Vorbild, und fertig war ein Film, der mehr eins mit der Komplettreihe war als das Original.

Über den Sinn von Neuverfilmungen wird man ewig streiten können. Letztendlich hatte bereits das erste Remake nur die oben genannte, recht wackelige Existenzberechtigung. Ich persönlich bin jedoch Freund von Fortsetzungen und Remakes und war sehr neugierig, wie wohl nun die dritte Version der auferstehenden Toten sein würde.

Nach 50 Prozent des Filmes war ich ein wenig verwirrt. Der Film genoss einen schlechten Ruf, und ich dachte mir: Was haben die Leute denn? Sicherlich sah man nicht die besten Schauspieler. Dafür aber einen Film, der sich nicht stur an das Original hielt, sondern versuchte mit ihm zu spielen. Deutlich wird dies bereits in der ersten Szene, in der aus der ersten Sequenz des Originals , eine Straßenaufnahme, durch Zurückzoomen eine Fernsehausstrahlung wird, die Kamera vom Fernseher wegschwenkt, um die selbe Straße zu zeigen, nur im Heute.

Neben solcher Spielereien ging auch die Story recht andere Wege. Barbaras Bruder stirbt nicht zu Beginn des Filmes, Ben ist kein Schwarzer, sondern ein jüngerer Weißer, der fast so aussieht wie Orlando Bloom, und Cooper ist zwar ein ruppiger Kerl, jedoch kein Arschloch, sondern ein besorgter Vater mit alternativem Lebensstil.

Dass in der Familie fast nur gekifft wird, und dass man sich Romeros Original im Fernsehen anschaut, ist eher plump zu nennen. Ersteres ist auf Dauer auch nervig. Aber „Night Of The Living Dead 3D“ guckte sich erfrischend anders und schaffte es sogar, trotz geringer Zombieattacken, eine gewisse Weltuntergangsstimmung zu erzeugen, immerhin ein Ergebnis, dass Romero nicht einmal mehr in seinem „Diary Of The Dead“ erreichte.

Was in Gottes Namen sollte also nun so schlimm an diesem Film sein? Man sollte halt nie zu früh Amen sagen, denn was in der zweiten Hälfte folgte, sollte nun alles niederreißen, was die erste Hälfte richtig gemacht hatte.

Eine bereits in der ersten Hälfte negativ wirkende Figur, die dort nur kurz auftauchte, wird in der zweiten Hälfte zu einer dominanten Rolle. Nicht nur dass die Figur enorm nervte, sie wurde von dem Schauspieler Sid Haig auch übertriebenst gespielt. Dass sein Gesicht das DVD-Cover schmückt, lässt sich nur durch seinen Bekanntheitsgrad im Horrorgenre erklären. Denn letztendlich ist es seine Figur, die den Film kaputt macht.

Nicht nur dass dieser Kasperle enorm nervt, er bietet nun auch noch einen Hintergrund der Ereignisse. Das ist an sich schon ein großer Fehler, weiß Romeros Film doch u.a. gerade deshalb zu gefallen, weil es über die Auferstehung der Toten nur Spekulationen gibt. Aber damit der Fehler nicht genug, der hier eingebrachte Grund ist derart unpassend, dass es erlaubt ist laut aufzuschreien. Eigentlich ist es mehr die Art des Einbringens als der Grund selbst, immerhin ist die Hintergrunderklärung des grandiosen „The Return Of The Living Dead“ eine ähnliche und dort gar nicht mal schlechte.

Von nun an stört es, dass die Zombies die zweite Geige spielen. Denn anstatt sich weiterhin auf realitätsorientierte zwischenmenschliche Situationen zu konzentrieren, wird „Night Of The Living Dead 3D“ zu einem comicartigen Hin und Her bekloppter Ereignisse, durch fadenscheinigste Gründe in die Story eingeflochten. Selbst wenn die Story kurzfristig einen „Blutgericht in Texas“-Touch beschert bekommt, kann man nicht von einer guten Idee sprechen. Die zweite Hälfte ist schlichtweg dem Untergang geweiht, so wie die Figuren des Filmes, die eher unspektakulär dahingerafft werden, was man emotionslos mitverfolgt, obwohl eine Identifizierung mit ihnen zuvor so wunderbar angegangen wurde – für einen B-Film.

Bei dem Wort unspektakulär kann ich auch gleich auf die Spezialeffekte zu sprechen kommen. Diese sind mittelmäßiger Natur. Das Haus in der Nacht wirkt z.B. recht gut, aber gleichzeitig auch zu billig. Die tolle Perspektive wird durch das Videobild eingedämmt. Die Zombies sehen immerhin gelungen aus, dafür darf man Goreszenen mit der Lupe suchen gehen. Kaum etwas wird gezeigt, manches wird nicht einmal kurz angedeutet und darf komplett im Off geschehen.

Das war in der ersten Filmhälfte kein Manko, obwohl das Zombie-Subgenre eigentlich von seiner Extreme lebt. In der zweiten misslungenen Filmhälfte hätte es aber nun wirklich mehr Blut geben dürfen. Das hätte den Bockmist vielleicht noch einen Hauch erträglicher gemacht.

Dass auf Video 3D zu 2D wird, dürfte klar sein. Ob der Film in 3D über die Enttäuschungen hinwegzutrösten weiß, wage ich anzuzweifeln, immerhin können Effekte, welcher Art auch immer, nur selten über inhaltliche Defizite hinwegtrösten. Die erste Hälfte ist einen Blick wert, einfach weil es nett zu schauen ist, wie alternativ die Geschichte angegangen wird. Aber was nutzt schon ein halber Film?  OFDb

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