20.03.2013

OPEN WATER 2 (2006)

Eine Gruppe Freunde feiert zusammen mit Gästen auf einer Yacht einen Geburtstag. Vergnügt hüpft man zum schwimmen ins offene Meer. Die wasserscheue Amy wird von ihrem Exfreund unfreiwillig mit ins Wasser gestoßen. Nun ist nur noch Amys Baby an Bord. Dummerweise hat keiner eine Leiter ins kühle Nass gelassen, damit man wieder hoch kommt. Um ihr Leben ringend, versucht die Gruppe wieder irgendwie an Bord zu kommen...
 
Den Versuch nach oben zu kommen gibt es nicht nur im Karrierebereich...
 
Betrachtet man sich die Welt, kann man beobachten dass es auch immer wieder dumme Menschen gibt. Diese hängen auch häufig miteinander rum, so dass es nicht unbedingt unglaubwürdig sein muss, dass eine komplette Gruppe aus intelligenzfreien Zeitgenossen besteht. Schaut man sich die Clique aus „Open Water 2“ an, so wirkt die Charakterzeichnung jedoch nicht passend zu dem dummen Getue, das sich der Zuschauer 90 Minuten lang angucken muss. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Gruppe Durchschnittsmenschen alle im selben Bereich geistige Armut beweisen, ist recht gering. Deshalb ist Horns Film nicht gerade glaubwürdig erzählt. Akzeptiert man aber einmal den Geisteszustand der Gruppe junger Männer und Frauen, weiß „Open Water 2“ zu packen und das nicht einmal schlecht.

Immerhin die Rolle der Amy, Identifikationsfigur des Streifens, macht zunächst einen nicht ganz so blöden Eindruck. Ein Eindruck der schnell verschwindet, sobald man beobachten darf, was die Denkverweigerer im Wasser so alles anstellen. Nur ein relativ geringer Teil dessen was im Wasser passiert hat mit ernstzunehmenden Versuchen an Bord zu kommen zu tun. Vieles Naheliegende wird nicht versucht oder erst zu spät, gute Ansätze werden durch zusätzliche Idiotien zunichte gemacht.

Scheinbar wollte man provokativ einen 90-Minüter drehen, da durften unsere Anti-Helden halt nicht so schnell den Weg zurück an Bord finden. Schade, denn auf 60 Minuten hätte „Open Water 2“, der anbei nichts mit Teil 1 zu tun hat, glaubhaft sein können, und wäre damit ein richtig guter Film geworden, denn der Spannungsgehalt dieses Thrillers ist auch im Hohlzustand enorm.

Man durchlebt gemeinsam mit den auf dem Wasser treibenden Gestalten emotionale Entgleisungen und zärtliche Momente, und diese werden gepaart mit einem Spannungsbogen, der es in sich hat. Teilweise kann man sich mit der Gruppe und der Situation in der sie sich befinden identifizieren, oft geht dieses Gefühl wieder verloren, wenn die Dummheit siegt. Höhepunkt dürfte wohl der Versuch sein, anhand zusammengeknoteter Badewäsche die Yacht zu erklimmen, und man dabei zusehen darf, wie der Schwerste der Gruppe hinaufklettert.

Handwerklich ist „Open Water 2“ o.k. zu nennen. Er bietet zwar keine brillanten Bilder, spielt kaum mit der Tiefe und Weite des Meeres, aber es gelingt die monotone Umgebung auf solch langer Laufzeit nicht zur optischen Langeweile werden zu lassen. Die Musik ist Routine, passt aber zu den Situationen, und die Darsteller sind auch o.k., nicht mehr, nicht weniger. Einziger Wermutstropfen in der Inszenierung selbst, ist der amerikanische Eindruck. Klar, hier wurde mit ausländischen Schauspielern gedreht, und die Fahne auf der Yacht verrät auch die Herkunft der Protagonisten, aber ein Amifilm über Deutsche in Deutschland hat auch immer einen amerikanischen Touch, wieso wurde dann diese deutsche Produktion so völlig undeutsch umgesetzt?

Horns Thriller guckt sich nicht wie ein deutscher Film, er imitiert das Erfolgsrezept Amerikas, das längst zum Stillstand gekommen ist, von der breiten Masse bisher nicht bemerkt. Richtig ärgerlich wird dieser Zustand dann, wenn die Figuren des Filmes splitternackt werden, um die Aktion mit der zusammengeknoteten Badewäsche zu versuchen, und die Kamera auf Ami-Art jegliche Nacktheit umgeht. Deutsche Produktionen hatten noch nie Probleme damit nackte Menschen zu zeigen. Und auch der Pillemann männlicher Schauspieler war nie Tabu. Doch nun mit Blick auf den internationalen Markt kuscht man in diesem Bereich, um ein paar Euro mehr zu erhaschen. Peinlich, erst recht wenn man bedenkt welchen Hintergrund das Umgehen der Nacktheit in Amerika hat. Muss man für ein paar Kröten denn gleich die eigene Kultur vergessen?

Letztendlich macht Horn mit diesem Fehler und der Idiotien im Drehbuch aus einem sehr spannendem Film lediglich ein Stück Routine. Wer über die unangenehmen Punkte hinwegsehen kann, wird mit „Open Water 2“ puren Nervenkitzel erleben. Der Rest erlebt ein Wechselbad von Mitfiebern und Augen verdrehen.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Ich fand Open Water ja schon innovativ, aber doch recht zäh. Den zweiten hab ich mal im TV nebenher laufen lassen, aber so recht was war es nicht grad. Wußte gar nicht, daß es sich dabei um eine deutsche Produktion handelte.

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