Auf dem Weg zu einer Party bleibt das Auto einer Gruppe Jugendlicher
stehen. Man findet Unterschlupf in einem leer stehenden Motel. Dort geht
ein ominöser Mörder um...
Weniger ist mehr! Das sollten sich manche Filmschaffende hinter die Ohren schreiben. „Reeker“ ist das perfekte Beispiel: Man hat talentierte Teen-Darsteller (was ja im Teen-Horrorbereich eher eine Seltenheit ist), man hat eine wunderbare Location und man hat ein gutes Killer-Outfit. Anstatt nun auf klassisch ausgelatschten Killerfilm-Pfaden zu wandern, um das 10-kleine-Negerlein-Prinzip zu erzählen, wählte man die neuerdings aktuellere Methode (die ja eigentlich mittlerweile auch relativ ausgelatscht ist): Alles was man sah wird im Finale über Bord geworfen, um eine andere Wirklichkeit zu präsentieren.
Das dumme ist nur, dass wenn ein Film derart mit Hinhalten und ominösen Dingen arbeitet wie „Reeker“, man genau dies bereits vermutet. Und wo Filme wie „The Sixth Sense“ ohne ewiges Hinhalten funktionieren, weil sie mit einer anderen Erzählung ablenkten, wird einem bei „Reeker“ doch bewusst, dass die anfängliche Spannung und Neugier, die sich so wunderbar aufbaute, ewig versucht wird aufrecht zu erhalten, um irgendwann die Überraschung aus dem Ärmel zu ziehen.
Dieser Leerlauf kann aber nicht ewig funktionieren. Doch die Auflösung darf es erst am Schluss geben. Also wird der Zuschauer hingehalten (sonst müsste sich der Drehbuchautor eine gute Geschichte ausdenken! Das kann man nun wirklich nicht von ihm erwarten). In der Hoffnung dass das Ableben der Figuren die Zeit überbrückt, erzählt „Reeker“ seine aktuelle Erzählweise mit etwas Hilfe der klassischen. Und das ist nun der größte Fehler. Der fertige Film weiß zwar zu unterhalten, der große Wurf ist auf diese unausgegorene Art allerdings nicht entstanden.
Man wollte unbedingt besonders anspruchsvoll sein. Dabei wäre das simplere Konzept, gerade mit der Art Killer wie wir sie hier sichten (Totenmaske, Bohrer-Mordwerkzeug), wesentlich effektiver gewesen. Und Hand aufs Herz: Das aktuelle Konzept der anderen Wirklichkeit ewig zu kopieren spricht auch nicht gerade für Anspruch - nicht mehr!
Nun ist „Reeker“ kein Komplettreinfall geworden wie z.B. „Soul Survivors“, der ebenfalls auf die neue „Nichts ist wie es scheint“-Mystery-Welle aufgesprungen ist. Dennoch muss man mit „Reeker“ schimpfen, weil einfach unheimlich viel Potential verschenkt wurde. Meiner Meinung nach hätte man den Hintergrund des mordenden Wesens auf klassische „Halloween“-Art ausrichten sollen. Mit diesem Hintergrund hätte es für die Zeit zwischen Einführung und Finale auch mehr Füllmaterial gegeben. Auch wenn man ähnliches schon oft gesehen hat.
„Reeker“ ist am Schluss dem Zuschauer nach Auflösung noch die ein oder andere Erklärung schuldig. Das Ende ist trotz bemühter, und teilweise gelungener, Erklärungen lückenhaft. Ich möchte allerdings betonen, dass wir es hier nicht mit einem totalen Reinfall zu tun haben. Gerade das Einbringen einer sehbehinderten Rolle gibt der ganzen Sache noch zusätzlichen Pfiff. Es bedarf halt nicht immer des großen Kniffs. Trotzdem, ewig die gleiche Brühe a la „ Identität “ und „The Others“ geht mehr auf den Senkel, als die andere ewig gleiche „Killer geht um“-Brühe. Die tut zumindest nicht so, als habe sie einen überraschenden Schluss parat. OFDb
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