07.03.2013

SHARK SWARM (2008)

Was rechtfertigt einen (Fast)-Drei Stunden-Film? Das habe ich mich schon bei der „Herr der Ringe“-Trilogie gefragt, in der nur eine Schlacht und ein Spezialeffekt dem nächsten folgten. Dabei haben Filme wie „Es“ vorgemacht, welchen Vorteil eine längere Laufzeit haben kann. Und selbst Produktionen wie „Sturm des Jahrhunderts“ nach Stephen King zeigten, dass auch mit ewigem Hinhalten ein längeres Stück Film möglich ist – wenn die Erwartungshaltung hoch genug gehalten wird.

„Shark Swarm“ erzählt jedoch nur das, was seit „Der weiße Hai“ schon viele Dutzend male erzählt wurde, manche Elemente sogar schon zuvor. Schaut man sich die Geschichte und ihren Ablauf an, kommt man sogar zu dem Schluss, dass selbst ein 90-Minüter die Geduld des Zuschauers auf eine harte Probe gestellt hätte. Filme wie „Shark – Das Grauen aus der Tiefe“ machten vor, wie man sich bereits nach 10 Minuten Laufzeit nach dem Ende sehnt, so langweilig kann Hai-Horror umgesetzt werden.

Leider ist Contners Subgenre-Beitrag ein Langeweiler, und damit eine Gurke hoch zehn. „Shark Swarm“ schafft es nicht einmal, trotz vorhandener Logikfehler, unfreiwillig komischer Trash zu werden, eine Art Nebenstraße, die unterirdische Filme wie „Raging Sharks“ und „Shark Attack 3“ unterhaltsam machten, wenn auch nicht auf die Art, die Produzenten und Regie erhofften.

Schaut man sich Contners Filmographie an, wundert einen ohnehin nichts mehr. Der hauptsächlich in Fernsehserien untergegangene Filmemacher drehte Werke mit solch grandiosen Namen wie „Schwanger! Es geschah unter Narkose“ oder „Entführt nach Schulabschluss“. Schnelle Dutzendware, und das ist das einzige Gebiet auf das Contner schielt, kann auf trivialer Ebene sicherlich auch unterhalten, soweit man einige Klischees akzeptieren kann, die bei Schnellschuss-Werken nun einmal dazu gehören, wie Windows zum Computer (nicht nötig, aber fast immer hat man’s).

„Shark Swarm“ ist jedoch ein Klischee in Reinform. Es gibt nichts, oder zumindest kaum etwas, das nicht Klischee ist. Die grobe Story, jede Zwischenstory, die Charakterzeichnung, der Handlungsverlauf, selbst die Dialoge sind alle schon oft gehört, nur die wenigsten Sätze haben etwas Innovatives zu bieten. Und selbst wenn ist keine Kunst zu erwarten, dafür aber immerhin die erste Konkurrenz zu dem berühmten Blaues Licht-Dialog aus „Rambo 3“. Wegen erfolglosen Fischfangs sagt der Kapitän zu seinem Helfer: „Wir fahren nach Norden.“ Der Helfer antwortet spöttisch, da orientierungslos: „Wo ist Norden?“ Der Chef antwortet: „Im Norden!“

So sehen Ausnahmen von Klischees aus und so der davon strotzende Rest: Dumme Städter lassen sich von einem gaaaanz bösem Industriellen mit Geld locken. Der Held (lieb) riecht den Braten. Doch der Sheriff ist bestechlich und hilft dem Bösen. Dieser hat einen Handlanger für die Drecksarbeit, der ist auch seeehr böse. Der Gute mag alles was alt und traditionell ist. Geld ist ihm egal. Die Tochter des Helden hat ein Geheimnis, sie will aufs College nach New York. Während der Geschichte lernt sie einen schönen Blonden kennen. Der surft den ganzen Tag. Sie macht sich ihm gegenüber neugierig, indem sie schnell verschwindet und nur halbe Antworten gibt. Haie attackieren Menschen, riechen einen Tropfen Blut kilometerweit entfernt, fressen jeden und alles zu jeder Zeit und sind jederzeit an jedem Ort. In der Gegend gibt es geschätzte eine Milliarde Taucher. Damit dennoch mal wer anders gefressen wird, sind jede Menge dummer Menschen aus den bescheuertsten Gründen im Wasser, selbst dann, wenn sich herumspricht das Menschen sterben.

Hoppla, jetzt bin ich schon in den Bereich der Logiklöcher gelandet. Deren bestes und größtes Manko ist übrigens, sofern man einmal den Aufhänger der Geschichte ignoriert, dass jede Menge Leute sterben, Leute die in dem kleinen Dorf nicht unbekannt sind, die aber nie vermisst werden. Gegen Ende darf man dazu einen Satz in die richtige Richtung hören. Man kann ja jede Menge Irrsinn ignorieren oder aber zum Trashvergnügen umfunktionieren, das klappt allerdings nicht, wenn man wirklich nur im Sekundentakt Klischees erdulden muss. Das macht einen Film tot öde. Selbst die dämliche Romanze zwischen Tochter und Strandboy wird von Fahrstuhlmusik untermalt wie sie klassischer nicht sein könnte. Die Unterhaltungen zwischen den beiden bieten nicht einen Satz, der nicht Klischee ist und den jeder aus Ideenlosigkeit auf die schnelle hinzufügen würde, um beim Schreiben einer Geschichte den Abgabetermin einzuhalten. Die Klischeeaneinanderreihung von „Shark Swarm“ ist derart intensiv, dass es fast schwierig klingt, einen solchen Film überhaupt zu schreiben. Wie schafft man es nur all diese Klischees zu sammeln ohne in kreative Momente abzurutschen? Das ist eigentlich schon Kunst für sich.

„Shark Swarm“ kann mit gar nichts punkten, außer vielleicht mit den Szenen eines kleinen Mädchens, das wegen ignoranter Eltern ständig Menschen im Wasser sterben sehen muss, und keiner hört der Kleinen zu. Das sind immerhin kurze Momente, die durchschielen lassen, dass mancher Moment doch nicht so bierernst gemeint ist, wie der Rest. Eine ernste Umsetzung wäre sicherlich auch nicht das Problem, aber Contners Werk ist bieder ernst. Er ist langweilig und handelt nur von langweiligen Personen, die langweiliges tun und ewig falsch handeln. Die Guten benehmen sich asozialer als die Bösen und arbeiten nicht einmal mit sachlichen Argumenten, wenn es darum geht irgendwem die Augen öffnen zu wollen.

Auf ebenso langweilig, wie überholte Art werden hier Frauen angebaggert, die dies in ihrem öden Leben sogar geradezu aufregend finden. Selbst die interessanteren Figuren, die Bösewichter, verbreiten durch das vorhersehbare Klischeeverhalten und –geschwätz lediglich Langeweile pur. Da muss man erst ein Filmmasochist wie Klein-Schlombie sein um solchen Dreck auf 170 Minuten bis zum Schluss gucken zu können. Und ich hatte das Glück das Teil auf DVD zu schauen, mit vorwärts gedrückten Werbepausen. Wer schafft es bitte schön dran zu bleiben, trotz ständiger Reklameunterbrechungen, die ausnahmsweise mal dafür da wären den Geist wach zu rütteln und den Filminteressierten dazu zu bewegen sich zu fragen: Ist es das wert, dafür all den Werbemüll zu gucken?

Wer dran geblieben ist darf im Finale eine weitere Idiotie sichten: Nach dem die Haie besiegt wurden (mit Hilfsmitteln, die gleich mehrere Logiklöcher hinterlassen) interessiert sich niemand mehr für das Gift im Wasser. Eine Entfernung der bösen Fässer? – Nö, wofür denn?

Aber was soll man von einem Film halten, der ohnehin Wolf im Schafspelz ist. Filme wie „Shark Swarm“ sind fragwürdig, da sie sich als ökofreundliche Werke ausgeben, gleichzeitig aber nur Klischees verbreiten und schlimmer noch: den ewigen Irrtum der Amis unterstreichen, dass alles Fehlgeleitete sich wieder beheben ließe. In Contners Werk findet diese Propaganda gar an verschiedenen Stellen statt, einmal sogar nur im Hintergrund während eine Frau vom Umweltamt im Fernsehen eine Doku laufen hat. Letztendlich erzieht die Industrie damit die Leichtgläubigen in eine falschen Richtung, getarnt als Freund, der dem geneigten Cineasten lediglich einen Horrorfilm zuwerfen will. Interessant, dass eine fast identische Taktik genau jene ist, die der böse Industrielle in diesem Hai-Horror verwendet. Er gibt sich als Freund aus, der die Stadt retten statt ausbeuten will, und manipuliert die Gemeinde mit gefaketen Ansichten über Nachbarschaft während einer Stadtversammlung.

Interessant ist auch der Blick auf die Darsteller. So wird, noch immer berühmter Name sei dank, Daryl Hannah ziemlich zu Anfang, wenn nicht sogar an erster Stelle genannt. Die in „Roxanne“, „Jagd auf einen Unsichtbaren“ und vielen anderen Filmen einst so süße Daryl wurde von der Zeit eingeholt und ist heute nicht mehr hübsch. Allein deswegen war sie damals schon fehlbesetzt in „Die Addams Family und die lieben Verwandten“, hier ist sie richtig besetzt, weil sie einfach nur die Frau von nebenan mimen soll, da passt das durchschnittliche Aussehen. Diese Rolle spielt die gute alte Hannah jedoch völlig lustlos, mit einer Fresse, die sogar pampig und angewidert wirkt, wenn sie lächelt. Verübeln kann man es dem einstigen Star nicht, ist ihre Rolle doch mehr als langweilig. Sie darf nur die besorgte Frau spielen. Die eigentliche Story betreffend handeln dürfen nur andere.

Aber Daryl Hannahs schlechtes Spiel wird überschattet von der Darstellerin, welche die Tochter spielen darf. Solch schlechtes Schauspiel erlebt man sonst meist nur bei deutschen Daily Soaps. Es gibt nicht eine Mimik, welche das junge Fräulein glaubhaft hinbekommt. Jeglicher Gesichtsausdruck, der unauffällig eingebracht werden müsste, gerät zur vordergründigen Grimasse. Sie sieht halbwegs süß aus, das ist der Grund warum sie gecastet wurde, aber das rettet ihre Rolle mit derart mangelndem Talent auch nicht mehr.

Kommen wir zum Schluss nun zu der Frage, die den Horrorfan interessiert: Wie sind die Haiattacken und die Haianimation an sich? Wie nicht anders zu erwarten sind die Viecher computeranimiert, und dank TV-Produktion nicht auf dem Niveau eines „Deep Blue Sea“ sondern billig und schäbig wie in „Megalodon“. Eine Berührung zwischen Mensch und Tier gibt es nicht. Hier wird schlecht geschnitten, schnell mit etwas Wasser geblubbert und zur großen Überraschung auch auf dem Wasser mit Blut gespart. Immerhin darf man mal einen abgebissen Arm sichten (oder war’s ein Fuß? Ich weiß es nicht mehr). Das war dann aber auch schon das höchste der Gefühle. „Shark Swarm“ ist Langeweile hoch zehn, ein Subgenrebeitrag der auch nur wieder mal den Schreiberlingen auf Tierhorror.de gefallen kann. Nachvollziehen kann ich das nicht. Aber jedem das Seine!  OFDb

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