07.03.2013

SO WAS WIE LIEBE (2005)

Sich Jahre lang ab und an treffen, dem Flirt immer Nahe sein, eine Freundschaft schaffen obwohl man eigentlich für mehr miteinander bestimmt ist... „Harry und Sally“ lässt grüßen, auch wenn deren Freundschaft täglich und nicht alle paar Jahre stattfand. Und die Geschichte um „Harry und Sally“ ist eine der beliebtesten Romantik-Komödien. „So was wie Liebe“ findet jedoch meist vernichtende Worte oder im positiven Falle routinierte. Woran mag das liegen?

Zunächst einmal fällt auf, dass unsere Protagonisten nicht zueinander finden, weil sie den modernen Lebensstil leben. Arbeit vor Beziehung, wechselnde Liebschaften, Sex mit Fremden, usw. Nun könnte man missdeuten, dass der Film ein Plädoyer zur alten Sitte ist, das moderne, freie Leben der Spaßgesellschaft sei hinderlich für feste, ehrliche Partnerschaften. Aber das wäre falsch analysiert. Immerhin bekommen die beiden Hauptfiguren eben wegen ihrer Art zu leben die nötige Sympathie. Sie wirken unverkrampft und aus dem Leben gegriffen. Ihre Witzigkeit ist jene aus dem Alltag, nicht aus dem Kino, und ihre Fehler sind menschlich.

Dadurch erlangen sie ihre Sympathie – wie es scheint jedoch nicht vom Massenpublikum. Das ist schon etwas wunderlich, ist es doch eigentlich gerade die Masse die so auf ihr Recht pocht heute so frei leben zu können/dürfen. Scheinbar will dies aber kaum wer in einer romantischen Komödie sichten. Emanzipiert sein wollen, aber anderen nicht das Recht geben dies auch zu sein. Ein Vorwurf den bereits Paul Verhoeven dem Publikum zu „Starship Troopers“ machte, weil er dort eine Karrierefrau zeigte, die vom Zuschauer gehasst wurde, weil sie die Arbeit vor die Liebe stellt.

Wie dem auch sei, in beiden Fällen bin ich anderer Meinung. Paul Verhoeven irrt sich, wenn er glaubt man würde Denise Richards Rolle nur wegen ihres Karrierelebens hassen, und die Negativkritiken von „So was wie Liebe“ irren, wenn sie behaupten die Romanze zwischen Emily und Oliver würde nicht zünden. Sie tut es, und die Romantik steht sogar im Mittelpunkt. Der Komödienpart der Geschichte ist auf das Nötigste heruntergeschraubt. Wir sollen die beiden Menschen kennen lernen, mögen und hoffen dass sie zusammen kommen.

Alles drei hat bei mir funktioniert. Lediglich die finale Tragikwende der Hochzeit fand ich fehl am Platz. Olivers Charakter würde es nach 6 Monaten nicht zulassen, und deshalb ist von vornhinein klar, dass hier ein Missverständnis vorliegen muss. Gegen Ende ärgert ein weiterer, häufig angewendeter, Punkt: Zum großen Glück muss wer Drittes sitzen gelassen werden. Damit die Romanze funktioniert, wird dessen Leid ausgeblendet. Das ist ein häufiger, manipulatorischer Trick in Filmen fürs Herz, in „So was wie Liebe“ hätte man meiner Meinung jedoch darauf verzichten können, eben weil der Film die Gefühlswelt zeigt wie sie ist.

Das sorgt zwar letzten Endes auch dafür, dass man vor Romantik nicht endlos dahinschmilzt, aber das Leben orientiert sich nun einmal selten an der Extreme, wie es ein Kinofilm tut, und in seiner Realitätsorientierung darf Coles Werk nun einmal nicht in Gefühlskitsch baden, sondern eine greifbare Romantik, Tragik und Komik servieren.

Die Masse geht jedoch nicht ins Kino um Alltägliches zu sehen. Und da dürfte nun endgültig der Knackpunkt drin liegen, warum auf „So was wie Liebe“ eher geschimpft wird. Etwas seltsam ist das ganze dennoch, denn die Geschichte von Oliver und Emily ist lediglich auf menschlicher Ebene realistisch. Wir sprechen hier immerhin von einer amerikanischen Romantik-Komödie, da bleibt immer noch genug Raum für typische Kino-Klischees.  OFDb

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