Mandy Lane wird auf der Highschool
von allen Jungs begehrt, doch bislang hat noch niemand bei ihr landen
können. Das soll sich ändern beschließt eine Gruppe männlicher Schüler,
die mit ihren Freundinnen in das Ferienhauses eines ihrer Elternteile
fahren möchte und Mandy dazu einläd. Sie willigt ein, die Fahrt geht
los, und vor Ort wird gefeiert. Dass allerdings ein Mörder um geht und
einen nach dem anderen tötet, merkt die Truppe erst recht spät...
Ich verstehe ja, dass Filmschaffende, wenn sie sich dem Genre des Slasher-Horrors annehmen, sich an Rituale, Klischees und Sehgewohnheiten des Publikums orientieren möchten, egal ob man nun anders sein möchte als der Rest oder nicht. Aber sollte ein Film, der seinen Titel „All The Boys Love Mandy Lane“ zum Ausgangspunkt der Geschichte macht, nicht ausnahmsweise anders besetzen als in Amerika üblich? Da wollen alle Jungs das selbe Mädchen, ein Zustand den ich aus der eigenen Schulzeit kenne, wenn da eine ganz besonders hübsche Person aus der Masse hervorsticht. Die Figuren im hier vorliegenden Film sind jedoch alle recht hübsch geraten, ob nun männlich oder weiblich, und da ragt die im Titel erwähnte Mandy Lane so gar nicht hervor.
Ob eine Frau zu gefallen weiß oder nicht ist freilich immer Typsache. Und so scheiden sich natürlich auch die Geister bei Projekten wie „Meine Stiefmutter ist ein Alien“, wenn eine olle Kim Basinger mit ihrer unterkühlten Hackfresse zur schönsten Frau der Welt erklärt wird, oder eine dominante, viel zu männlich wirkende Brigitte Nielsen in ihren Filmen mit den dicken Titten wackelt, um als Verführung dazustehen. Für ein Projekt wie „All The Boys Love Mandy Lane“ braucht man jedoch nur das typische sexy Klischeegirl für leicht erregbare Jugendliche. Und da nutzt es nichts wenn alle Damen der Schule, wie im US-Film typisch, attraktiv gecastet sind, selbst jene die im Film gar als dick bezeichnet wird, wovon der Zuschauer so gar nichts mitbekommt.
Das US-Kino ist längst nicht mehr so bieder wie zu den Anfangszeiten des Slasher-Films. Immer radikalere Werke erobern im Horrorbereich den Markt. Deshalb darf es außerdem verwundern, dass der zweite Aufhänger des Streifens so harmlos angegangen wurde. Hört man die Jungs der Schülerclique untereinander reden, so klingt es als planen sie die Massenvergewaltigung von Mandy Lane. Man bekommt den Eindruck sie locken das verführerische Wesen, das sich jedem verweigert, in den Urlaub, um über sie herzufallen und dem Trieb endlich nachzugeben, bzw. Mandy für ihre ewigen Verweigerungen zu bestrafen.
Das wäre ein interessanter Aufhänger gewesen, wenn aus planenden Tätern Opfer werden. Und dass dieser Weg der richtige gewesen wäre, bestätigt sogar die Storywendung im Finale. Stattdessen erleben wir die üblichen partygeilen Teenager, die sich mit allem zudröhnen was zu haben ist und Mandy Lane vereinzelt recht harmlos angraben. Die zuvor geäußerten Gespräche über den Sex mit Mandy Lane und wer zuerst darf, werden damit zum typischen Macho-Gespräch unter Halbstarken, die sich gegenseitig beweisen wollen wie toll sie sind. Das passt zum Alter und ihrem elitären Verhalten, zugegeben, ist aber eine verschenkte Chance wirklich anders sein zu wollen.
Und schaut man sich das Finale an, wird klar dass es Jonathan Levine, der nach diversen Kurzfilmen mit „All The Boys Love Mandy Lane“ sein Langfilm-Debut abliefert, sehr wohl wichtig war etwas anderes zu bieten als den x-ten Slasher. Allerdings kann man sich den Schluss-Twist bereits denken, wenn der Film mit ewigem Hinhalten lediglich die übliche Geschichte erzählt und überraschender Weise nach einem Drittel Laufzeit bereits aufgedeckt wird, wer der Täter ist. Was man hingegen nicht voraussieht ist der Beweggrund der Wende, und da haben wir endlich mal einen wirklichen Pluspunkt des Streifens, denn dieser wird in der Vorgeschichte bereits vorbereitet, die sich auch recht gut guckt und von der man als Zuschauer zunächst andere für den Plot wichtige Hintergründe wahrnimmt als mit Kenntnis der kompletten Wahrheit.
Aber so mittelmäßig „All The Boys Love Mandy Lane“ auch ausgefallen sein mag, positive Seiten sind ohnehin hier und da zu entdecken. So ist die Schauspielerin der Mandy Lane, wenn schon nicht äußerlich in Sachen Schönheit vom Rest zu unterscheiden, zumindest gut besetzt und wirkt in ihrer Art etwas individueller, als es das Drehbuch ihr zuschreibt. Schade dass es der Figur Fesseln anlegt, womit Mandy trotzdem zu sehr Klischee bleibt. Auch das Finale ist schön erzählt und läd gar ein wenig dazu ein über den Gesinnungswechsel zu diskutieren. Ist es einer? Und wenn ja warum? Ein Entwicklungsprozess? Oder war die finale Tat gar von Anfang an geplant? Der Film gibt keine Antworten, vertieft nicht einmal angerissene Beweggründe, schließt mit der Bösartigkeit und seinem aufgedeckten Geheimnis ähnlich wie „The Hole“ mit Thora Birch, und das ist auch alles gut so.
So schaut sich der Film dank vorhandener Pluspunkte, auch wenn er sich der Möglichkeit der tatsächlichen Andersartigkeit verweigert, zumindest als Durchschnittsprodukt für den Genre-Freund, nicht mehr und nicht weniger. Aber selbst der darf manches Mal die Augen verdrehen, wenn die Figuren geradezu Horror-typisch Idiotien begehen, wie beispielsweise das flüchtende Paar, das bei Erreichen des Autos nicht einsteigt und los fährt, sondern stattdessen am Feld erst einmal beginnt zu knutschen, so als habe man nach ein paar Metern des Rennens den Mörder siegessicher abgehängt. Aua!
Aber der treue Freund dieser Art Film ist dies und ähnliches längst gewöhnt, also was soll‘s. „All The Boys Love Mandy Lane“ ist keinesfalls ein Tipp, aber das Stammpublikum des Genres kann zugreifen, auch wenn die Geschichte manches Mal zu sehr auf der Stelle steht und grundsätzlich Spannungsarmut herrscht. Zu dumm dass der erfahrene Zuschauer, und damit das Zielpublikum, die Pointe bereits erahnen kann. Meiner Meinung nach hätte man diese bereits nach dem ersten Filmdrittel aufdecken sollen, anstatt den hier vorliegenden Mörder zu diesem Zeitpunkt zu verraten. Aber selbst dieser Kniff hätte nur funktioniert, wenn die Jungs der Runde bösartiger charakterisiert worden wären. OFDb
Der Film ist ja seinerzeit auf dem FFF gehyped worden ohne Ende. Warum kann ich bis heute nicht nachvollziehen, denn ihm wurden (zumindest wenn ich die entsprechenden Reviews noch richtig in Erinnerung habe) Innovationen abseits der Durchschnittskost zugesprochen. Was mich bei der Sichtung doch sehr irrtiert hat, denn meistens liegen die Aussage in der Hinsicht meistens doch auf meiner Wellenlänge. So kann ich aber dein Review nur unterschreiben.
AntwortenLöschenMit Vorsicht genieße ich mittlerweile Filme, die als Publikumslieblinge des Fantasy Film Fest beworben werden, die taugen recht häufig nichts. Warum "All The Boys Love Mandy Lane" allerdings von den Veranstaltern selbst als so innovativ hervorgehoben wurde, verstehe ich aber nun auch nicht. War mir auch vollkommen neu! Sonst machen sie einen ja nun wirklich eher auf Geheim-Tipps wie "Versus" aufmerksam, den ich ohne das Fantasy Film Fest sonst wohl nie kennengelernt hätte.
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