Der reiche Charlie wechselt von
einer Privatschule auf eine staatliche und vertickt um gemocht zu werden
Pillen an seine Mitschüler, während er ihnen gleichzeitig
psychologischen Rat gibt. Recht schnell gerät Bartlett durch sein
auffälliges Verhalten ins Visier des Direktors, und Bartletts
aufkeimende Liebe zu dessen Tochter ist nicht gerade hilfreich den
eigentlich verständnisvollen Direx davon zu überzeugen, dass Bartlett
nach einem Gesinnungswechsel seine gewonnene Beliebtheit bei den
Schülern für Positives nutzen möchte...
Wer sich schon immer einmal gefragt hat wie Ferris Bueller, der Held aus dem Teen-Klassiker „Ferris macht blau“, so beliebt wurde, der könnte mit „Charlie Bartlett“ eine Antwort bekommen, erzählt der Film doch von der aufkeimenden Beliebtheit eines durchaus vergleichbaren Charakters, auch wenn die Anfänge wesentlich kriminellere Ausmaße erreichen als all die halb legalen bis gar nicht legalen Dinge, die Bueller einst so trieb.
Man könnte „Charlie Bartlett“ durchaus als einen Mix aus „Ferris macht blau“ und „Hart auf Sendung“ bezeichnen, steht doch neben dem Aspekt der Beliebtheit unter Schülern auch der Aspekt ihnen per Seelsorge helfen zu wollen im Zentrum. Ungewöhnlich für sein Genre ist hierbei, dass Regisseur-Debutant Jon Poll zum Erzählen der Geschichte nicht Bartletts Freundin zur zweitwichtigsten Person macht (was durchaus wahrscheinlich gewesen wäre, wenn man bedenkt wie weit im Mittelpunkt diese Liebschaft thematisiert wird), sondern ihren Vater, den Direktor.
Und der wird in Zeiten größerer Aufklärung nun nicht als Bösewicht dargestellt wie in den guten alten 80er Jahren des Schwarz/weiß-Denkens, sondern als würdiger Gegner im respektvollen Umgang miteinander und gegenseitig die Chance erkennend, dass eine Vereinigung mehr bringen würde als rivalisierende Kämpfe. Hierfür muss der eine von beiden einen Reifeprozess durchmachen und der andere seine Probleme in den Griff kriegen um Erstgenanntes als Dritter auch erkennen zu können.
Was sich eventuell politisch arg korrekt liest, ist erfrischend natürlich umgesetzt worden, krankt zwar an einigen Minuspunkten, die aber a) nichts mit Political Correctness zu tun haben und b) großteils durch ein gutes Drehbuch und einen diesmal besonders sympathisch agierenden Robert Downey, Jr. wieder ausgeglichen werden. Ich wünschte ich könnte ähnlich Positives auch über den Hauptdarsteller Anton Yelchin sagen, aber der spielt sich mir zu sehr in den Vordergrund, als dass ich ihn wirklich als überzeugende Besetzung sehen würde. Dass er von der Maske auch in der Spätphase noch als zu streberhaft gekennzeichnet wird, mag nicht sein Fehler sein, unterstreicht seine schwache Wirkung jedoch.
Klar ist Yelchin nicht komplett gegen den Strich besetzt, sonst würde „Charlie Bartlett“ in seiner Gesamtheit auch nicht so gut funktionieren, aber eine bessere Besetzung in der Hauptrolle hätte den Film eventuell ein Ansehen bescheren können, dass dem Ruf des Vergleichsfilmes „Ferris macht blau“ gerecht wird. Hierfür hätte die im Vergleich zum 80er Jahre Erfolgsfilm etwas mehr auf Tragik setzende Geschichte allerdings auch die psychologische Hilfe Bartletts zu seinen Mitschülern sentimentaler umsetzen müssen, ein Aspekt der in „Hart auf Sendung“ wesentlich sensibler angegangen wurde, und dass obwohl im Vergleichsfilm die seelische Mitschülerhilfe eher unfreiwilliger Natur war. Bartlett hingegen will unbedingt helfen, und dieser Aspekt wird lediglich dafür genutzt um aufzuzeigen wie pfiffig Bartlett ist.
Gerade weil seine Seelenhilfe so viele Momente im fertigen Film beschert bekommt, wundert diese Einstellung des Regisseurs und Drehbuchautors schon ein wenig, zumal beide es schaffen in anderen Punkten genau den sensiblen Ton zu treffen, der im von mir kritisierten Bereich vernachlässigt wurde. Mag es auch am großartigen Spiel von Downey, Jr. und dessen Filmtochter liegen, die Dramatik die das Leben des Direktors umgibt ist hervorragend herausgearbeitet in Kombination mit der aufkeimenden Beziehung zu Bartlett und der abstumpfenden Beziehung zur Tochter.
Ebenso feinfühlig, da lebensnah, wird die Beziehung zwischen Bartlett und der festen Freundin (welches ebenfalls die Tochter des Direktors ist) aufgegriffen. Schön ist hierbei, dass es in dieser Liebesgeschichte nie um die Kritik oder das Verheimlichen Charlies krimineller Machenschaften geht, sondern diese einfach von der Freundin akzeptiert werden. Regeln brechen gehört zum Alltag, und als Teenager hat man andere Probleme.
Manche davon finden unmittelbar in der Konfrontation mit den Verantwortlichen der Schule statt, und hier treffen wir nun wieder auf Parallelen zu dem genialen „Hart auf Sendung“, denn hier wie dort gilt es die demokratischen Freiheitsrechte von Schülern zu erhalten, die im Wandel einer fragwürdigen Moral und Politik ins Wanken geraten sind. Aus einem möglichen Subplot um das Aufstellen von Videokameras in einem von Schülern für Privatzwecken genutzten Raumes, wird ein wichtiges Element zur Zusammenführung diverser Handlungsstränge. Und dank eines intelligenten Drehbuchs und anderer Aspekte die im Mittelpunkt stehen, bekommen wir am Schluss ein Happy End der angenehmen Art präsentiert, welches je nach Blickpunkt nicht einmal unkritisch ausfällt.
„Charlie Bartlett“ beginnt ein wenig wackelig, eben weil Charlie im Zentrum steht und Hauptdarsteller und Regie scheinbar wollten, dass auch ja jeder Zuschauer unbedingt sieht wie talentiert Yelchin ist. Aber diese One Man-Show geht einem eher auf den Zeiger als dass sie wirkt und verhindert einige Zeit, dass man das Potential der Geschichte entdeckt. Ist dies aber dann endlich mal geschehen, kann man in die Geschichte unterhaltungstechnisch und mit Köpfchen eingeschaltet durchaus eintauchen und mitfühlen. Am Ende ist man glücklich zu Beginn nicht frühzeitig ausgeschaltet zu haben, auch wenn es in meinem Falle etwas länger gedauert hat mit dem Film zu sympathisieren als üblicher Weise.
„Charlie Bartlett“ ist nicht frei von Fehlern, aber er ist eine tragisch angehauchte Teenie-Komödie über Durchschnitt, mit einer sehr süß agierenden Kat Dennings in der Rolle der Direktorentochter und, wie schon erwähnt, einer unglaublich sympathischen Leistung Robert Downey, Jr.‘s. Dass Yelchin nicht komplett positiv wirkt ist schade, erst recht wenn man bedenkt, dass er in „Fright Night“ und „Der Biber“ zum positiven Teil der Besetzung gehörte. Insgesamt kann aber auch seine Fehlbesetzung nicht über das positive Ergebnis des Streifens hinwegtäuschen. Glück gehabt! OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen