Ein Makler zeigt einem jungen Paar Häuser, zu denen es allerdings jeweils eine morbide Geschichte zu erzählen gibt...
Ich habe es an anderer Stelle schon einmal erwähnt: ich bin eigentlich kein Sympathisant von Episodenfilmen und halte mich von diesen in der Regel fern. Aber manchmal hilft der Zufall nach, und dieser trat bei „Der Makler“ in Form von mangelnder Vorinformation auf, bin ich doch ohne etwas über den Streifen zu wissen davon ausgegangen so eine Art „Stepfather“ zu sichten, angelockt von einem John Ritter in der Hauptrolle, einem der unbekannten Bekannten, den ich persönlich recht talentiert finde (schade, dass er so früh verstarb). Hätte ich zuvor gewusst, wie „Terror Tract“ (Originaltitel) in Wirklichkeit erzählt ist, läge er wohl noch viele Jahre ungesichtet in meiner Sammlung, und da wäre es schon schade drum gewesen, denn er ist ein unterhaltsames Stück Film.
Das Werk der Regisseure Dreesen und Hutchison, die beide eine sehr übersichtliche Filmographie haben, ist aufgeteilt in drei Geschichten, umgeben von einer Rahmenhandlung, in welcher der Makler einem jungen Paar diverse Häuser zeigt und vom Gesetz her dazu verpflichtet ist, alles was dort einst geschah offen darzulegen. Da kommen recht morbide Geschichten hervor, und wie meist in Episodenfilmen, darf die erste auch gleich die schwächste sein. Hier geht es lediglich um Liebe, Rache und das Entsorgen des Ehemannes, von welchem die Betrügende das Gefühl hat, er wäre von den Toten wieder auferstanden. Die Geschichte verläuft recht überraschungsarm, selbst in ihrer Schlusspointe, und wartet auch nicht, wie der Rest des Films, mit guten Schauspielern auf.
Einer gelungenen Inszenierung ist es zu verdanken, dass man dennoch interessiert und nett unterhalten dran bleibt, denn die Handschrift der Beteiligten ist auf den kompletten Film gesehen ohnehin eine recht charmante, strahlt „Der Makler“, da 2000 erschienen, doch noch dieses unschuldige 90er Jahre-Flair damaliger Horror-Videoproduktionen aus, leichtfüßig inszeniert in augenzwinkernder Erzählung. Und was sehr deutlich als Plus des Filmes hervorzuheben ist, ist sein verspielter Soundtrack, ähnlich dem solcher Werke wie „House“, ein Sound in welchem weder besagte Ironie noch ein gewisser Spannungsgehalt vernachlässigt wird.
Wie gesagt, der komplette Film lebt vom Vorteil dieser Pluspunkte, somit auch die zweite Geschichte, die zum Höhepunkt des Filmes wird. Ein mittlerweile durch „Breaking Bad“ und „Malcom mittendrin“ berühmt gewordener Bryan Cranston darf hier die Hauptrolle spielen, und wie es sich für einen so talentierten Mann gehört wird diese Geschichte für ihn zur Ein-Mann-Show. Cranston darf als Familienvater gegen einen bösen Affen kämpfen, von welchem nur der Herr Papa mitzubekommen scheint, dass das Tier bösartig ist.
Auch hier kann man nicht von einer überraschenden Schlusspointe sprechen, und Cranston spielt noch längst nicht so erfahren wie in den TV-Serien die ihn berühmt machten, aber die Geschichte ist höchst kurzweilig und sympathisch inszeniert, und Cranston darf vom langweiligen Normalo bis zum fragwürdigen Durchgeknallten mutieren, was dank einiger gelungener Mimiken ganz besonders zu gefallen weiß. Die Geschichte selbst ist nach ruhigem Einstieg, der sich dankenswerter Weise viel Zeit lässt, imposant umgesetzt und bietet so manchen Paukenschlag, bevor er bitterböse endet.
Geschichte Nummer 3 klingt eigentlich weniger aufregend, sucht doch ein junger Mann eine Psychiaterin kurz vor Feierabend auf und berichtet dieser er habe Visionen von einem Mörder, der in einer Omamaske Frauen umbringt. Die Psychiaterin bekommt das ungute Gefühl dem Mörder gerade zuzuhören. Mit Geschichten um Visionen tu ich mich ähnlich schwer wie mit Episodenfilmen, aber die hier besprochene Geschichte ist schon toll erzählt, knistert die Spannung doch sanft im Hintergrund und überträgt sich das ungute Gefühl der Ärztin doch auch auf den Zuschauer. Mit Rückblicken im ohnehin schon eigentlichen Rückblick begeht man erstaunlicher Weise keinen Fehler, und so weiß am Ende auch die dritte Geschichte, als die zweitbeste im Gesamten, zu überzeugen.
Die Rahmenhandlung selbst fängt ebenso schlicht an wie so ziemlich jede der drei Hauptgeschichten, aber schon nach der ersten darf man an mancher Wunderlichkeit des Maklers erkennen, dass es hier um mehr als um einen ollen Verkauf geht. Das Zusammenspiel des nervlich angeknacksten, aber typisch kundenschleimigen Maklers und des jungen Paares, das mit jeder erzählten Geschichte nervöser, verärgerter und misstrauiger wird, fruchtet in dem überzogenen comicartigen Spiel der drei Beteiligten und wird zum Wonnefest für Freunde leichter Horrorunterhaltung.
Belohnt wird man fürs Dranbleiben mit einer recht ungewohnten aber Party-tauglichen Schluss-Pointe, die zwar recht sinnlos nachhallt, da es keine Vertiefung der Hintergründe gibt, aber das ist aufgrund ihrer Lustigkeit auch gar nicht schlimm. Zudem ergeht es so auch den einzelnen Geschichten, deren Aufhänger man jeweils einfach hinzunehmen hat ohne lästige Fragen zu stellen. Für den Unterhaltungswert gegebene Unnötigkeiten auszublenden ist jedoch ein Standardvergehen in Kurzgeschichten, vielleicht auch deswegen der Grund warum ich sie selbst so ungern sichte, und ist damit kein individueller Fehler des Films. Ein Fehler ist es ohnehin nicht, ist es nun mal der typische Stil einer Horrorepisode, und diesmal hat mich das Vernachlässigen von Hintergründen nicht so sehr gestört wie beispielsweise noch in „Irrgarten des Schreckens“.
Für den eigentlich fast schon familientauglichen Horror-Fun wurde teilweise überraschend hart getrickst, was zwar zur heutigen Zeit trotzdem keine FSK 18 mehr rechtfertigt, aber ein guter Grund dafür ist, warum 14jährige nicht mit dabei sitzen sollten. Mir hat „Der Makler“ mit der schwungvollen Inszenierung eigentlich meist schlichter Geschichten viel Spaß bereitet, und so kann ich dem Freund solcher Werke nur raten sich von der uninteressanten Covergestaltung jeglicher DVD-Veröffentlichung nicht abschrecken zu lassen und lege ihm ans Herz zuzugreifen, denn im Gegensatz zu „Geschichten aus der Schattenwelt“ und Co macht diese Ansammlung kleiner Gruselgeschichten wenigstens Spaß. Sicherlich auch gut geeignet für einen Halloween-Filmeabend! OFDb
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