11.05.2013

HÄNDE VOLLER BLUT (1971)

Als Kind musste sie mit ansehen, wie ihr Vater Jack The Ripper die Mutter umbrachte. Nun, nachdem sie mit 17 Jahren die Frau getötet hat, bei der sie seit damals unterkam, ist Anna in der Obhut des Arztes Pritchard gelandet, der mittels Psychoanalyse herausfinden will, warum das Mädchen gemordet hat. Auf der Suche nach Antworten kommt es zu immer mehr Opfern Annas...
 
In Vaters Fußstapfen...
 
Jack The Ripper, der berühmte Prostituiertenmörder Englands dessen Identität nie aufgedeckt wurde, interessiert Filmemacher immer wieder, bis hin in die Moderne hinein, in welcher z.B. Johnny Depp in „From Hell“ auf den Spuren des Killers war. Sherlock Holmes durfte ihn ebenso jagen („Sherlock Holmes‘ schwerster Fall“) wie die Crew der Serie „Raumschiff Enterprise“. Richtig skurril wurde es aber erst mit der Episodenkomödie „Amazonen auf dem Mond“, in welchem der spektakulären Theorie nachgegangen wurde, ob Jack The Ripper eventuell das Ungeheuer von Loch Ness gewesen sein könnte.

In einer Zeit in welcher die einst so beliebten Hammerstudios das Zuschauerinteresse immer mehr zu verlieren schienen, versuchten sie sich mit ungewohnten Ideen neu zu orientieren, und einer dieser Versuche war „Hände voller Blut“, der zwar nicht so blutrünstig ist wie sein Titel vermuten lässt, auf das Entstehungsjahr 1971 bezogen diesbezüglich aber doch recht intensiv ausfiel. Solche Zusatzqualitäten hat Sasdys Film auch dringend nötig, in welchem eine Teenagerin Menschen mordet, ohne zu wissen dass sie die Tochter Jack The Rippers ist und vergangene Erlebnisse sie hat schizophren werden lassen.

„Hände voller Blut“ ist mit den selben liebevollen Settings und Kostümen umgesetzt worden, wofür die Hammer Studios einst berühmt waren. Und auch wenn die Geschichte nicht sonderlich originell klingt, so reicht sie in der Theorie doch locker aus, um die eher schlichten Bedürfnisse eines Horror-Fans befriedigen zu können. Auch die Wahl talentierter Schauspieler steht der heute so unbekannten Produktion gut, so dass man formal betrachtet das Ergebnis vordergründig als gelungen betrachten könnte.

Aber leider nutzen all diese positiven Elemente recht wenig, wenn das Drehbuch nicht stimmt. Sasby schafft es dem dünnen Plot weder genügend Atmosphäre und Suspense zu bescheren, noch jenen nötigen Grad Nervenkitzel entstehen zu lassen, der „Hände voller Blut“ über Durchschnitt hievt. Letztgenanntes ist ohnehin kaum möglich, steuert der Film doch auf nichts hinaus, was der Zuschauer nicht seit der Einstiegsszene schon wissen würde.

Nett inszeniert aber überraschungslos und uninteressant ausgefallen wird uns ein Finale präsentiert, dessen vorangegangene Story alles andere als logisch war, die mit diversen Elementen wie einer blinden Frau, der Psychoanalyse, einem unangenehmen Zeugen aus der Politik, einem Medium u.ä. spielt ohne eins davon je sinnvoll und produktiv auszukosten, und die nun am Ende überhaupt keinen Sinn mehr ergibt, wenn man als Zuschauer nicht einmal mehr durchblickt ob Anna nun geisteskrank oder besessen war.

Höchstwahrscheinlich war sie geisteskrank, und der einst an die Psychoanalyse glaubende Dr. Pritchard wurde durch die Taten Annas und die erstaunlich wahren Worte des Mediums ein Gläubiger des Übernatürlichen. Gut herausgearbeitet wird dies jedoch nicht, was man allein daran erkennt, dass ich daran Zweifel ob dies die Auflösung des Films sein sollte oder nicht.

Das wäre auch nicht wirklich wichtig, würde der Film damit nicht so arg lückenhaft wirken, immerhin stand die Psychoanalyse ebenso im Mittelpunkt wie einst in „Geheimnisse einer Seele“, beide zu ihren Anfangszeiten spielend, in welchen der Glaube an ihr in der Gesellschaft noch nicht Fuß gefasst hatte, und die Entdeckungen Freuds Menschen wie Pritchard in der Ausnahme neugierig werden ließ. Der entpuppt sich mit seinen eigenen, wackeligen Untersuchungen als eine Art moderner Frankenstein, der aus einem Gelegenheits-Mörder einen ständig zuschlagenden Serienkiller zaubert, ohne dies je gewollt zu haben.

Genau dieser Aspekt ist es, der aus „Hände voller Blut“ einen interessanten Film hätte zaubern können. Aber das Drehbuch weiß einfach nicht was es will, lenkt sich mit Unnötigkeiten ab, verfolgt wie oben bereits erwähnt nie etwas wirklich zu Ende, und so bleibt dieses unbekannte Stück Film, das merkwürdiger Weise in Deutschland den Weg sogar auf DVD gefunden hat, ein unausgegorenes Horrorfilmchen mit netten Ideen im Ansatz, das zwar nicht komplett zu enttäuschen weiß, einen aber eher ernüchtert zurück lässt. Nett unterhalten habe ich mich keineswegs gefühlt.  OFDb

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