Der Bettlerjunge Krabat erreicht eine Mühle, wo er von dem Meister
die Chance bekommt sein neuer Gehilfe zu werden. Der Müllermeister lässt
viele Jungs für sich arbeiten, und erst nach einer abgemachten
Probezeit darf Krabat auch an den Lehren des Meisters teilnehmen. Dieser
beschäftigt sich mit dunkler Magie...
13 Raben...
Kenner des Kinderbuches nach Ottfried Preußler, das wiederum auf einer alten Sage beruht, verehren sein Werk zutiefst. „Krabat“ ist mit Kinderaugen betrachtet höchst unheimlich, und die mittlerweile groß gewordenen Leseratten von einst werden es sicherlich begrüßen, dass die nun mehr zweite Verfilmung (zuvor gab es einen Zeichentrickfilm unter gleichem Namen) so düster umgesetzt wurde, so düster, dass das fertige Kinoprodukt erst ab 12 Jahren freigegeben wurde. Seit der erfolgreichen Verfilmungen um „Harry Potter“ haben es Kinderbücher ohnehin leichter verfilmt zu werden, gerade wenn sie sich mit Magie beschäftigen. Auch die düstere Umsetzung von „Krabat“ tritt in deren Fußstapfen, ansonsten könnten beide Geschichten kaum unterschiedlicher sein, ebenso wie die Art ihrer Verfilmungen.
Während bei den Filmen um „Harry Potter“ fast jeder Spezialeffekt zum Selbstzweck verschwendet wird, werden die geglückten Tricks der deutschen Produktion so in die Geschichte integriert, dass sie nützlich erscheinen. Im Gegensatz zu den Abenteuern des kleinen Zauberlehrlings gibt es auch keine unnötigen Story-Nebenstränge, die auf nichts hinauslaufen. Auch Figuren werden nur so weit vertieft wie für die Story notwendig. „Krabat“ konzentriert sich aufs wesentliche: auf die Geschichte und das ohne Kompromisse. Dementsprechend werden auch einige Gefühle zurückgesetzt, die der ein oder andere Kinobesucher sicherlich vermisst haben wird. Der schlechte Ruf der dritten Verfilmung würde sich zumindest dadurch erklären lassen und das auf zweierlei Ebenen. Der Zuschauer aus der Masse wird die Gefühle Krabats kaum nachvollziehen können und eine gewisse Dosis Kitsch vermissen, wie sie im Amerikakino typisch wäre, wohingegen der Freund des Buches eventuell die Beweggründe Krabats vermissen könnte und somit eventuell manche Aussagen aus der Printmedie vermissen könnte.
Dabei ist all dies vorhanden, jedoch zurückgeschraubt, damit die Geschichte selbst und die düstere Aura die sie umgibt sich entfalten kann. Krabats Sehnsucht den Müllermeister und die Knaben als Familienersatz zu haben findet ebenso Raum, wie die Verlockung der dunklen Macht. Dank europäischer Inszenierung finden diese Dinge jedoch in zweiter Reihe statt und müssen entdeckt werden. Sie werden nicht jedem Blinden serviert. Durch sein Erscheinungsjahr dürfte „Krabat“ als Film noch einen weiteren Hintergedanken beherbergen, der im Buch wahrscheinlich nicht vorhanden ist. Der letzte Satz im Film, gesprochen von einem gut gewählten und uns alle bekannten Erzähler, übt Kritik an der Wohlstandsgesellschaft mit all ihren Zaubereien und stellt die (zugegebenermaßen nicht sonderlich neue) Frage, ob einem der Luxus nicht die Freiheit raubt, anstatt sie einem zu geben. Was man in den Bereich der Karriere als Kritik vermuten könnte passt noch viel mehr in den Bereich der Elektronik, und streift damit ein Thema, das zuvor sehr gewagt von John Carpenter in seiner Fortsetzung zu „Die Klapperschlange“ aufgegriffen wurde.
Der Film selbst könnte kaum besser sein. Auf eher nüchterne Art wird man in die Geschichte eingeführt. Man lernt die Zeit kennen in der alles spielt. Ein Erzähler aus dem Off macht dem Zuschauer einiges einfacher, und auch die Locations wirken so echt, dass man schnell mitten im Geschehen ist. Die Mühle ist schnell als düsterer Ort entlarvt, das soll im Buch nicht so gewesen sein. Andererseits zeigt man uns eine düstere Zeit, da passt die Idee schon hinein von Anfang an mit offenen Karten zu spielen, während der naive und chancenlose Krabat mitten in die Mausefalle tappt. Welchen Hintergrund diese Falle nun genau hat erfährt man erst mit der Zeit. Die Geschichte steckt voller Rätsel, wird in der Auflösung sogar mit seiner Schlichtheit überraschen. Allgemein täuscht die dauerhaft düstere Atmosphäre des Streifens über eine eher banale Geschichte hinweg (vielleicht ein wenig vergleichbar mit „The Crow“). Kann man sich von ihr nicht fangen lassen, dürfte einem der komplette Film wenig Freude bringen.
Bis in die kleinste Rolle ist jeder gut besetzt, und bis auf eine Kampfszene, in welcher man mit Wackelbildern und schnellen Schnitten abgespeist wird, was so gar nicht zur Restinszenierung passt, kann man über Kamera, Schnitt, Beleuchtung, Regie, Drehbuch und Co echt nicht meckern. Auch die Musik ist passend gewählt, zumindest bis zum Abspann, der den Zuschauer wohl beleidigen will. Ein hippes Lied, wie es atmosphärisch nicht unpassender ausgesucht sein könnte, lässt einen das interessante Gefühl, das der Film in einem aufbaute, schneller verschwinden als gut wäre. Die meisten Leute wird es nicht stören, stehen diese doch eh sofort nach Erscheinen des Abspanns auf. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Produzenten dringend einen Hit brauchten, damit die Kids zum Soundtrack greifen. Immerhin musste sich die restliche Musik an der Atmosphäre und der Zeit in der alles spielt orientieren. Peinlich!
Von solchen kleinen Ausrutschern sollte man sich jedoch nicht abbringen lassen in „Krabat“ hineinzuschauen. Letzten Endes ist dieser Film all das, was ich mir von den „Harry Potter“-Filmen versprochen habe, nachdem es in den Medien stets hieß, die Fortsetzungen seien so düster. Sicherlich sind die überraschungsarmen Filme über den Zauberlehrling sehr unterhaltsam geworden, aber „Krabat“ erreicht eine Klasse, die diese niemals erreichen können, durch die falschen Schwerpunkte die gesetzt werden. „Krabat“ ist eine düstere, rätselhafte Geschichte, in der mehr Aussage und Gefühle stecken, als vor dem düsteren Vorhang der Geschichte zu vermuten wäre. Wer hinter den schwarzen Schleier blicken kann, ohne dass er dorthin gestoßen wird, wird eine reichhaltige, dichte und gut erzählte Geschichte erleben, der man schnell verzeiht, dass sie vordergründig eher schlichter Natur ist. OFDb
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