Die Story mag zwar recht reißerisch klingen, aber sie war es zumindest die mich in einen Film ohne bekannte Namen des Genres Thriller gelockt hat, auf dessen kleinere Produktionen ich im Gegensatz zu meinen Lieblings-Genres in der Regel nicht zurückgreife. Aber das Szenario gefiel mir, die Thematik der Amokschützen schon immer (bereits vor „Dirty Harry“), also wagte ich mich heran. Und was soll ich sagen? Wenn man nichts großes erwartet wird man gut unterhalten. Farbreduzierte Bilder einer ungemütlichen, dreckigen Gegend sorgen schnell für die richtige Stimmung. Dank guter und zum Umfeld passender Charakterzeichnungen sowie dem nötigen Gespür für spannungsgeladene Atmosphäre schaffen es die Regisseure und Autoren Nunn und Thompson, dass man als Zuschauer mitten drin im Geschehen ist.
Innovatives hat man nicht zu erwarten, all zu routiniert fällt „Tower Block“ jedoch auch nicht aus, allein schon weil das klar getrennte Gut-Böse-Schema, wie es uns ein Ami-Film präsentieren würde, in diesem englischen Thriller-Beitrag nicht enthalten ist, obwohl der Streifen zunächst genau diesen Eindruck macht. In Sachen Glaubwürdigkeit bewegt sich „Tower Block“ eher im Mittelmaß. Die Figuren sind glaubwürdig, keine Frage, und der Schwachpunkt manch anderer Werke wie „The Collector“, die Realitätsnähe der im Haus gesetzten Fallen betreffend, ist nicht vorhanden, sogar sehr realitätsnah gehalten. Weniger nachvollziehbar ist jedoch die Reraktionsgeschwindigkeit des Schützen, der zwar nur ein Stockwerk und das Dach im Blickfeld haben muss und eine irre gute Waffe besitzen muss, wie uns ein Ballerspiel-Junkie mitteilt, da vergeht jedoch kaum eine Sekunde bis ein Schatten am Fenster zur Leiche wird.
Aber das ist wohl die Schwäche, die man in einem solchen Film am leichtesten akzeptieren kann, wenn die Geschichte doch sonst nachvollziehbar und glaubwürdig bleibt, ein Vorteil den viele andere Werke gleichem Produktionsniveaus nicht besitzen. „Tower Block“ weiß zu funktionieren, dies auch bis zum Schluss wenn wir eine der drei möglichen Auflösungen vorgesetzt bekommen (es ist die naheliegendste). Lediglich der Täter selbst hätte ruhig anonym bleiben dürfen, von wirklichem Interesse war das Herunterreißen seiner Maske im Finale nicht. Vielleicht glaubten Nunn und Thompson dies sei nötig, schließlich ist mit dem Verlassen des Hauses alles zu Ende erzählt, und da überkommt dem Zuschauer beim Eintreten des Abspanns schon ein Gefühl von Leere in einem Thriller in dem es rein ums Überleben ging. Aber auch diese Schwäche sei verziehen, zumal man ohnehin überrascht wird wer das Szenario überlebt und wer nicht.
„Tower Block“ bekam die FSK 18 beschert, manch harte Szene rechtfertigt das rote Siegel, gerade der erste Mord des Schützen, der, gute Regie sei dank, urplötzlich ohne jegliche Vorwarnung die bis dahin erzählte Geschichte unterbricht, so wie es uns Hitchcock schon vor Jahrzehnten lobenswert vorgemacht hat. All zu viele blutige Moment sollten die Leute, denen die Altersfreigabe wichtiger ist als der dazugehörende Film, jedoch nicht erwarten. Der Spannungsgehalt steht im Mittelpunkt, das Planen und Agieren miteinander und ein Schuss Dramatik, um auch wirklich emotional am Geschehen Teil haben zu dürfen. Mit Abstand betrachtet hätte „Tower Block“ den Gewaltgrad den er besitzt jedoch gar nicht nötig gehabt. Die Altersfreigabe lockt eventuell das falsche Publikum. Mir soll es egal sein, Hauptsache der Streifen ist angenehm zu gucken, und genau das ist er. Also liebe Thriller-Freunde! Wer den kleinen Film für zwischendurch sucht: dies ist er! OFDb
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