Neu verfilmt in den 60er Jahren und in der Erstverfilmung besetzt mit Horrorlegende Boris Karloff schien „Das alte finstere Haus“ ein kleiner Klassiker zu sein der mir bisher entgangen ist. Obwohl der Covertext nicht viel über den Inhalt hergab ging ich neugierig heran und fand es anfangs ganz putzig wie die Fahrt durch das Unwetter umgesetzt wurde, mit flotten Dialogen im Auto und niedlichen Aufnahmen von außen, die inszenatorisch nie zu den Innenaufnahmen passten.
Am Haus angekommen enttäuscht zunächst ein äußerlich haarig zurecht gemachter Boris Karloff, der peinlich anstatt unheimlich stumm vor sich hin grummelt und damit nicht die von Regisseur James Whale erhoffte Wirkung besitzt. Da darf man fast schon schadenfroh sein, so stolz wie uns vor dem Beginn des Filmes ein Schriftzug darauf hinwies, dass „Frankenstein“-Star Karloff Teil der Besetzung jenen Filmes sei, den man nun sichten werde. Wesentlich positiver fällt da schon der Gastgeber auf, der ein paar Jahrzehnte später sicherlich mit Peter Cushing gecastet worden wäre, so hager und blass wie der lang gewachsene Mann kränklich aussehend in dem großen alten Haus wirkt. Seine stets schimpfende Schwester steht ihm eher zur Belustigung bei Seite und verbreitet somit im Gegensatz zu den anderen Bewohnern auf nicht skurrile Art für ein Unwohlsein bei den Gästen.
Sie ist nicht das einzig lustige Element des Filmes. Bereits die Dialoge im Auto waren pointiert geschrieben, und eine gewisse Lustigkeit schwebt stets im Raum und erklärt auch warum die Ereignisse im Haus lange Zeit nicht konsequent angegangen werden. Als Zuschauer weiß man jedoch gar nicht worauf die Geschichte hinaus will. Und ehrlich gesagt weiß ich dies nach dem Gucken ebenso wenig. Da ängstigen sich Fremde in einem einsam abgelegenen Haus, bekommen es mit einer Gruppe wunderlicher Menschen zu tun, aber so wirklich Horrorfilm-gerecht wirken will da nichts. Gruselig wird es nie. Und selbst aufgrund der absichtlich eingestreuten Witzigkeit: als Parodie auf das Genre will „Das Haus des Grauens“ (Alternativtitel) ebenfalls nicht funktionieren, kommt die Geschichte dafür doch zu uninspiriert und wirr daher. Die Geschichte tritt zu lang auf der Stelle, ewig besitzt sie Widersprüche in der Logik und fast jegliches Verhalten der Gäste wirkt nicht nachvollziehbar.
Wenn in einem Horrorfilm, und sei er auch humoristisch angelegt, einzig die Romantikmomente zu funktionieren wissen, dann ist das ein recht trauriges Ergebnis. Und trotz dieses einzigen wunderbaren Pluspunktes, der mir aufgrund seiner individuellen Umsetzung gefallen hat, komme ich mir von „Das Haus des Schreckens“ (Alternativtitel) einfach nur verarscht vor. Ein 102jähriger, der in seinem einsamen Zimmer hoch oben viel zu agil anstatt unheimlich wirkt, erst recht mit der völlig unpassenden Synchronstimme die er verpasst bekommen hat, enttäuscht ebenso wie ein zwar absichtlich aber unpassend viel zu verspielter Psychopath am Schluss, dessen Schauspieler zwar als einziges erkennbar Talent in seinem Spiel aufblitzen lässt, aber bei all der Erwartungshaltung die um seine Anwesenheit herum aufgebaut wurde in der Art seiner Performance nicht zu gefallen weiß.
Ob als Komödie oder als Horrorfilm, einen solch schlechten Film aus den 30er Jahren habe ich noch selten gesehen. „The Old Dark House“ (Originaltitel) enttäuscht auf der ganzen Linie da er weder zu erschrecken weiß noch humoristisch gekonnt mit Gruselelementen umzugehen weiß. Der Plot ist wirr, widersprüchlich und uninteressant ausgefallen, und die Darsteller spielen zu penetrant und aufgedreht, als dass sich ihre Figuren positiv auf den Film auswirken könnten. Und ehrlich gesagt ist mir nicht ganz klar was James Whale, der auch für den großartigen „Der Unsichtbare“ mit Claude Rains und den ersten beiden „Frankenstein“-Filmen aus den 30er Jahren verantwortlich war, mit „Das alte finstere Haus“ bezwecken wollte. Und warum man von diesem Nichts an Story eine Neuverfilmung gedreht hat, obwohl bereits die erste nicht nötig gewesen wäre, verstehe ich erst recht nicht. OFDb
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