06.02.2016

HOUSE OF CARDS - STAFFEL 3 (2015)

Man sollte meinen mit dem Einzug ins Weiße Haus sei die Geschichte von Francis Underwood zu Ende erzählt, aber der Aufhänger der Geschehnisse nach einem halben Jahr Amtszeit weiß zu gefallen und fordert den skrupellosen Strategen Underwood wieder einmal auf um seine Ziele zu kämpfen. Trotz dieser Krise, der noch so einige weitere folgen sollen, kommt die Serie wesentlich unspektakulärer daher als bislang. Nur selten fällt eine Folge so spannungsgeladen aus wie in den Vorgängern. Mit dem Gucken der einzelnen Folgen kann man sich Zeit lassen, die Cliffhanger drängen einen nicht dazu möglichst bald die Neugierde zu stillen wie es weiter geht.

Das klingt zwar ziemlich negativ, aber qualitativ baut die Serie keinesweg ab. Die Politdebatten und Machtkämpfe stehen diesmal nur noch eine Spur mehr im Zeichen der Dramatik, und wie gut die dritte Staffel tatsächlich ausgefallen ist versteht man spätestens mit ihrem Abschluss, wenn alle Ziele erreicht sind die in vollkommener Ruhe und Gelassenheit vorbereitet wurden und wenn die Fäden ineinander laufen, um in einem großen Ganzen zu münden. Zwar guckt sich „House of Cards - Staffel 3“ eher wie eine Übergangsstaffel auf die längst geplante vierte, aber wie sie die Karten neu mischt ist äußerst interessant ausgefallen, so dass gerade in der letzten Folge einige Überraschungen auf den Zuschauer warten.

Wer laute, schnelle Storys sehen möchte war in „House of Cards“ noch nie gut aufgehoben. Die Serie setzt geradezu auf ihre trockene, verkopfte Art und weiß aufgrund ihrer effektiven Wirkung zu gefallen. Staffel 3 wird dementsprechend erst recht nur mögen wer auf stille Stoffe steht, wer es mag dass die Ereignisse sehr feinfühlig und intensiv erzählt werden, und wer es akzeptiert kurzfristig inhaltlich auch mal anderweitig abzubiegen, bevor es mit dem Hauptplot weiter geht, eben um diesen im Endeffekt emotional und sachlich besser verstehen zu können. Die Drehbücher sind diesbezüglich besonders qualitativ ausgefallen, zumal diese noch zurückgeschraubtere Art als bisher keinesfalls an Unterhaltungswert einbüßt.

Ganz im Gegenteil, die wenigen Eingeständnisse, die man in der Ausnahme unverständlicher Weise an das Publikum des reißerischen Geschmacks macht, sind es die das Kartenhaus für kurze Momente wanken lassen. Diese zeichnen sich meist dann ab, wenn Präsident Underwood als besonders mieses Arschloch gezeichnet wird. Wer die Geschichte aufmerksam verfolgt hat braucht hierfür keine Beweise mehr. Der Mann ist ein Manipulator, ein Mörder und ein Egomane.

Dass Underwood ans Grab seines Vaters pinkelt oder eine Jesus-Statue bespuckt braucht zur Bestätigung Underwoods Charakters wahrlich nur jene Art Zuschauer, für welche die Serie ohnehin nicht zum Lieblingsprogramm gehören wird. Glücklicher Weise gibt es derartige Entgleisungen nur selten und erschüttern nicht die eigentlichen kleinen wie großen Geschichten, von welcher die Staffel handelt. Da es derlei Fehler bereits in den Vorgängerstaffeln gab, wird man wohl auch in der kommenden vierten damit rechnen müssen. Wenn die Qualität dort so erhalten bleibt wie bisher, kann ich mit diesem Wermutstropfen jedoch bestens leben.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen