21.04.2016

THE OFFICE - STAFFEL 2 (2002)

Staffel 2 spielt nur wenige Wochen nach der ersten. Ein Standort der Firma wurde wie geplant geschlossen, und es ist nicht die Filiale, die David leitet. Dennoch geht David Brent nicht als Sieger hervor, denn sein Gegenpart aus dem anderen Büro ist nun nicht mehr mit ihm auf einer Stufe, sondern sein Vorgesetzter.

Mitarbeiter der geschlossenen Filiale werden nun in Slough übernommen. Da sollte man meinen, dass viele neue wichtige Figuren in den Vordergrund treten, aber die meisten bleiben Randerscheinungen. Eine Rollstuhlfahrerin wird gelegentliches Opfer von Davids unsensibler Seite. Ein Schwarzer, von dem man auf anderer Basis das selbe meinen sollte, wird für David zum Vorzeige-Schwarzen, da der über Witze über Dunkelhäutige lachen kann und für David zur Legitimation von Rassismus im Alltag wird. Wichtig sind eigentlich nur zwei neue Figuren:

Rachel ist eine attraktive Frau, die schnell von Tim und Gareth umworben wird. Während Tim mit Charme zu punkten weiß, fällt Gareth lediglich durch seine unsensible und sexistische Art auf. Dawn beobachtet Tims Geplänkel mit Rachel, von der man charakterlich recht wenig erfährt, mit kritischen Augen, obwohl sie Tim den Laufpass gegeben hat, um bei ihrem Freund zu bleiben. Dass Rachel an Tim Gefallen findet, passt ihr jedoch gar nicht. Wie man schon herausliest dient Rachel lediglich als Spielball, um der Geschichte von Tim und Dawn neuen Zunder zu geben. Für mehr ist sie eigentlich nicht vorhanden.

Wichtiger ist da schon Neil, der vor der Schließung seiner Filiale auf gleichem Posten mit David saß und nun zu dessen Vorgesetzten befördert wurde. David sieht sich immer noch als gleichrangig an, macht Neil schlecht wo er nur kann und dies meist auf seine ungeschickte und unsichere Art. Mit solch infantilen Angriffen hat der selbstbewusste und sympathische Neil jedoch so gar kein Problem, hat er doch das Team hinter sich und im Gegensatz zu David Ahnung von der Materie - und dies nicht nur beruflich betrachtet. Dennoch ist David selbstverständlich ein Ärgernis für Neil, da der Mann nicht nur intrigiert und sabotiert, sondern auch seiner eigentlichen Arbeit nicht nachkommt. Mit viel Geduld schaut sich Neil Davids Konzept an, um schlussendlich festzustellen, dass Davids Arbeit lediglich ein Kartenhaus aus Sprüchen ist, das keinerlei Materie besitzt. Neil ist höflich und wie bereits erwähnt geduldig. Doch mit David unter ihm werden diese Pluspunkte seines Charakters häufig auf eine harte Probe gestellt.

Dass ansonsten alles beim Alten bleibt kann man so nicht ganz sagen. Wie so oft in Serien, so wird das Konzept der ersten Staffel nun ein wenig aufgepumpt und wirkt damit übertriebener als Staffel 1. Damit wird z.B. der in Staffel 2 überzogenerer Charakter des ohnehin schon überzogenen Gareth unrealistisch und funktioniert nur noch auf Comic-Niveau. Der Witz ist, dass diese Übertreibungen, die sich auch, wie ich später erwähnen werde, in Davids Charakter verdeutlichen, der Serie an sich nur gering schaden. Staffel 2 ist schwächer als Staffel 1, aber noch immer großes TV. Noch immer bleibt das Original qualitativ besser als sein deutsches Remake „Stromberg“, das ja ebenfalls zu den ganz großen TV-Ereignissen seines Jahrzehnts zählt.

Wunderte man sich in Staffel 1 noch, warum die Geschichten und das Talent der Vorgesetzten im Büro bei „The Office“ und „Stromberg“ so auseinander gingen, so geht einem beim Betrachten der zweiten Staffel des Originals langsam ein Licht auf. „Stromberg“ klaut doch mehr als vermutet, jedoch nicht bei der 1. sondern der 2. Staffel, die nun ebenfalls vom beruflichen Abstieg des Chefs handelt.

Konnte sich David Brent trotz all seiner Schwächen noch immer als nach außen hin wirkende fähige Führungspersönlichkeit verkaufen, und ging David in Staffel 1 noch als Sieger hervor (mit Ausnahme der letzten Folge, in der er lediglich mit einem blauen Auge davon kam), so wird nun auch sein Charakter, ebenso wie der von Gareth, überzogen. Aus dem Sprücheklopfer ohne Rückhalt macht man nun selbiges. Das klingt nach keinerlei Veränderung, ist es aber doch, denn seine Schwächen treten nun so stark nach außen, dass ein Jeder sie mitbekommt und billige Ausreden David vor dem Outen seiner Unfähigkeit und Dummheit nun nicht mehr schützen.

Seine Methoden der Abwehr wirken immer dümmlicher und erbärmlicher, was sich vielleicht auch dadurch erklärt, dass sein Selbstbewusstsein zu schwinden scheint, bei all der Kritik die er sich von seinen Vorgesetzten und Untergebenen gefallen lassen muss, auch wenn er nach Außen weiter den harten Mann spielt. Selbst der Entertaining-Bereich, der in Staffel 1 noch Davids Stärke war (wenn auch dort mit Schwachpunkten gesegnet), wird nun zu einer peinlichen Schwäche, wie bereits Episode 1 zeigt.


Die Folgen im einzelnen (enthält Spoiler):

Episode 1:
Die neuen Mitarbeiter aus der geschlossenen Filiale trudeln ein. Neil, der Vorgesetzte von David, stellt sich dem alten Slough-Team vor und entpuppt sich als netter, selbstbewusster Mensch, der nicht nur schnell die Sympathie der Mitarbeiter erntet, sondern auch deren Lacher. Letzteres ist für David ein fast größerer Skandal, sieht dieser sich doch als großer Entertainer und erntet mit seiner vorbereiteten Willkommensrede keinerlei Lacher. Dies veranlasst ihn auf der anschließenden Willkommens-Feier auf anderen Humor zurückzugreifen, der ihm auch gleich zwei Gespräche mit seinen beiden Vorgesetzten beschert, die von seinem Verhalten sehr empört sind...

Ist Chefin Jennifer von David schon so einiges gewöhnt, so ist dessen Verhalten für Neil noch Neuland. Doch Neil besitzt Geduld und noch Vertrauen darin, dass David sicherlich Stärken besitzen wird in seiner Position. Teil 1 dient der Einführung der neuen Figuren und bildet letztendlich die Manege für Seelen-Tollpatsch David, der auf seine gewohnt egoistische und unsensible Art von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, so dass dem neuen Teil der Belegschaft schnell klar wird, dass die Arbeit in Slough sehr unangenehm werden wird. Tim ist innerhalb der Firma ein wenig aufgestiegen und lässt diese neue Position, ohne dass er es selbst bemerkt, an Dawn aus, die von seiner kühlen und arbeitsstrebsamen Art enttäuscht ist. Dass Tim nun auch noch mit der neuen, attraktiven Rachel flirtet passt ihr überhaupt nicht. Gareth auch nicht, aber der ist mit seiner asozialen Art ohnehin kein Konkurrent.

Episode 2:
David führt eine Mitarbeiterbefragung durch, die er lediglich dafür nutzt, um selbst besser dazustehen. Ein Meeting mit seinen neuen Angestellten, in dem er eigentlich nur erfahren wollte, wie sich die Neuen eingelebt haben, führt zu Tage, dass Neil beliebter ist als er, und was für David mal wieder fast schlimmer ist: Neil wird als witziger angesehen als er. Das kann David nicht auf sich sitzen lassen und lädt alle zur Mittagszeit ins Pub ein, um zu zeigen wie lustig man in Slough ist. Währenddessen macht Rachel erste direktere Annäherungsversuche bei Tim, was weder Gareth noch Dawn gefällt...

Dass der Pub-Besuch zur Katastrophe wird, dürfte klar sein. Langeweile pur, was David jedoch auf die fehlenden Mitarbeiter schiebt, die nicht mitkommen wollten und welche laut ihm die Unterhaltungs-Elite (neben ihm) darstellen. Mitschuld gibt er jedoch auch den Neuen, die keineswegs versucht hätten die Stimmung zu heben, was David so deutlich sagt, dass selbst der letzte Neue nun weiß, dass er nicht gemocht sondern lediglich geduldet wird. In der Situation mit Tim und Rachel zeigt sich nun Dawns Eifersucht deutlicher als zuvor, was Dawn dazu animiert innerhalb der Arbeitszeit mehr Möglichkeiten zu finden, mit ihm Zeit zu verbringen und zu flirten. Freilich treibt sie es nie zu weit, ist sie doch in einer festen Beziehung und ein Wechsel scheint für sie nicht in Frage zu kommen.

Episode 3:
Eine Mitarbeiterin hat Geburtstag. Es wird gefeiert und geflirtet. David wird von zwei Besuchern angesprochen. Diese würden ihn gerne als Motivationsredner engagieren für Veranstaltungen, in welchem Interessierte erfahren können, wie sie nach Außen richtig auftreten und was man sonst noch benötigt um Karriere zu machen. David willigt ein...

Neben der Neil-Situation wird mit dem neuen Nebenjob nun ein Element mit eingebracht, das für den Verlauf der zweiten Staffel von größter Wichtigkeit ist, auch wenn es oberflächlich betrachtet zunächst wie eine Nebensache wirkt. Dieser Plot zeigt auf ein Neues deutlich die charakterliche Trennung von Neil und David. Neil wurde ein solcher Job ebenfalls angeboten. Sieht der eine solche Tätigkeit jedoch als unnötig an, da diese in ihrer Basis bereits unsinnig ist, so sieht David es als große Herausforderung, wenn auch mehr im Entertainingbereich als im beruflichen Sinne. Auf der Geburtstagsfeier im Büro prahlt David direkt mit diesem Angebot, zeigt aber auch auf ein Neues seine beleidigende Art Mitarbeitern gegenüber, und seinen Neid Neil gegenüber lässt er ebenso offen heraushängen. Dawn muss währenddessen mit ansehen, wie Tim viel lustigere Streiche mit Rachel durchführt, als mit ihr. Also startet sie eine recht magere Gegeninitiative.

Episode 4:
Der große Tag rückt näher, Davids Auftritt als Redner steht kurz bevor, und so engagiert er Dawn als Hilfskraft für diesen Abend. Davids Rede fällt für die Veranstalter des Seminars anders als erwartet aus. Dawn leidet währenddessen unter ihrem Chef, der ihre Hilfe dazu nutzt, sie als Arbeitstier zu degradieren. Dabei geht es Dawn schon ohne diese Schinderei nicht sonderlich gut. Tim ist nun mit Rachel zusammen und geht mit ihr in einen Pub, ein Treffen das Dawn mit ihrer Zusatztätigkeit bei David nicht verhindern kann. Dass ihr Dauerverlobter nebenbei ebenfalls erwähnt wie attraktiv er diese Rachel findet, setzt dem ganzen noch die Krone auf...

Die Fäden um die Tim-Rachel-Dawn-Story verdichtet sich. So langsam wird auch der Zuschauer unsicher, ob Dawn sich Tim nun doch schnappen würde oder ob es weiterhin nur um ihr Territorium geht und sie bei ihrem Verlobten bleiben möchte. Tim ist im siebten Himmel und bekommt von Dawns Annäherungen ohnehin nichts bewusst mit. Rachel bekommt dafür Gareths Enttäuschung um so mehr zu spüren, der sich auf abartige Art als Ersatz anbietet, falls es mit Tim nicht so gut klappen sollte, eventuell sogar für nebenher, wenn es mit Tim doch klappen sollte. Gefühlsmäßig ist man als Zuschauer jedoch viel mehr an die Brent-Situation gebunden, weiß man doch im Vorfeld, dass sein Auftritt nur ein Skandal werden kann und das beunruhigt schon sehr. Bevor es zum Auftritt kommt, zeigt sich welch negativen Einfluss diese Nebentätigkeit auf Davids Hauptberuf hat, was Neil gar nicht gern sieht, so schwach wie Davids Leistungen schon zuvor waren. Den Seminarveranstaltern hingegen wird langsam klar, dass es David viel mehr um Entertaining als um berufliches Fachwissen geht.

Episode 5:
Es ist Red Nose-Day. Jeder Mitarbeiter lässt sich etwas lustiges einfallen um Geld für Hilfsbedürftige zu sammeln. Gareth hüpft den ganzen Tag auf einem Bein, David steht ein lustiger Fototermin bevor, Neil führt mit Rachel einen besonderen Tanz auf, Dawn macht einen Knutsch-Stand auf, nur Tim macht anfangs nicht mit, vermisst er bei dieser Art Veranstaltung doch die Würde. Letztendlich entschließt er sich jedoch doch mitzumachen, nutzt dies allerdings nur, um Gareth mal wieder Streiche zu spielen. Das hüpfende Opfer erwartet währenddessen seine Freunde, die zu diesem lustigen Tag ins Büro kommen wollten...

Was sich in der Inhaltsangabe nach einem gehaltfreien Übergang zur Finalfolge liest, entpuppt sich als eine der entscheidendsten Episoden der zweiten Staffel, denn in dieser verliert David nun seinen Job. Neil und Jennifer haben genug von seiner arroganten Art, und David ist überheblich genug einzuwilligen, sieht er in den bislang nebenberuflichen Seminaren (von denen ja ohnehin erst eines stattgefunden hat) seine neue Karriere und in seinen jetzigen Mitarbeitern eine Horde Kämpfer, die nicht tatenlos zusehen werden, dass David gekündigt wird. Für Brent heißt es jedoch erst einmal den Red Nose Day trotzdem irgendwie hinter sich zu bringen, denn so lässig er sich auch gibt, er ist enttäuscht und frustriert, was er durch ein kleines Schlüsselloch seiner Seele auch seinen Vorgesetzten zeigt.
 
Episode 6:
Davids letzte Tage stehen an. Eine Reporterin kommt ins Büro um mit David ein Interview für ein kleines Blatt zu führen. Die beiden haben sich für dieses Vorhaben jedoch einen ereignisreichen Tag ausgesucht. Tim bekommt das Angebot sein Nachfolger zu werden, verweist aber lieber auf Gareth. Tim ist sich nun sicher, dass er Dawn liebt und macht mit Rachel Schluss. Dawn reicht ihre Kündigung ein, da sie mit ihrem Verlobten nach Amerika ziehen möchte. Da sie nicht mehr lange bleibt, sieht Tim nun seine letzte Chance Dawn dazu zu bewegen, es mit ihm zu versuchen. David steht währenddessen eine herbe Enttäuschung bevor, denn die Veranstalter des Seminars geben ihm zu verstehen, dass ein weiterer Auftritt Davids nicht erwünscht ist...

Wie schon in meiner Lieblingsepisode der ersten Staffel, so kann man in dieser wieder schön beobachten, wie David die Arbeit eines anderen manipuliert, in dem er sie an sich reißt. Mehrfach macht die Reporterin den Mann darauf aufmerksam, dass er nur ihre Fragen beantworten solle, aber Brent bleibt Brent. Er schreibt der Dame vor was sie zu schreiben und zu fragen hat. Wie schon in der Mitarbeiterbefragung, so nutzt er das Meeting auch wieder lediglich dafür, sich als toll darzustellen, was mit Dawns Kündigung noch verstärkt wird, da er glaubt Dawn würde die Firma verlassen, da ihm gekündigt wurde. Als dem nicht so ist, erweist sich der mitarbeiterliebende Mensch schnell wieder als egoistisches Arschloch, was die Journalistin schon recht schockt. Die Subgeschichte um Tim und Dawn findet ihr Ende. Es kommt ebenso wenig überraschend wie erwartet. Letztendlich erwartete man zwei Möglichkeiten, von der eine nun eintritt und Dawns Charakter nun endgültig abrundet, bzw. das bestätigt, was in zwei Staffeln zwischen den Zeilen immer durchschimmerte. Dieses Ergebnis und zukünftig einen Gareth als Vorgesetzten verdeutlichen einmal mehr den tragischen Aspekt von Tim, der an der Serie schon immer viel ausgemacht hat. Dass David seine Karriere als großer Redner nun knicken kann, veranlasst ihn zu einer Verzweiflungstat, die man ihm so nie zugetraut hätte, was zu einem etwas offenen Ende führt, dessen Hintertürchen sich jedoch als eher unwahrscheinlich entpuppt. Dass dem so war und so viele Fragen unbeantwortet blieben, veranlasste die Köpfe hinter der Serie später noch zu einem abschließenden zweiteiligen Weihnachts-Special.

Es passiert wirklich viel in der zweiten Staffel, und man merkt nun auch, warum der Gareth-Charakter so aufgebläht wurde, erlebt er selbst doch keine relevante Geschichte, während für David, Dawn und Tim eine Achterbahnfahrt an Erlebnissen und Gefühlen bevorsteht. Der Schluss der Staffel ist gut und bleibt der Qualität der Gesamtserie treu. Letztendlich trumpft die zweite Staffel mit dem Mut zu Veränderungen, einen Mut, den es in den meisten anderen TV-Serien nicht zu entdecken gibt. Dadurch erfährt auch der Zuschauer gefühlsmäßige Hoch und Tiefs, was die Serie für ihn um so interessanter macht.

Staffel 2 ist schwächer, das schon, aber eben immer noch beste Unterhaltung dank der Grundrezeptur der ersten Staffel und dem Mut der zweiten. Manchem wird der etwas zu offene Schluss vielleicht sauer aufstoßen, aber dafür gibt es ja das eben erwähnte Abschluss-Special, das die Serie zu einem deutlicheren Ende führt ohne ihr zu schaden.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Hört sich doch sehr interessant an. Vor allem für mich, der gerne Seminare besucht! Derzeit bin ich in einem Vertrieb Seminar! LG

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dann sei Dir ganz besonders auch die vierte Folge der ersten Staffel ans Herz gelegt, die von einem Büro-internen Seminar handelt, in welchem der Kampf zwischen Chef und Seminarleiter im Vordergrund steht. Sehr lustig! :)

      Löschen