Man kann nicht gerade behaupten, dass „Bad Teacher“ wirklich etwas zu erzählen hätte. Seine Story um eine Asi-Tante, die Lehrerin ist und sich in ihrem Job erst Mühe gibt als sie das große Geld wittert, ist ein wenig konstruiert ausgefallen und ergibt auf dem zweiten Blick nicht wirklich Sinn. Aber die Kunst einer guten Komödie liegt mitunter darin solche Schwächen anderweitig wieder ausgebügelt zu bekommen. Und wenn man dann auch noch eine Geschichte erzählen soll, die innerhalb des eher spießigen Mainstreams halbwegs frech sein soll, dies aber nicht zu extrem sein darf, worunter somit auch das Gag-Potential möglicher großer Lacher leidet, dann ist es wichtig das richtige Personal mit an Bord zu haben um ein gelungenes Ergebnis zu erzielen.
Ich hätte nicht gedacht, dass der Regisseur des eher mittelmäßigen „Nix wie raus aus Orange County“ der richtige Mann dafür ist aus einem routinierten Stoff ein kurzweiliges Vergnügen zu machen, aber es ist Jake Kasdan tatsächlich geglückt „Bad Teacher“ nicht nur unterhaltsam zu gestalten, sondern trotz des für das Massenpublikum begrenzten Asi-Pegels das Ganze zudem auch wunderbar unverkrampft umzusetzen. Die Rolle der Elizabeth wirkt trotz ihrer vielen unangenehmen Seiten menschlich. In ihr steckt ein sympathischerer Mensch, wenn auch kein herzensguter, ein Egoist sogar. Und über die Rolle des gar nicht so talentierten Jason Segels erfahren wir wie ein solcher Mensch aussehen kann, wenn er die Intrigen zum Ziele oberflächlicher Ziele einmal fallen lässt.
Er ist das Geheimnis der funktionierenden Psychologie der Figuren innerhalb eines Filmes, der eigentlich nicht sonderlich intelligent oder gewitzt ausgefallen ist. Die Kunst die Figuren trotz ihrer düsteren Seite zu mögen, insgeheim das etwas abseitige Publikum anzusprechen und nicht den Vorzeigemenschen der gerne nach außen geheuchelt wird, das ist es was den Streifen so unglaublich sympathisch macht und so gut funktionieren lässt.
Zwar weiß ich trotzdem nicht warum Elizabeth sich gegen Ende ein wenig zu sehr bessert, immerhin hat sie keinen nennenswerten moralischen Wandel erlebt, sondern lediglich gelernt sich mit weniger zufrieden zu geben, aber das ist auch schon der einzige unangenehme Punkt den ich an dem vielleicht etwas zu glatt erzählten „Bad Teacher“ auszusetzen hätte. Denn dass er eigentlich den üblichen Pfaden der amerikanischen Komödienwelt folgt, interessiert mich nicht wirklich. „Bad Teacher“ erfindet das Rad nicht neu, verzichtet im Gegensatz zur familiären Standard-Komödie seines Entstehungslandes lediglich auf einen erhobenen Zeigefinger, Pathos und Moral, was ich sehr an ihm schätze, aber er zeigt uns auch, dass man nicht verkrampft einen auf völlig anders machen muss, um ein tolles Ergebnis zu erzielen.
Hilfreich für das Erlangen des erreichten Zieles ist die spielfreudige und unverkrampfte Darstellung der Cameron Diaz, die selten so sexy wie hier wirkte und nach etlichen Abstechern in gewöhnliche Hollywood-Rollen endlich wieder dort ansetzt wo sie einst begann. Mit „Verrückt nach Mary“, „Very Bad Things“ und „Last Supper“ hatte sie seinerzeit in mutigen, oftmals provozierenden Werken mitgewirkt, und auch wenn „Bad Teacher“ im direkten Vergleich nicht ganz so mutig ausgefallen ist, so ist ihre Rolle der Elizabeth doch wieder der Schritt in die richtige Richtung.
Interessanter Weise harmoniert sie recht gut mit dem mir immer viel zu brav agierenden Jason Segel, eine Chemie die Jake Kasdan drei Jahre später mit „Sex Tape“ noch einmal aufleben lassen wollte. Ob ihm das gelungen ist werde ich demnächst mal antesten. Im hier besprochenen Film funktioniert sie jedoch, auch wenn das Verhältnis der Szenen zwischen den Beiden im Vergleich zum Gesamtfilm doch recht kurz ausgefallen ist. „Bad Teacher“ tut dies keinen Abbruch, der sollte schließlich auch gar keine Romantikkomödie sein. Die Harmonie zwischen den unterschiedlichen Stars ist lediglich ein Nebeneffekt, welcher der etwas durchschnittlich geratenen Geschichte gut tut. Zusammen mit den bereits genannten anderen Besonderheiten macht dies aus einem 08/15-Stoff einen wahrlich gelungenen Film, der keine hohen Ansprüche an sich selbst stellt. OFDb
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