Einen Innovationspreis wird „Der Chaos-Dad“, wie „That‘s My Boy“ unangenehmer Weise im Deutschen heißt, sicherlich nicht gewinnen, ist er in seiner kompletten Art doch eine typische Adam Sandler-Komödie, für die man den Komiker entweder liebt oder hasst, oder wie ich die Schultern zuckt und weiter in seinem Repertoir stöbert. Die Geschichte folgt dem ganz typischen Muster eines Handlungsablaufs aus dem Lehrbuch, und Sandler-typisch wird dabei das konservative Weltbild welches der Komiker zelebriert mit gesellschaftlichen Provokationen gemischt, freilich nur um das Individuum zu preisen und gegen Angepasstheit zu wettern. Dass Sandlers Weltbild die Angepasstheit 2.0 ist, quasi der alternative Mainstream, scheint ihm nicht klar zu sein, ist aber eigentlich auch egal, denn sein Blick auf die Welt ist lieb gemeint, und von einem Sozialromantiker kann man nicht zwingend eine psychologisch greifbare Empathie erwarten.
Genau die steht dem Gelingen von „Der Chaos-Dad“, wie so oft bei Sandler-Filmen, im Weg. Die Moral steht stets im Widerspruch zu den provokativen bis ekligen und peinlichen Lebenseinstellungen des Anti-Helden. Wie schon in „Leg Dich nicht mit Zohan an“ soll man mit einem Mann sympathisieren, der mit jedem fickt, egal wie greis diese Person ist. Da es diesmal nicht um eine Love Story geht, kann man dies als nett gemeinten, aber übel mitzuerlebenden, Ausrutscher abbuchen, schließlich soll diesmal nur der Sohn von seinem Stock im Arsch befreit werden. Und die Sandler-Therapie dorthin wird wie üblich mit dem Holzhammer präsentiert.
Freilich weiß Donny gar nicht so genau was er da tut, vertraut nur auf seinen Instinkt und seine Überzeugungen. Das weiß Sandler gut in sein Spiel einzubauen. Ohnehin hat er der Schauspieler den Dreh raus seiner Rolle den richtigen Mix aus Versager, ehemaliger Held und Typ mit gutem Herzen zu verleihen. Und all zu streng geht mit „Donny‘s Boy“ (Alternativtitel) nur jener um, der die wild zusammengewürfelte Story, die fast keine ist, auch nur halbwegs ernst nehmen kann. Die Geschehnisse werden fast bis zur Groteske hochgeschaukelt, was Sean Anders Regie-Arbeit nun kein verstecktes Niveau beschert, dafür bleibt der Streifen zu sehr geistfreier Mainstream, aber er sorgt für die nötige Distanz das Geschehen samt seiner lustigen Ideen einfach geistfrei auf sich wirken zu lassen.
Selten wie hier konnte man in einer Sandler-Komödie die fehlerhafte Psychologie und das etwas fragwürdige Weltbild des Komikers derart ignorieren wie hier. Denn hier zählen nur die einzelnen Momente und nicht die Gesamtstory, und neben allerlei grenzwertigen Situationen und Ideen, die besser nie den Weg auf die Leinwand gefunden hätten, gibt es auch allerhand lustige, charmante und amüsante Sachen zu erleben. Was das im einzelnen ist, wird jeder anders sehen, da hat jeder seine ganz individuellen Grenzen in Sachen Humor und Scham. Für viele wird sicherlich Vanilla Ice zu den positiven Elementen zählen. Der beweist, dass er über sich selber lachen kann (oder mittlerweile einfach alles für Geld macht, keine Ahnung), hält aber meist für die infantilsten Witze her, weswegen er für mich persönlich nicht dazu zählt.
Interessant ist es, dass es Regisseur Anders, der auch für „Spritztour“ und „Kill the Boss 2“ verantwortlich war, es schafft trotz all der Tritte in die Eier der Wohlfühlzone des Zuschauers eine Komödie zu schaffen, deren emotionale Momente meist sogar zu wirken wissen, wenn auch häufig in Kitsch badend. Zwar erweist sich das Drehbuch, wie typisch für einen Sandler-Film, als absolut unsensibel wenn es um den charakterlichen Wandel von Personen geht, da wird der Schalter gern urplötzlich von Schwarz auf Weiß geschaltet, ohne dass der Zuschauer weiß wie ihm geschieht, aber der Film weiß, auch durch die stets vorhandene Rest-Sympathie Sandlers, das Herz am rechten Fleck zu vermitteln, uns an emotionalen Situationen teilhaben zu lassen, und gerade die Momente, in denen Donnys Sohn tatsächlich einmal anfängt unverkrampft zu leben, auch als großartig und lebensbejahend zu vermitteln, so dass man am liebsten gleich mit in das Partygeschehen einsteigen würde.
Durch die gnadenlose Übertreibung des Sandler-Humors bleiben freilich alle Darsteller unter ihrem Niveau. So tut es fast schon weh Schauspiel-Legende James Caan in solch infantilem Klamauk zu erleben. Aber irgendwie verzeiht man Sandler meist ja doch wieder, zumindest wenn man keiner dieser festgepolten Sandler-Hasser ist, die es allerhand zu geben scheint. Sicherlich kann ich verstehen was es an diesem Mann nicht zu mögen gibt, aber vollkommen in die Kacke wie bei „Kindsköpfe“ und „Billy Madison“ haut er eigentlich selten. Meist sind seine Werke ja doch noch akzeptables Mittelmaß oder sogar unterhaltsame Routine. Und „I Hate You, Dad“ (Alternativtitel) schafft es wie durch ein Wunder gerade noch in letztgenannte Kategorie zu rutschen. Aber das war mal wieder haarscharf. OFDb
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