Nachdem „Der Wixxer“ bereits allerhand Verweise, Storyfragmente, Klischees, Schauspieler, Stereotype, Stilmittel und Handlungsorte der Wallace-Geschichten, welche die hauptsächlich in den 60er Jahren entstandene Rialto-Reihe erzählte, durch den Kakao gezogen hatte, war das Wichtigste zu Parodiezwecken eigentlich schon verarbeitet. Nicht dass bei über 30 Filmen nicht trotzdem noch einiges an Material vorhanden wäre, aber „Neues vom Wixxer“ guckt sich eher im Grundton wie eine Wallace-Parodie, teilt sich inhaltlich jedoch den Bereich des humoristisch Nachgeahmten mit der kunterbunten Welt der TV-Hits und Kinoerfolge, die zur Erscheinungszeit der hier besprochenen Komödie gerade von sich reden ließen.
Obwohl nun also vergleichsweise weniger Wallace durch die Fortsetzung weht, hat man nach vergeblicher Mühe bei Teil 1 für Teil 2 nun endlich Wallace-Legende Joachim Fuchsberger für eine große Nebenrolle gewinnen können, der sichtlich in die Jahre gekommen ist, aber eine wunderbare Plattform versteckter Anspielungen auf die Originale bietet, inklusive eine „Der Zinker“-Verwechslung mit Heinz Drache. Auch mit an Bord ist Chris Howland, den man seinerzeit aber nur in Konkurrenzprodukten der berühmten Wallace-Reihe erleben durfte. Da diese aber nicht nur finanziell vom großen Kuchen mitnaschen wollten, sondern auch stilistische und inhaltliche Ähnlichkeiten zu Rialtos Geldkuh aufwiesen, geht das schon in Ordnung.
Zumal wie erwähnt diesmal nicht nur die Wallace-Filme ihr Fett weg kriegen. Da wird über Klassiker wie „Winnetou“ ebenso gekalauert wie über zur Entstehungszeit moderne Kino-Hits wie „Drei Engel für Charlie“ oder Quoten-Hits wie „7 Tage 7 Köpfe“ und „24“. Mit den Handlungsorten Kloster und Irrenanstalt konnte man zudem mit anderen Elementen vergangener Wallacefilme spielen als bisher, was mit ein Grund dafür ist warum „Neues vom Wixxer“ nicht nur wie ein wiedergekäuertes unnötiges Anhängsel des ersten Teils wirkt, sondern stattdessen wie eine kraftvolle Weiterführung. Mit dazu bei tragen die Stars, die im Vorgänger nicht mit an Bord waren, als da wären der unglaublich komische Christian Tramitz, die wie immer toll schauspielernde Christiane Paul und Judy Winter in einer mimisch großartig gemeisterten Rolle als Nonne.
In Nebenrollen und Gastauftritten tummeln sich zudem Hella von Sinnen, Martin Semmelrogge, Frank Zander, Roberto Blanko, Michael Kessler, Achim Mentzel und manch andere Prominente mit herum, während zudem auch die wichtigsten Gesichter des Originals für das Projekt zu gewinnen waren, einschließlich Christoph Maria Herbst, dessen Rolle als Hatler aufgefrischt wird durch seine Position als Leiter einer Nervenheilanstalt. Pastewkas Mimiken mögen nicht ganz so gekonnt humoristisch ausgefallen sein wie im Vorgänger, sind aber noch immer eine Wucht, und Oliver Kalkofe schlägt sich wacker inmitten der professionellen Schauspieler, so dass ich hier wie in Teil 1 nicht verstehe was die Leute an seiner Leistung stets zu meckern haben.
Sein grenzwertiger Humor, der nicht so recht in „Der Wixxer“ hineinpassen wollte, wird in der Fortsetzung auf ein Minimum reduziert, was dem Film sichtlich gut tut, und da jeder der erstmals auftauchenden Mimen zudem seinen eigenen Humor mit einbringt, guckt sich auch dieser zweite Teil frisch und angenehm und bietet gekonnter Weise so viel zu Lachen wie sein Vorgänger. Sicherlich fällt eine schnell nachgereichte Fortsetzung nie so liebevoll detailreich aus wie ein erstes Projekt, für das man in der Regel mehr Zeit besitzt und in das man Ideen einbauen kann, die einem schon lange im Kopf herumspuken. Der Feinschliff des ersten Teils fehlt und einen pompösen Moment wie die wundervolle Gesangseinlage des Originals gibt es nicht zu sichten.
Stattdessen überrascht das Drehbuch jedoch mit einem interessanten Aufhänger, einem einfallsreichen Szenario, welches trotz wirrer, irrer Ideen, die manches Mal auch die physikalischen Gesetze aus den Angeln heben, doch immer zusammenhängend und durchdacht ist, sowie einer Mörderaufdeckung, die so pointensicher wie schwachsinnig genial ist, dass sie auf ganz eigene Art Wallace-Klischees aufs Korn nehmen kann. „Neues vom Wixxer“ ist somit der würdige Nachfolger eines geglückten Nummer 1 und auch mit weniger Edgar Wallace im Gepäck noch immer eine klare Empfehlung für Freunde deutschen Humors. OFDb
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