Gloria Guida stand am Anfang ihrer kurzen Karriere, als sie die Rolle in „Kesse Teens und der erste Sex“ übernahm, der, obwohl vorher entstanden, nach dem Erfolg der mit „Flotte Teens und heiße Jeans“ begonnenen Flotte Teens-Reihe in Deutschland auch als „Flotte Teens - Die erste Liebe“ vermarktet wurde. Die Publikumstäuschung könnte kaum übler ausfallen, ist „Kesse Teens und der erste Sex“ doch nicht ansatzweise komödiantisch ausgelegt, sondern ganz im Gegenteil ein sehr ernst erzähltes Erotik-Drama, das mit dem Klamauk der Vergleichsfilme so viel zu tun hat wie „American Pie“ mit „American Beauty“.
Mario Imperoli, der auch für die Geschichte mitverantwortlich ist, ist es sehr daran gelegen einen ehrlichen Blick auf das Leben einer hübschen Teenagerin und ihr Umfeld zu werfen. Deswegen mag es ein wenig unpassend wirken, dass die damals 19jährige Gloria Guida eine 15jährige spielt, ist ihr Körper doch wesentlich weiter entwickelt. Lediglich die unreine Haut im Gesicht zeigt uns, dass sie sich selbst noch im Teenie-Alter befand als „Monika - Die erste Liebe“ (Alternativtitel) gedreht wurde. Von der süß anzuschauenden Hauptdarstellerin einmal abgesehen ist Imperoli sein Vorhaben ansonsten jedoch geglückt.
Faszinierend ist dabei, dass der alte Stelzbock zwar inflationär ständig Wege sucht uns Nackedeibilder unter die Nase zu reiben, immerhin hätte die Geschichte auch fern des Erotikfilms als Jugend-Drama etwas hermachen können, es gleichzeitig jedoch schafft „Kesse Teens und der erste Sex“ unaufgeregt zu erzählen. Sein Werk ist kein sinnliches Erlebnis, dafür sind die Abgründe der sich die naiv tickende Monika ausgesetzt (nicht) sieht zu düster und der Blick auf alles was passiert zu theoretisch und nüchtern eingefangen. Da uns Imperoli zudem den Einblick in Monikas Seele verweigert, da ihr Charakter nur oberflächlich angerissen wird, wird „La ragazzina“ (Originaltitel) nie ein die Gefühle manipulierendes und all zu empathisches Werk.
Die bedrückte Haltung des Zuschauers kommt allein durch das theoretisch Gezeigte auf. Die Geschichte benötigt jedoch einiges an Laufzeit bis man in ihr mehr erkennt als eine willkürlich vor sich herlaufende Abfolge von Erotikszenen. Scheinbare Nichtigkeiten werden zu Wichtigkeiten. Die Erlebnisse einzelner Figuren in fast schon parallel ablaufenden Geschichten beeinflussen die anderen Figuren, wenn auch manches Mal viel später. Und wie emotional distanziert der Film, und mit ihr das Eintauchen in die Gefühlswelt der Monika, ist, zeigt uns der überraschende Schluss, der eine sehr schockierende Situation aus Gründen der Selbstgerechtigkeit fast schon auf die leichte Schulter nimmt.
Gefühlskalt kann man den Film trotzdem nicht nennen, geht er doch dafür viel zu ehrlich mit den Wünschen und Erlebnissen seiner Figuren um, innerhalb einer Erzählung die er frei von Belehrung, Moral und Wertung dem Zuschauer vorsetzt. Dieser muss für sich selbst beurteilen wie er das Miterlebte einschätzt. Dieser objektive Blick auf eine, um authentisch zu wirken etwas zu lüstern erzählte, Geschichte, macht aus „Kesse Teens - Die erste Liebe“ (Alternativtitel) einen interessanten Film, zumindest dann wenn man sich für die meist schlichten Erlebnisse zu interessieren weiß. Die ebenfalls vorhandenen lauten und reißerischen Themen lässt Imperoli immer nur kurz anklingen, lässt sie zur Nebensache verkommen, egal wie drastisch sie eigentlich Einfluss auf Situationen und Charaktere nehmen. Und das ist eine lobenswerte Besonderheit des hier besprochenen Filmes, von dem ich mir wünschte er hätte selbiges auch mit den, zugegebener Maßen nett anzusehenden, Erotikszenen gemacht. OFDb
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