Da mir die Leistung von Chloë Grace Moretz in „Kick-Ass“ damals sehr gut gefiel, griff ich seinerzeit ausnahmsweise erst zum Remake des hier besprochenen Filmes, anstatt direkt das Original zu sichten. Ich habe mich direkt in die sehr sensibel erzählte Geschichte verliebt und den Film einige Male geschaut, mich nicht an das Original trauend, da das Remake „So finster die Nacht“ sehr detailgetreu nachempfunden sein sollte und ich mir Sorgen machte, ob die Kinder aus der Erstverfilmung so gut agieren würden wie in der US-Version. Auch ob die Erstverfilmung ebenso emotional sensibel mit dem Stoff umzugehen wusste ließ mich zweifeln, stammt sie doch aus Europa, wo Filme oft realitätsnäher und damit emotional weniger dick aufgetragen ausfallen. Was eigentlich eine positive Eigenschaft des Europakinos für mich ist, wurde hier ausnahmsweise zu einer Befürchtung, so zart, sanft und lieblich sich das Remake schaute.
Jetzt wo ich „Let Me In“ einige Zeit nicht mehr gesehen habe und ohnehin gerade einen Streifzug durch das Sub-Genres des Vampirfilms mache, war die Zeit endlich reif dem Original die Beachtung zu schenken, die er als Ideengeber und Vorreiter des Remakes ohnehin längst verdient hatte. Und ich freue mich, dass er mir ebenso gut gefällt wie die zuerst von mir gesichtete Fassung. Generell würde ich keine der anderen vorziehen, allerdings bleibt ein Original immer ein Original, gerade wenn so direkt kopiert wurde wie hier. Das was „Let Me In“ verändert hat, hat er gut verändert, zumindest für ein einfühlsames, glatt geschliffeneres Kinoerlebnis.
Wer es jedoch realistischer, subtiler und rauer mag, dem wird freilich die schwedische Version wesentlich besser gefallen, ist sie doch noch mehr in der Kinderwelt zu Hause als das in diesem Punkt gar nicht so schlechte Remake. „So finster die Nacht“ fühlt sich echter an und ist zudem nicht wie befürchtet gefühlskälter als die Neuverfilmung ausgefallen. Bereits hier in der Originalversion wird eine herzliche Geschichte erzählt, in welcher der Junge im Zentrum nicht ganz so sozial abgeschottet lebt wie er es im Vergleichsfilm tut, die Beziehung zu seiner Mutter ist hier schließlich noch recht liebevoll dargestellt, so dass bereits die Erstverfilmung ein gefühlsintensives Vampir-Drama ist und dem Zuschauer damit das beschert, was der Kinoerfolg „Twilight“ in seiner dümmlichen Art nur vorgaukelte zu sein.
Trotz der Kinder im Zentrum wird hier im Gegensatz zur besagten Vampirschnulze ein erwachsener Stoff erzählt, nicht nur was die Horrorthematik und ihre teilweise harten Bilder betrifft, sondern gerade was das soziale Verständnis und die Gefühlswelt der Protagonisten betrifft schaut sich „Let the Right One In" (Alternativtitel) sehr reif und durchdacht.
Zudem ist „Låt den rätte komma in“ (Originaltitel) so wunderschön fotografiert wie das Remake, schaut sich auch hier im Vergleich rauer und düsterer, und das weiß sehr zu gefallen. Dass „So finster die Nacht“ kein guter Film sein könnte, hatte ich nie befürchtet, es konnte nur ein hervorragendes Werk sein, wenn der sich so gefühlsintensiv schauende „Let Me In“ sogar noch als Blaupause so gut zu funktionieren wusste. Aber dass das Original keineswegs wesentlich nüchterner umgesetzt wurde und bereits hier schon großes Gefühlskino vermittelt wird, hatte ich so nicht erwartet und macht damit das Remake tatsächlich komplett austauschbar, zumal die Kinderdarsteller hier gekonnt in Szene gesetzt werden, so dass kaum auffällt dass sie eigentlich schwächer spielen als die amerikanische Besetzung. OFDb
Ich muss gestehen, das ich mit dem Oscar der Originalversion nie so richtig warm geworden bin, da ist der männliche Protagonist des US-Remakes wesentlich besser. Die beiden Damen des Ensembles wiederum sind ebenbürtig. Beim Remake mag ich mehr die Charaktere, beim Original die visuelle Umsetzung. Aber im Großen und ganzen stimme ich dir zu. Man kann keinen von beiden Filmen dem anderen vorziehen, die sind beide sehenswert.
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